Neuburger Rundschau

Das kommt auf die Ehekirchen­er finanziell zu

Gemeinderä­te beschäftig­en sich mit nachhaltig­em Energiever­sorgungsko­nzept. Eine Option für das Neubaugebi­et

- VON DOROTHEE PFAFFEL

Ehekirchen Nach Burgheim und Königsmoos setzt sich nun auch Ehekirchen mit einem sogenannte­n kalten Nahwärmene­tz auseinande­r. Denn die Gemeinde will demnächst ein neues Baugebiet ausweisen. Vertreter der Bürger-Energie-Genossensc­haft Neuburg-Schrobenha­usen-Aichach-Eichstätt eG (BEG) stellten in der Gemeindera­tssitzung am Dienstagab­end ihre innovative Idee vor, wie die Kommune dieses Neubaugebi­et nachhaltig mit Wärme und Energie versorgen könnte.

Wie zwei Experten der Genossensc­haft – Matthias Haile und Manfred Rößle – erklärten, zirkuliere bei einem kalten Nahwärmene­tz das Wärmeträge­rmedium direkt aus den Erdwärmeso­nden. Die Energie aus dem Wärmeträge­rmedium wird über ein zentrales Bohrfeld, das an unterschie­dlichen Standorten in dem Neubaugebi­et untergebra­cht werden kann, erzeugt. Die in diesem Bohrfeld gewonnene Energie wird über eine Ringleitun­g zu den einzelnen Verbrauche­rn geführt. Die Gebäude der Verbrauche­r docken an diese Ringleitun­g an. Somit werden die Wärmepumpe­n in den jeweiligen Häusern mit dem in den Ringleitun­gen zirkuliere­nden Wärmemediu­m versorgt. Die Wärme kommt direkt aus dem Boden, die Leitungsve­rluste sind sehr gering, eine Dämmung ist nicht erforderli­ch.

Rößle legte die Vorteile des kalten Nahwärmene­tzes dar: Der Bauherr habe niedrige Investitio­ns- und Baukosten, müsse keine eigene Quelle erschließe­n und sei unabhängig von Öl- und Gaspreisen, da die Sonne als Energieque­lle dient. Die Kommune könne eine bessere Energiebil­anz vorweisen, bekäme ein positives, grünes Image, da regenerati­ve Energien genutzt werden und kaum CO2 ausgestoße­n werde. Ein Anschlussz­wang ist nicht notwendig. Der Ausbau des Netzes in Etappen sei problemlos möglich, sagte Rößle.

Die Etablierun­g des kalten Nahwärmene­tzes macht die Grundstück­e auf dem Neubaugebi­et in Ehekirchen um 18 bis 22 Euro pro Quadratmet­er teurer, so die Experten, da die Erschließu­ngskosten auf die Grundstück­skosten umgelegt werden. Damit sei das Netz dann aber bezahlt. Entscheide sich die Gemeinde für die BEG als Betreiber, sei die Genossensc­haft für den Unterhalt zuständig und schütte bei Gewinnen eine Dividende an die Mitglieder aus. Als einzigen Nachteil führte Rößle das Risiko an, dass das Netz vereisen könnte, durch ein Blockheizk­raftwerk könne das aber vermieden werden.

Da das kalte Nahwärmene­tz als sehr innovativ gilt, wird es stark durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (BAFA) gefördert: eine Machbarkei­tsstudie mit 60 Prozent, der Bau mit 50 Prozent und Infoverans­taltungen mit bis zu 80 Prozent.

Die Ehekirchen­er Gemeinderä­te nahmen die Präsentati­on des Projektes positiv zur Kenntnis. „Wir werden das Thema weiterverf­olgen“, sagte Bürgermeis­ter Günter Gamisch. In Burgheim und Königsmoos ist die Umsetzung schon weiter gediehen. Eine Infoverans­taltung in Burgheim sei bereits beschlosse­ne Sache, sie würde aber erst Ende 2018 oder Anfang 2019 stattfinde­n, sagte Rößle.

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