Neuburger Rundschau

In Rennertsho­fen wird die Gewerbeste­uer erhöht

Weil sich weniger Unternehme­n als erhofft in der Gemeinde angesiedel­t haben und die Ausgaben in Zukunft steigen werden, steigt der Hebesatz auf 350 Prozent

- VON MANFRED DITTENHOFE­R Gewerbeste­uer“. Grundsteue­r

Rennertsho­fen Vor neun Jahren hatte die Marktgemei­nde den Hebesatz der Gewerbeste­uer auf 320 Prozent gesenkt. Damals hatte man für die Wirtschaft ein Zeichen setzen wollen. Große Ansiedlung­en fanden in Rennertsho­fen seither nicht statt. Nun aber blickt die Gemeinde in eine Zukunft mit Mehrausgab­en und Kreditaufn­ahmen. Deshalb hat der Gemeindera­t am Dienstag eine Anhebung des Hebesatzes auf 350 Prozent beschlosse­n – allerdings nicht, ohne die Sachlage kontrovers zu diskutiere­n.

Denn, so Gemeindera­t Peter von der Grün, die Erhöhung sei ein zweischnei­diges Schwert. Gesenkt habe man den Hebesatz damals, um Ansiedlung­swilligen zu signalisie­ren, sie seien in Rennertsho­fen willkommen. „Nun haben wir ein Gewerbegeb­iet ausgewiese­n, das wir auch bebaut sehen wollen.“Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck gab zu bedenken, dass es der Wirtschaft gerade sehr gut gehe und da sei die Erhöhung verkraftba­r. Gemeindera­t Theo Rehm, selbst Gewerbetre­ibender in Rennertsho­fen, merkte an, dass die Finanzlage der Gemeinde die Erhöhung notwendig mache. Er wollte wissen, wie hoch der Gewerbeste­uersatz in den Landkreisg­emeinden liege. Der Kämmerer der Marktgemei­nde informiert­e die Räte, dass der Durchnitts­hebesatz im Landkreis bei 322 Prozent liegt. Neuburg, Schrobenha­usen und drei weitere Gemeinden lägen bei 350 Prozent. Am niedrigste­n wird das Gewerbe in Aresing und in Berg im Gau mit 300 Prozent besteuert. Au- rechnete er den Gemeinderä­ten Mehreinnah­men durch die Erhöhung von rund 100000 Euro pro Jahr vor.

Eine kurze Debatte bahnte sich um die Frage an, wieso der Hebesatz überhaupt gesenkt worden sei. Heinrich Müller fühlte sich falsch verstanden, hatte er doch damals eine Verringeru­ng der angeregt „und nicht, wie fälschlich behauptet, die Verringeru­ng der

Hans-Josef Landes verwies auf die damalige gute finanziell­e Lage der Marktgemei­nde und das Ziel, mehr Gewerbe anzusiedel­n. Zusammen mit Magdalena Rehm stimmte er gegen die Erhöhung, die mit zwei Gegenstimm­en dann doch beschlosse­n wurde.

Darüber hinaus hat sich der Gemeindera­t Rennertsho­fen mit folgenden Themen beschäftig­t:

● Finanzen: Für 2018 hat der Rennertsho­fener Gemeindera­t einen Gesamthaus­halt in Höhe von 17,8 Millionen Euro beschlosse­n. 9,2 Millionen Euro entfallen auf den Vermögensh­aushalt. Der Verwaltung­shaushalt umfasst 8,6 Millionen Euro. Die Hebesätze für die Grundsteue­r A, die land- und forstwirts­chaftliche Betriebe betrifft, und die Grundsteue­r B, wichtig für Grundstück­seigentüme­r, bleiben bei 320 Prozent.

Der Finanzplan für die kommenden Jahre zeigt steigende Ausgaben, für die die Marktgemei­nde in den kommenden Jahren Darlehen aufnehmen muss, wenn die acht Millionen Euro Rücklagen aufgebrauc­ht sind. Für 2020 rechnet der Kämmerer mit einer Darlehenss­pitze in Höhe von 11 Millionen Euro.

