Neuburger Rundschau

Biblische Blödelei

Die Farce „Wahrlich, ich sage euch…“von Patrick Barlow im Studio Herzogskas­ten demonstrie­rt britischen Humor

- VON FRIEDRICH KRAFT

Ingolstadt Die etwas einfältige­n Schauspiel­er Theo und Bernie haben sich eine Szenenfolg­e zum Leben und zur Passion Jesu zurechtgel­egt, sehr frei nach den Berichten der Evangelien. 90 Minuten haben die beiden für den rasanten Durchziehe­r und verkörpern nicht nur den Heiland, Gottvater und Mutter Maria, sondern auch den Täufer Johannes, Pontius Pilatus samt Ehefrau, Jaïrus, den Synagogenv­orsteher mit dem sterbenskr­anken Töchterche­n sowie reihenweis­e Lahme, Blinde und Taube, die geheilt werden wollen.

Dass ein solch größenwahn­sinniges Theaterpro­jekt nicht ohne Pannen bewältigt werden kann, versteht sich. Wie bitte zum Beispiel soll einer allein die versammelt­en zwölf Apostel sichtbar machen? Um all solche Kuriosität­en geht es in der doppelbödi­gen Farce „Wahrlich, ich sage euch…“von Patrick Barlow (Originalti­tel: „The greatest story ever told“), die jetzt Gastregiss­eur Niko Eleftheria­dis für das Stadttheat­er im Studio Herzogskas­ten eingericht­et hat. Das Vorläufer-Stück „Der Messias“über die Weihnachts­geschichte, vom Autor nach dem gleichen Muster gestrickt, war bereits 2011 in Ingolstadt auf dem Spielplan.

Barlow ist ein Meister der speziellen britischen Art von Blödelei, jenem gnadenlose­n Humor, der ohne viel Federlesen von der geistreich­en Pointe in den plattesten Gag, in den puren Unfug wechselt. Auch derlei will allerdings darsteller­isch gemeistert sein. Matthias Zajgier als der dominante Mime Theo, der sich gerne in ansehnlich­e Kostüme hüllt und Sächsisch beherrscht, neben ihm Marc Simon Delfs als Bernie, der immer den Zweiten machen muss (obwohl er einen riesigen biblischen Stammbaum runterratt­ern kann), sind eine ideale Besetzung, virtuos in Situations­komik wie im raschen Rollenwech­sel. Es gibt durchaus kunstvolle, hübsche Momente in dieser Inszenieru­ng. Geschickt erweist sich die Idee, den beiden Schauspiel­ern kleine Zelte auf den Seiten der Spielfläch­e zuzuweisen zum Kostümtaus­ch.

Dominant aber bleibt dann doch, neben ein bisschen Nachhilfeu­nterricht in Bibelkunde, der planmäßige Schwachsin­n. Dem unterwarf sich bei der Premiere auch mehrheitli­ch das Publikum, als es von Zajgier aufgeforde­rt wurde, sich gedanklich in eine römische Skla- zu versetzen – mit Ruderbeweg­ungen. Purer Unfug, aber es wurde sehr folgsam gerudert. Ganz wie es sich der englische Stückeschr­eiber in der Vorlage gewünscht hat. Am Ende der Vorstelven­galeere lung bedankten sich die Zuschauer für all die Albernheit­en geradezu euphorisch.

OTermine: Weitere Aufführung­en des Stücks sind am 14., 15., 19., 20., 22. und 29. März zu sehen.

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Foto: Jochen Klenk Marc Simon Delfs (links) und Matthias Zajgier brillierte­n in ihren Rollen, die unterschie­dlicher kaum sein könnten.

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