„Ich war nur ein kleiner Fisch“ ● Stefan Kießling,
Leverkusens Kießling beendet seine Karriere und kritisiert Löw
Wie schwer wird Ihnen der Abschied vom Profi-Fußball fallen?
Kießling: Ehrlich gesagt nicht so schwer. Natürlich werde ich auch Dinge vermissen. Aber die schmerzende Hüfte sagt mir: Es ist der richtige Zeitpunkt.
Sie haben einen Knorpelschaden und Arthrose im Hüftgelenk. Sorgen Sie sich, irgendwann ein künstliches Hüftgelenk zu brauchen?
Kießling: Ich bin in jedem Fall gefasst darauf. Wenn die Schmerzen nach dem Karriereende nicht weniger werden sollten, muss ich mir darüber Gedanken machen.
Sind Sie in erster Linie stolz auf das Erreichte? Oder ärgert es Sie, keinen Titel gewonnen und „nur“sechs Länderspiele zu haben?
Kießling: Ich bin wirklich superstolz. Ich habe zwölf Jahre in einem TopKlub gespielt, war mehr als zehn Jahre Stammspieler.
Seit 2006 haben Vereine wie der FC Chelsea oder Borussia Dortmund um Sie geworben. Warum haben Sie Bayer nie verlassen?
Kießling: Weil ich keinen Grund dazu hatte. Ich war Stammspieler, habe gutes Geld verdient, habe mich wohlgefühlt, meine Frau kommt von hier, meine Kinder sind hier geboren – warum hätte ich woanders das Glück herausfordern sollen?
Vor etwa fünf Jahren haben Fans, Experten und die Medien lautstark ihre Rückkehr in die Nationalmannschaft gefordert. Ärgert es sie noch, dass Joachim Löw sie nicht mehr nominiert hat? Kießling: Es hat sich durchaus auch gut angefühlt, dass die Menschen mich in der Nationalmannschaft sehen wollten. Nur der Bundestrainer wollte mich eben nicht. Joachim Löw hat mir gesagt, dass ich nicht in sein System passe. Das habe ich akzeptiert. Doof war nur, dass er das nie öffentlich gesagt hat und das Thema immer wieder aufkam.
Viele vermuteten, dass Löw persönliche Probleme mit Ihnen gehabt haben muss. War dem so?
Kießling: Da müssen Sie ihn fragen. Ich hatte keine Probleme mit ihm. Ich war ja auch nur ein kleiner Fisch im Teich, war nur selten dabei. Und ich war sicher kein Stinkstiefel.
Es gab Gerüchte über einen Disput mit Löw bei der WM 2010.
Kießling: Natürlich war ich unzufrieden, denn ich hätte gerne mehr gespielt. Aber ich habe nix angestellt oder gegen den Trainer geschossen.
2013 wären Sie wohl für die US-Reise nominiert worden, haben aber selbst verzichtet. Haben Sie das bereut? Kießling: Nein. Als Notnagel ohne Aussicht auf eine Perspektive – das musste nicht sein. Da war der Urlaub schöner. 34, hat sechs Länderspiele bestritten, unter ande rem kam er zweimal bei der WM 2016 zum Einsatz. Er wurde 2013 mit 25 Toren Torschützenkönig der Bundesli ga. 2006 wechselte der Franke vom
1. FC Nürnberg zu Bayer Leverkusen, stand im Pokalfinale 2009 und wur de Vizemeister 2011.