Rote Nasen sind eine gute Medizin
Sepp Egerer besucht mit seinem neu gegründeten Verein „Herznasen“das Geriatriezentrum Neuburg. Damit er sich trägt, werden Spender gesucht
Neuburg „Dubsche, dubsche, trallala...“, begeistert sang Josefa Wangler das Lied mit, das sie gerade erst gelernt hatte. Die Texte der alten Volksweisen, die vorher angestimmt wurden, konnte die Ingolstädterin noch auswendig: „Muss i denn, muss i denn, zuhum Städtele hinaus...“Am Freitag war was los auf der Station 3 des Geriatriezentrums Neuburg. Kerstin und Sepp Egerer und die Herznasen statteten dem GZN einen Besuch ab, an den sich noch viele der Patienten lange erinnern werden.
„Ach ist das schön, schwärmte Josefa Wangler und klatschte begeistert zum Rhythmus der Lieder. „Endlich mal wieder etwas anderes als immer nur Krankheit.“Die Seniorin ist auf dem Weg der Genesung, nach einer zwei Monate währenden schweren Krankheit, die sie zuerst in den Kliniken St. Elisabeth ließ. Nun wird sie im Geriatriezentrum Neuburg (GZN) therapeutisch auf zu Hause vorbereitet.
Lachen sei die beste Medizin, freute sich auch leitender Oberarzt Dr. Max Dienel: „Alle unsere Patienten haben schwere Lebenssituationen hinter sich und viel mitgemacht. Sie brauchen wieder Lebensfreude und Zutrauen zum Leben. Die Herznasen bringen genau das auf unsere Station.“Das Durchschnittsalter der Patienten im GZN liegt bei 80 Jahren. 90 Prozent von ihnen werden wieder nach Hause entlassen. „Unser Ziel ist es, dass unsere Patienten auch nach schwerer Krankheit wieder selbstständig zu Hause leben können.“Dafür gibt es ein breites therapeutisches Angebot, das die Herznasen nun regelmäßig erweitern wollen. Nicht auf Rezept und völlig kostenlos gibt es lustige Lieder und fröhliches Lachen.
Am Freitag war der Aufenthalts- bereich im Nu gefüllt. Aus der gesamten Station strebten die Patienten dem Gesang entgegen. „Den werde ich aufheben“, freute sich Brigitte Gerritzen über einen Luftballon-Hund, der für sie von einer Herznase gedreht wurde. Spaß, Spiel und Musik zauberte ein Lächeln auf die Gesichter. Und rote Nasen haben zudem alle übergestülpt bekommen. Die gab es gratis zur guten Laune dazu. Auch Therapeutin Renate Bergamo wird ihre rote Nase behalten: „Eine nette Ablenkung für unsere Patienten ist das.“Deshalb war die Frage, die Sepp Egerer am Schluss seinem Publikum stellte wohl auch rhetorisch gemeint. Auf sein „Dürfen wir wiederkommen?“folgte im Chor ein lautes „Ja“.
Erst seit einer Woche ist der Verein „Herznasen“aktiv. Laut Vereinssatzung ist das Ziel des Vereins neben der Jugendarbeit die Förderung der öffentlichen Gesundheitsbehandeln pflege, insbesondere bei kranken und alten Menschen. Was in der Satzung sehr trocken-bürokratisch daherkommt, heißt nichts anderes, als dass der Verein Kranken und Älteren ein bisschen Licht in den Alltag bringen will. Einmal im Monat wird Sepp Egerer mit seinen aktiven Vereinsmitgliedern die Geriatrie in Neuburg besuchen. Und auch das Dialysezentrum der Kliniken St. Elisabeth ist fest im Terminkalender der Clowns verankert. Ein Auftritt pro Woche ist geplant.
Da die gesamte Arbeit ehrenamtlich stattfindet, kostet das den Einrichtungen nichts. „Die anfallenden Kosten wollen wir durch Spenden decken“, erzählte Egerer. Bisher würden die Spenden eher mau eingehen, lacht die Obernase der Herznasen und verweist auf das Vereinsvermögen in Höhe von 450 Euro. „Da wir aber erst seit einer Woche aktiv sind, ist das doch nicht schlecht.“