Auf der Suche in einer spiegelverkehrten Welt
Für das Neuburger Volkstheater haben Lucie Schafferhans und Mario Müller ein Musical geschrieben, in deren Mittelpunkt die Geschichte zweier Schwestern steht. Am Wochenende feiert „Replica“Premiere
Neuburg Ganz plötzlich und ohne triftigen Grund wacht Penelopé auf. Das Mädchen blickt neben sich. Doch dort, wo eigentlich Chloé schlafen sollte, ist nichts und niemand. Das Bett nebenan, das Bett im Waisenhaus, ist leer. So in etwa beginnt die Geschichte von „Replica – Jenseits des Spiegels“, das erste Musical des Neuburger Volkstheaters. Am kommenden Sonntag, 1. April, feiert das Stück auf der Bühne des Stadttheaters Premiere.
Die beiden Urheber, Mario Müller und Lucie Schafferhans, trainieren seit Monaten auf diesen Termin hin. Im Gegensatz zu herkömmlichen Theaterinszenierungen, sagt Schafferhans, sei der Aufwand mit Tanz- und- Performance-Anteilen doppelt so groß. „Deshalb haben wir mit den ersten Chorproben schon im November angefangen.“Dazu haben die Initiatoren alle Lieder, alle Stimmen aufgenommen. „Damit unsere Sänger auch zuhause üben können“, erzählt Schafferhans weiter. „Man muss tatsächlich sehr viel Zeit mehr in ein Musical investieren.“Doch die Neuburger Gesangslehrerin beschwichtigt: „Wir kommen zeitlich gut aus.“Die Besetzung habe bereits mehrere Durchläufe spielen können. Insgesamt bietet das Stück neun Sprechrollen, der Chor besteht aus 13 weiteren Personen. Die Songs, es sind ebenfalls genau 13, werden auf Deutsch gesungen und halten sich mit Blick auf reine Textpassagen in etwa die Waage. Bei klassischen Musicals, erklärt Schafferhans, sei der Musikanteil mit durchschnittlich 24 Liedern deutlich höher. Doch wollte man die Geschichte nicht unnötig überladen.
London. Englands Nächte sind kalt, die Straßen dunkel. Irgendwo kläfft ein Hund, während Penelopé und Freundin Olivia Ausschau nach Chloé halten. „Was ist das?“, fragt eines der beiden Mädchen. Denn in der Ferne, da leuchtet etwas ganz eindringlich: Es ist ein Spiegel. „Anders als Olivia kann Penelopé hindurchgehen“, bemerkt Lucie Schafferhans. Getrieben von der Suche nach der kleinen Schwester tut sie es – und landet in Replica.
Wie die beiden Macher ihre Darsteller und Sänger ausgesucht haben? „Zum einen haben wir innerhalb des Theatervereins nachgefragt, wer singen kann und den Un- sinn mitmachen möchte“, scherzt die Gesangslehrerin. Zum anderen habe sie einige ihrer Schüler engagieren können. Zu diesen Schülern zählt Lisa Moosheimer, die nun die Hauptrolle übernimmt. Für die 24-Jährige sei es eine Ehre, die Figur der Penelopé zu spielen. Gleich- zeitig, gibt sie zu, habe sie Angst, etwas zu vermasseln. Lisa spielt nach eigenen Angaben den Charakter der typischen großen Schwester: „Nach und nach kommt sie aus sich heraus und blüht auf.“Ob sie sich mit dieser Rolle identifizieren kann? Lisa winkt ab und schüttelt den Kopf. Stattdessen falle es mitunter sogar schwer, die Leidenschaft beim Singen unter Kontrolle zu halten. Mit dem charakterlichen Gegenstück sieht sich Judith Titze konfrontiert. Sie mimt die Figur der Olivia, deren Freigeist auch stimmlich präsent sein muss. Die Schauspielerin kennt noch eine weitere Herausforderung: „Es war eine unglaubliche Überwindung, allein auf der Bühne zu singen.“Im Unterschied zum reinen Theater verlange das Musical mehr: „Tanzen, Singen und Schauspielern zusammen – das ist knackig“, findet sie. Dazu komme die Angst vor einem grippalen Infekt, der die Stimme angreifen könnte.
Bereits 2013 habe es Überlegungen für ein Musical gegeben. „Es fehlte die Zeit“, erklärt Schafferhans heute. Viele Jahre später klappt es nun. „Es ist ein klassisches Märchen“, sagt die Initiatorin über die Geschichte zweier Schwestern. „Ich freue mich sehr auf die Aufführung.“Schon in der letzten Nacht habe sie deshalb kein Auge zugetan.
OTermin
Premiere ist am Sonntag, 1. April, um 20 Uhr im Neuburger Stadt theater. Weitere Aufführungen von „Repli ca“sind am 6., 7. sowie am 14. April.