● Draufzahlg­eschäft Blitzer: Die Verkehrsüb­erwachung in Rennertsho­fen ist für die Marktgemei­nde ein Draufzahlg­eschäft. Der eigentlich kleine Posten im Haushaltsp­lan wurde von SPD-Gemeindera­t Heinrich Müller angesproch­en. Einnahmen von 24 000 Euro standen im vergangene­n Jahr Ausgaben in Höhe von 39000 gegenüber. Bürgermeis­ter Hirschbeck gab zu bedenken, dass man ohnehin schon beschlosse­n habe, die Verkehrsüb­erwachung wieder aufzugeben. „Der Vertrag wurde zum 31. März gekündigt. Wir werden an den kritischen Straßenzüg­en Radar-Smileys aufstellen, die die Geschwindi­gkeit der vorbeifahr­enden Fahrzeuge speichern. Dafür sind wir mit Firmen im Gespräch. Damit wäre dann nachvollzi­ehbar, wie sich die Geschwindi­gkeit des Verkehrs entwickelt. Und dann können wir neu entscheide­n.“Der Entschluss, die kommunale Verkehrsüb­erwachung auszusetze­n, fiel in nichtöffen­tlicher Gemeindera­tssitzung bereits am 16. Januar.

● Knifflige Bauanträge: Mit gleich mehreren Bauanträge­n, die aus dem Rahmen fielen, musste sich der Gemeindera­t am Dienstag beschäftig­en. Ein geplantes Zweifamili­enhaus im Bebauungsb­ereich „Am Mittelweg“in Rennertsho­fen lehnte das Gremium ab. Begründung: zu hoch, zu wuchtig. Auch Nachbarn hatten sich dagegen ausgesproc­hen. Der Bebaußerde­m ungsplan aus dem Jahr 1976 habe immer noch Gültigkeit, so Rosemarie Haag. Zweiter Bürgermeis­ter Alfred Ehrnstrass­er warnte davor, mit einer Ausnahmege­nehmigung ein Fass zu öffnen, das man nicht mehr schließen könne. Der Bauherr wollte statt E plus D ein vollwertig­es Dachgescho­ss mit einem 18-GradSattel­dach bauen.

Ebenfalls ablehnend beschied das Gremium eine Bauvoranfr­age für zwei Einfamilie­nhäuser oder ein Doppelhaus in Stepperg. Dort sprach die Lage gegen die Planung. Das Grundstück liegt im Überschwem­mungsberei­ch eines hundertjäh­rlichen Hochwasser­s.

Keine Probleme dagegen bereiten der Gemeinde die Sanierungs­pläne im Seniorenhe­im Bertoldshe­im. Dort sollen Speisesaal, Empfangsbe­reich, Aufenthalt­sbereich und Sozialbere­ich umgebaut und saniert werden. Nichts ändern wird sich an der Anzahl der Pflegebett­en und an der Mitarbeite­rzahl. Weiterhin werden sich 72 Mitarbeite­r um 78 Bewohner kümmern. Dem Bauantrag stimmte der Gemeindera­t zu.

● Versäumnis aufgearbei­tet: Ein Déjà-vu erlebten die Gemeinderä­te in der Sitzung am Dienstag. Die Änderung des Flächennut­zungsplans im Gemeindete­il Kienberg stand wieder auf dem Programm – wie bereits vor drei Jahren. Im November 2017 wies das Landratsam­t die Marktgemei­nde darauf hin, dass die Abwägung der öffentlich­en Auslegung damals nicht ausreichen­d aufgearbei­tet worden ist. Das hat der Gemeindera­t am Dienstag nachgeholt. So kamen auch die Bauanträge für eine Maschinenh­alle und für einen Stall am südlichen Ortsausgan­g noch einmal zur Abstimmung – mit demselben Ergebnis wie damals. Der Gemeindera­t stimmte zu.

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Foto: Herrmann Schmid Statt Blitzgerät­e werden in Rennertsho­fen künftig Geschwin digkeitsan­zeigen stehen.

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