Warum kurz oft besser ist
Als ich in den USA studiert habe, gab es die Möglichkeit, neben dem Kerncurriculum auch sogenannte Wahlkurse zu belegen. Einer dieser Kurse hieß: „Competitive Intelligence“. Der Lehrbeauftragte war ein ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter des CIA, zu dessen Aufgaben auch das Verfassen von Briefings für Präsident Ronald Reagan zählte. Reagan war ausgesprochen allergisch gegen Gelaber und machte deshalb strikte Vorgaben für Briefings. Sie durften nicht länger als eine Seite sein. Auch das Format war vorgegeben und bestand aus folgenden vier Elementen:
● Thema Hierum geht es.
● Fakten Die Zusammenfassung der wichtigsten Tatsachen.
● Lösungsoptionen Die Varianten, die zur Lösung der Problematik zur Auswahl stehen.
● Empfehlung Die Option, die der Entscheider wählen sollte sowie die Gründe für diese Wahl.
Eine extrem gute Struktur, finde ich. Aber je besser man sich in einem Thema auskennt, desto schwerer wird es. Doch der Umfang eines Themas darf bei einem Briefing niemals die Ausrede für einen langen Text sein. Durch die Vorgabe der Länge von einer Seite ist der Verfasser gezwungen, relevante Überlegungen herauszuarbeiten und klar und deutlich in einer logischen Struktur darzustellen.
Und was haben Sie davon? Wenn Sie Entscheider sind, empfehle ich Ihnen, bei Ihren Mitarbeitern OnePager einzufordern. Denn das bringt sie dazu, sich mit großer Konzentration mit einem Thema zu befassen. Für Sie heißt das: Sie bekommen bessere Entscheidungsvorlagen, was zu besseren Entscheidungen führt.
Wenn Sie kein Entscheider sind, versuchen Sie sich im Verfassen von einseitigen Briefings – egal ob angefordert oder nicht. Das hilft Ihnen, Klarheit über eine Fragestellung zu gewinnen und die eigenen Gedanken gut zu strukturieren. Sie üben sich darin, das Unwichtige wegzulassen. Dazu müssen Sie das Thema intellektuell wirklich durchdringen und verarbeiten, sonst gelingt das nicht. Was Sie dabei nebenbei trainieren: Verantwortung übernehmen.
Anja Förster ist Unterneh merin, Vortragsrednerin und Autorin. Ihr neues Buch heißt „Zündfunken für Andersdenker“.