Das kommt auf die Ehekirchener finanziell zu
Gemeinderäte beschäftigen sich mit nachhaltigem Energieversorgungskonzept. Eine Option für das Neubaugebiet
Ehekirchen Nach Burgheim und Königsmoos setzt sich nun auch Ehekirchen mit einem sogenannten kalten Nahwärmenetz auseinander. Denn die Gemeinde will demnächst ein neues Baugebiet ausweisen. Vertreter der Bürger-Energie-Genossenschaft Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt eG (BEG) stellten in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend ihre innovative Idee vor, wie die Kommune dieses Neubaugebiet nachhaltig mit Wärme und Energie versorgen könnte.
Wie zwei Experten der Genossenschaft – Matthias Haile und Manfred Rößle – erklärten, zirkuliere bei einem kalten Nahwärmenetz das Wärmeträgermedium direkt aus den Erdwärmesonden. Die Energie aus dem Wärmeträgermedium wird über ein zentrales Bohrfeld, das an unterschiedlichen Standorten in dem Neubaugebiet untergebracht werden kann, erzeugt. Die in diesem Bohrfeld gewonnene Energie wird über eine Ringleitung zu den einzelnen Verbrauchern geführt. Die Gebäude der Verbraucher docken an diese Ringleitung an. Somit werden die Wärmepumpen in den jeweiligen Häusern mit dem in den Ringleitungen zirkulierenden Wärmemedium versorgt. Die Wärme kommt direkt aus dem Boden, die Leitungsverluste sind sehr gering, eine Dämmung ist nicht erforderlich.
Rößle legte die Vorteile des kalten Nahwärmenetzes dar: Der Bauherr habe niedrige Investitions- und Baukosten, müsse keine eigene Quelle erschließen und sei unabhängig von Öl- und Gaspreisen, da die Sonne als Energiequelle dient. Die Kommune könne eine bessere Energiebilanz vorweisen, bekäme ein positives, grünes Image, da regenerative Energien genutzt werden und kaum CO2 ausgestoßen werde. Ein Anschlusszwang ist nicht notwendig. Der Ausbau des Netzes in Etappen sei problemlos möglich, sagte Rößle.
Die Etablierung des kalten Nahwärmenetzes macht die Grundstücke auf dem Neubaugebiet in Ehekirchen um 18 bis 22 Euro pro Quadratmeter teurer, so die Experten, da die Erschließungskosten auf die Grundstückskosten umgelegt werden. Damit sei das Netz dann aber bezahlt. Entscheide sich die Gemeinde für die BEG als Betreiber, sei die Genossenschaft für den Unterhalt zuständig und schütte bei Gewinnen eine Dividende an die Mitglieder aus. Als einzigen Nachteil führte Rößle das Risiko an, dass das Netz vereisen könnte, durch ein Blockheizkraftwerk könne das aber vermieden werden.
Da das kalte Nahwärmenetz als sehr innovativ gilt, wird es stark durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert: eine Machbarkeitsstudie mit 60 Prozent, der Bau mit 50 Prozent und Infoveranstaltungen mit bis zu 80 Prozent.
Die Ehekirchener Gemeinderäte nahmen die Präsentation des Projektes positiv zur Kenntnis. „Wir werden das Thema weiterverfolgen“, sagte Bürgermeister Günter Gamisch. In Burgheim und Königsmoos ist die Umsetzung schon weiter gediehen. Eine Infoveranstaltung in Burgheim sei bereits beschlossene Sache, sie würde aber erst Ende 2018 oder Anfang 2019 stattfinden, sagte Rößle.