Modern anmutend und gefühlvoll interpretiert
Solisten des Münchner Kammerorchesters, Markus Stockhausen und Florian Weber gestalteten den Samstag
Neuburg Die Musik von Markus Stockhausen zog sich wie ein roter Faden durch den zweiten Festivalabend bei Neuburgmusik. Im Oktett-Konzert stand die als Uraufführung notierte Komposition „Perspectives of Perception“von Stockhausen – neben Notationen des Münchners Jörg Widmann und Ludwig van Beethoven – im Mittelpunkt. Glanzvoll agierten die Solisten des Münchner Kammerorchesters – Suyeon Kang, Max Peter Meis (Violine), Bridget Mac Rae (Cello), Tatjana Erler (Bass) Franz Draxinger (Horn) und Maria Jose Rieblo Blanco (Fagott) – sowie die beiden künstlerischen Leiter des Festivals, Kelvin Hawthorne (Viola) und Stefan Schneider (Klarinette). Fließend gestaltete Übergänge, inspirierend, ideenreich und vielseitig gestaltet, sind Grundlage dieses anspruchsvollen Werkes, das von den engagierten Musikern insgesamt großartig intoniert werden konnte.
Jazzkonzert am Abend stand Markus Stockhausen dann selbst auf der Bühne des Stadttheaters, um bei der „Duo-Jazz-Night“, betitelt mit „Inside Out“als Trompetensolist, im wundervollen Zusammenspiel mit dem herausragenden Pianisten Florian Weber, zu begeistern.
Beide Musiker sind Meister ihres Faches. Äußerst beweglich in den Jazz-Strukturen, variabel in der Tongebung, selten klar in der Intonation und herausragend in den so gefühlvoll angelegten Improvisationen konnte somit im gut besuchten Stadttheater eine Klangmelange entstehen, die man wirklich selten zu hören bekommt.
Markus Stockhausen, selbst der Name ist Programm, arbeitete sehr lange mit seinem berühmten Vater, Karl Stockhausen, konzertierte in der Vergangenheit als Solist bei zahlreichen Uraufführungen und darf – so auch im Programmheft zu lesen – zu den vielseitigsten Musikern unserer Zeit gezählt werden. Dies belegen auch seine über 80 CD- Veröffentlichungen und zahlreiche bedeutende Jazz-Auszeichnungen. Sein Duo- Partner Florian Weber (Piano) steht in Sachen TonBeim kunst ebenso ganz oben auf der Rangliste des modern angelegten Jazz. Dabei ist auch ganz besonders erwähnenswert, dass er neben vielen unterschiedlichen Aktivitäten mit dem großen Lee Konitz (er ist immer wieder gern gesehener Gast im Birdland Jazzclub) im renommierten New Yorker „Village Vanguard“ein weit bekanntes Live-Album einspielen konnte.
Beide Musiker wissen um die schöpferische Kraft der Musik. Diese kredenzen sie so selbstbewusst und stimmig. Ihr Spiel ist derart klar, prägnant in der Artikulation und variabel in den Ausdrucksmöglichkeiten, dass man darüber wirklich nur staunen kann. Titel wie etwa „Mondtraum“, „Befreiung“, „Better World“, „Vater unser“wirken von der Interpretation frei, fast losgelöst von engen Strukturen und offenbaren ein stetes Streben der Musiker nach Freiheit und Entfaltung ihrer Kunst. Die dabei immer wieder frei gesetzten Energien einer so intensiv kredenzten Musik zeugen von kammermusikalischer Klarheit, Eleganz und wirken – noch dazu derart feinsinnig intoniert – nahezu vollendet. Fazit: Ein wirklich ganz besonderer Abend!