Neuburger Rundschau

Der Tod zeigt seine Zähne

Das Neuburger Stadttheat­er wird von einem Untoten heimgesuch­t. Das Oberstufen­theater des Descartes-Gymnasiums schickt im Stück „Dracula“den wohl bekanntest­en Vampir auf Beutezug

- VON ANNA HECKER

Neuburg Die Pfahlspitz­en zeigen auf Graf Dracula. Er scheint umzingelt. Doch kann der Meister aller Vampire wirklich besiegt werden? Das Oberstufen­theater des DescartesG­ymnasiums, unter der Regie von Tobias Jordan, nimmt die Zuschauer bei der Premiere von „Dracula“mit auf die düstere Reise durch eine der bekanntest­en Schauerges­chichten. Dabei werden die Theatergäs­te nicht nur in die Welt des Grusels entführt, sondern auch mit elementare­n Fragen des Lebens konfrontie­rt. Gibt es tatsächlic­h eine Möglichkei­t, den Tod zu überwinden?

Mit schummrige­n Licht, einem düsteren Bühnenbild und einer besonderen Liebe zum Detail bringen die Schüler der Oberstufe die Inszenieru­ng von Dracula auf die Bühne. Das textintens­ive Stück verlangt den jungen Darsteller­n eine gewaltige Portion Durchhalte­vermögen und ein gutes Gedächtnis ab. Mit Bravour meisterten Dracula, Van Helsing und Co dabei nicht nur die langen Dialoge, sondern überzeugte­n auch mit einem intensiven Mienenspie­l. Das ständig wechselnde Bühnenbild porträtier­te mit gepolstert­en Sitzmöbeln und gemusterte­n Tapeten gekonnt die Welt des 19. Jahrhunder­ts. Auch die aufwendige­n Kostüme, in die vor allem die weiblichen Darsteller­innen gekleidet waren, halfen, den Zuschauer in den Bann der Bühnenreal­ität zu ziehen. Dabei wurde eine durchgängi­g schaurige Atmosphäre kreiert, ganz der Thematik angemessen. Den besonderen Gruselfakt­or machten hier sicherlich die zwei jungen Mädchen aus, die als „Renfield“, Insassen einer Irrenansta­lt, mit besonders wirren Dialogen aufwartete­n. Sowohl die groteske Körperspra­che der beiden in weiße Nachthemde­n gekleidete­n Damen, als auch gelegentli­che hohe erinnerten an die Horrorklas­siker von Stanley Kubrick oder John Carpenter.

Erzählt wird die Geschichte frei nach der Vorlage von Bram Stoker. Auch bei der Inszenieru­ng des Oberstufen­theaters stehen Mina und ihr Verlobter Jonathan im Zentrum des Geschehens. Die beiden werden durch einen Auftrag JonaSchrei­e thans voneinande­r getrennt, der für Dracula als Immobilien­makler arbeiten soll. Schon hier hätte der junge Mann sicherlich eine dunkle Vorahnung bekommen können, wenn sein Auftraggeb­er erwähnt, er habe bereits ausführlic­h getrunken und mehr oder minder groteske Familienwe­isheiten zum Besten gibt. Während Jonathan nun in der Burg des Vampirs gefangen ist, kommt das Grauen zu Mina nach Hause. Hilflos muss sie mit ansehen, wie zunächst ihre Freundin Lucy, die Hausdame Dorothee und andere Dorfbewohn­er auf rätselhaft­e Weise sterben. Nur die verdächtig­en Bisswunden am Hals der Opfer lassen die Todesursac­he vermuten. Schließlic­h ziehen die verzweifel­ten Bürger Doktor Van Helsing zur Hilfe heran. Der weltkundig­e Arzt vermutet schnell das Werk dunkler Mächte und rät als Abhilfe zu Knoblauch und Kruzifixen. Zum finalen Kampf müssen die Dorfbewohn­er in Draculas Burg selbst reisen, wo nur Mina den Kampf mit dem Grafen überlebt und dem Untoten schlussend­lich alleine die Stirn bieten muss. Mit letzter Kraft gelingt es der jungen Frau, den spitzen Pfahl in Draculas Brust zu treiben.

Die Besucher der Premiere durften sich bei dieser düsteren Inszenieru­ng aber auch über den ein oder anderen humorvolle­n Moment freuen. Als sich Mina und ihre Mutter über die Ehe unterhalte­n und darüber, dass sich junge Männer und Vernunft grundsätzl­ich ausschließ­en, lachen die Zuschauer herzhaft. Auch Van Helsing, der die bewusstlos­e Hausherrin lieber liegen lässt, damit sie keinen Schaden anrichten kann, sorgt für einige Lacher. Mit lang anhaltende­m Applaus würdigt das Publikum schließlic­h das gelungene Schauspiel des Schultheat­ers, in dem blutrote Kerzen und der tiefrote Wein plötzlich eine ganz andere Bedeutung bekommen haben.

OTermin Eine weitere Aufführung ist heute Abend um 20 Uhr.

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Foto: Anna Hecker Dracula hat es ganz auf Minas Kehle abgesehen.

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