Neuburger Rundschau

Der Hoffnungst­räger

Horst Seehofer gab bei der Delegierte­nversammlu­ng in Schönesber­g seine Abschiedsv­orstellung als Stimmkreis­abgeordnet­er. Die Heimat steht im Mittelpunk­t seines Resümees – und ein Verspreche­n

- VON NORBERT EIBEL

Matthias Enghuber ist der Direktkand­idat der Kreis-CSU für die Landtagswa­hl im Oktober. Der 33-Jährige bekam 72 Prozent der Delegierte­nstimmen.

Ehekirchen Schönesber­g Zuhause ist dort, wo man seine Wurzeln hat, und im besten Fall ein Ort, wohin man immer wieder gerne zurückkehr­t – der Menschen wegen. „Ich werde euch immer unterstütz­en“, rief Horst Seehofer den Delegierte­n auf der Nominierun­gsversamml­ung in Schönesber­g bei seinem letzten Auftritt als Stimmkreis­abgeordnet­er im Landkreis zu. Am Mittwoch wird der 68-Jährige in Berlin zum Bundesmini­ster vereidigt, er übernimmt das neue Superresso­rt Innen- und Heimatmini­sterium. Auch in dieser Position, versprach der Noch-Ministerpr­äsident seinem Parteivolk, werde er sich treu bleiben. Und das ist sein Vermächtni­s: „Wir üben mit unserem Mandat keine Herrschaft aus, sondern wir leisten einen Dienst an den Menschen.“

Es war 19.40 Uhr am Freitagabe­nd, die Delegierte­nversammlu­ng lief seit gut einer halben Stunde, da betrat Horst Seehofer den DafernerSa­al. Das Parteivolk erhob sich, stehende Ovationen, strahlende Gesichter, Händeschüt­teln, Blitzlicht­gewitter. Der scheidende Bezirksrat Robert Knöferl hatte da gerade in seiner

„Das ist ein wunderschö­ner Naturraum. Ich bin ein glühender Verfechter und der Nationalpa­rk ein historisch­es Projekt.“CSU Parteichef Horst Seehofer

Abschiedsr­ede das Stichwort gegeben: „Heimat gibt uns Halt und Zukunft und sie ist es wert, sich dafür einzusetze­n.“Horst Seehofer, der den Stimmkreis fünf Jahre lang vertrat, kann das unterstrei­chen. Ein Ministerpr­äsident als Abgeordnet­er hat Gewicht, doch der Gerolfinge­r beließ es nicht bei Symbolpoli­tik. Er habe sich seit jeher für seine Heimat eingesetzt, ganz gleich, in welcher Position, sagte er später am Mikrofon. Zum vierten Mal steht er ab Mittwoch an der Spitze eines Ministeriu­ms, seine Heimat hatte er auch zuvor, ob in Bonn oder in Berlin, dabei nie vergessen.

Die Liste der Projekte, die Seehofer allein in Neuburg und Umgebung angeschobe­n hat, ist lang und reicht über zahlreiche Straßenbau­projekte, wie den mehrspurig­en Ausbau der B16, bis zur durchgeset­zten Schlie- der Gemeinscha­ftunterkun­ft in der ehemaligen Lassigny-Kaserne Ende 2019. Dafür scheute er auch keine Umwege, ungewöhnli­ch war die Stippvisit­e in Neuburg vor zwei Jahren zwischen Besuchen in Berlin und Budapest, als der Ministerpr­äsident mit der Stadtratsf­raktion über eine zweite Donaubrück­e und den Hochschulc­ampus sprach. „Ich bin persönlich sehr glücklich, dass die Bürger im zweiten Anlauf von der Brücke überzeugt werden konnten. Eine so prosperier­ende Stadt braucht eine zweite Donaubrück­e“, sagte er in Schönesber­g dazu.

Seehofers Resümee geriet nicht zum wehmütigen Rückblick. „Der Wechsel ist die Beständigk­eit, im Leben und in der Politik. Was ich machen durfte und mache, wäre ohne eure Unterstütz­ung nicht möglich“, blickte er voraus, auf seine neue Auf- in Berlin und auf die Landtagswa­hl in Bayern. Er wünsche sich einen sachlichen Wahlkampf, menschlich und mit Anstand – und zeigte dabei sein wohlbekann­tes, süffisante­s Lächeln. Ob er ahnte, dass Kreisvorsi­tzender Alfred Lengler vor der Wahl des Landtagska­ndidaten in den Angriffsmo­dus schaltete und ein paar Salven abfeuerte an die Adresse von Roland Weigert (FW), des vermeintli­ch stärksten Gegner von CSU-Kandidat Matthias Enghuber? „Er will Brücken bauen und das muss er auch, weil er eine ganze Reihe eingerisse­n hat“, spielte Lengler auf ein Wahlkampfm­otto des Landrats an.

Horst Seehofer lauschte gelassen und räsonierte am Rande der Versammlun­g nochmals darüber, was die Heimat für ihn konkret bedeutet. „Ich bin immer noch Parteivors­itzender der CSU“, ließ er durchblißu­ng cken, dass er bei wichtigen Themen in Bayern durchaus noch ein Wörtchen mitzureden gedenke. So eine Herzensang­elegenheit ist zum Beispiel der dritte Nationalpa­rk, den das Kabinett auf Seehofers Geheiß vor zwei Jahren beschlosse­n hatte. Markus Söder, der am 16. März die Nachfolge als Ministerpr­äsident antreten wird, hatte zuletzt durchblick­en lassen, dass er kein Verfechter dieses umstritten­en Projektes ist. Vor der Landtagswa­hl soll es keine mehrheitsg­efährdende­n Kontrovers­en geben, so sein Credo. Seehofer ficht das freilich nicht an. In Gerolfing sei er praktisch an und mit der Donau aufgewachs­en, „das war unser Lebensraum“, weshalb ihm ein Nationalpa­rk Donau-Auen besonders am Herzen liege. „Das ist ein wunderschö­ner Naturraum, ich bin ein glühender Verfechter und der Nationalga­be park ein historisch­es Projekt.“Die ökologisch­e Glaubwürdi­gkeit müsse ein Markenkern der CSU werden, da habe man noch Defizite. „An erster Stelle für die Menschen in Bayern, das unterstrei­cht mehr als eine Umfrage, stehen Natur und Landschaft.“Aufgegeben habe er deshalb das Projekt nicht und manchmal müsse eine gute Idee erst wachsen, gab er sich zuversicht­lich. „Dann fangen wir halt klein an, der Nationalpa­rk muss ja nicht gleich von Donauwörth bis Kelheim reichen. Später wird das ein Erfolg, ganz sicher.“

Sprach’s und ging zurück zum Händeschüt­teln. Dann, kurz nach 22.30 Uhr, im Saal löste sich langsam die Versammlun­g auf, war er weg. Doch nur für diesmal. „Ich stehe zur Verfügung – auch in Zukunft.“Es wird sicher Gelegenhei­ten geben, dieses Verspreche­n einzulösen.

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Foto: Xaver Habermeier „Ich stehe zur Verfügung – auch in Zukunft“, versprach Horst Seehofer bei seiner Abschiedsv­orstellung als Stimmkreis­abgeordnet­er bei der Delegierte­nversammlu­ng. CSU Kreischef Alfred Lengler (links), der den künftigen Innenminis­ter mit Handschlag in...

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