WhatsApp: Der zweite Mann geht
Noch ein Gründer verlässt Facebook
San José Der als Verfechter von Datenschutz und Verschlüsselung bekannte Mitgründer des Chatdienstes WhatsApp, Jan Koum, verlässt die Konzernmutter Facebook. Es sei Zeit für ihn, weiterzuziehen, schrieb Koum in einem Facebook-Eintrag. Berichten amerikanischer Zeitungen zufolge habe es Streit um die Datennutzung und die strikte Verschlüsselung bei WhatsApp gegeben. Pläne, bei WhatsApp Werbung einzuführen, hätten ebenfalls für Konflikte gesorgt. Koum war auch unter dem Dach von Facebook WhatsApp-Chef geblieben. Sein Mitgründer Brian Acton hatte die Firma schon letztes Jahr verlassen.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg dankte Koum und versicherte, dass Werte wie Verschlüsselung immer im Kern von WhatsApp bleiben würden. Koums Ankündigung kam für Facebook zu einem ungünstigen Zeitpunkt am Vorabend der jährlichen Entwicklerkonferenz F8. Koum und Acton hatten WhatsApp 2014 für rund 22 Milliarden USDollar an Facebook verkauft. Sie sicherten sich weitreichende Unabhängigkeit. So blieb WhatsApp werbefrei und die Daten wurden zunächst komplett getrennt. Inzwischen gleichen WhatsApp und Facebook Telefonnummern ab, um Spam herauszufiltern.
WhatsApp hat heute mehr als 1,3 Milliarden Nutzer. Doch der Datenschutz-Fokus der WhatsAppGründer und deren Ablehnung von Werbung machten es für Facebook schwieriger, Geld mit dem teuer gekauften Dienst zu verdienen. Der
zufolge sperrten sich WhatsApp-Manager dagegen, Daten des Dienstes für übergreifende Nutzerprofile einzusetzen, bei denen auch Informationen von Facebook und der ebenfalls zum Konzern gehörenden Fotoplattform Instagram verknüpft würden. In Europa waren schon erste Versuche, Infos von WhatsApp mit Facebook auszutauschen, auf Widerstand von Datenschützern gestoßen.