„Wir waren anfangs noch kein Team“
Im großen NR-Interview spricht VfR-Trainer Christian Krzyzanowski unter anderem über die schwere Aufstiegsbürde, das Erfolgsgeheimnis sowie die Schwierigkeit, immer alle Akteure bei Laune zu halten
Neuburg Sein vorerst letztes Spiel in der Bezirksliga bestreitet der VfR Neuburg heute (15.30 Uhr) in der heimischen Sparkassen-Arena. Zu Gast beim Bezirksliga-Meister und Landesliga-Aufsteiger ist dabei der BC Adelzhausen. Wir haben vor dieser abschließenden Saisonpartie mit VfR-Trainer Christian Krzyzanowski gesprochen.
Herr Krzyzanowski, vor zwei Jahren sind Sie mit dem VfR Neuburg von der Kreisliga in die Bezirksliga aufgestiegen – jetzt von der Bezirksliga in die Landesliga! Welchen Aufstieg ordnen Sie höher ein?
Krzyzanowski: Ganz klar den jetzigen! Durch den sensationellen zweiten Platz in der vergangenen Saison sind wir schon mit einer gewissen Bürde in diese Spielzeit gestartet. Man hat von uns einfach erwartet, dass wir erneut ganz oben mitspielen – auch aufgrund unserer hochkarätigen Neuzugänge! Dass die Jungs das dann derart souverän, sprich mit einer großartigen Erfolgsserie, in die Tat umsetzen, ist wirklich aller Ehren wert.
Nach dem zweiten Platz in der abgelaufenen Bezirksliga-Saison nahm Ihre Mannschaft an der Relegation zur Landesliga teil, wo man sich in der ersten Runde knapp dem Landesligisten SC Oberweikertshofen geschlagen geben musste. Wie wichtig war diese Erfahrung für die weitere Entwicklung Ihres Teams?
Krzyzanowski: Sehr wichtig! Etliche Akteure hatte ich ja bereits in der U19 der JFG Neuburg unter meinen Fittichen, als wir die Relegation zur Bayernliga gespielt haben. Schon damals haben diese Akteure sehr viel aus dieser Partie mitgenommen. Das war in der vergangenen Saison gegen Oberweikertshofen nicht anders. Man muss auch sagen, dass in diesen Partien Akteure wie ein Sebastian Habermeyer, Matthias Riedelsheimer oder Fabian Heckel noch nicht dabei waren, die nun den Unterschied sicherlich ausgemacht haben.
Würden Sie im Nachhinein sagen, dass der Landesliga-Aufstieg 2017 für die Mannschaft möglicherweise sogar zu früh gekommen wäre? Krzyzanowski: Ja, definitiv! Wir hatten in den zurückliegenden Partien ein Durchschnittsalter von knapp 22 Jahren. Ich glaube, dass die Entwicklung dann schlichtweg zu schnell vorangegangen beziehungsweise das Ganze ein Schritt zu viel gewesen wäre. Natürlich hätten wir damals den Aufstieg gerne mitgenommen. Aber jedes „Schlechte“hat auch immer etwas „Gutes“– und das sieht man jetzt! Wir sind als Team einfach gestandener und weisen nun in der Landesliga wieder etwas mehr Erfahrung auf.
Sie haben die Favoriten-Bürde, die Ihre Mannschaft in dieser Saison aufgrund des zweiten Platzes in der vorangegangenen Spielzeit innehatte, be- reits angesprochen. Wie schwer lag diese – gerade zu Beginn der Punktrunde – auf den Schultern Ihrer Akteure?
Krzyzanowski: Über diese Einschätzung vieler Leute kann ich als Trainer teilweise nur lachen. Jeder, der schon einmal selbst eine Mannschaft trainiert hat, weiß, wie schwer es tatsächlich ist, ein echtes Team zu formen. Wäre es einfach, dann würde sich jeder Verein einfach tun, der grundsätzlich die besten Spieler zusammenholt. Es ist immer wichtig, wie man eine Mannschaft führt. Dazu braucht man ein gewisses Fingerspitzengefühl – und es muss zudem innerhalb der Truppe passen. Um konkret auf die Frage zu kommen: Wir hatten definitiv zu Saisonbeginn das eine oder andere Problem, da wir schlichtweg noch kein Team waren. Das hat sich im Laufe der Zeit erst entwickeln müssen.
Der TSV Gersthofen ist mit zehn Siegen aus den ersten zehn Partien nahezu sensationell in die Saison 2017/2018 gestartet. Kamen angesichts dieser Erfolgsserie im VfR-Lager zwischenzeitlich Bedenken oder sogar Unruhe auf? Krzyzanowski: Nein, absolut nicht! Wir sind im Verein völlig ruhig geblieben. Das war letztlich auch unsere große Stärke. Vom Trainerteam her haben wir den Jungs immer gesagt, dass wir einfach ruhig bleiben müssen, da unsere Zeit noch kommen wird. Wir hatten ja in der vergangenen Saison schon eine ähnliche Situation, als wir zwei Spieltage vor Schluss fünf Punkte hinter dem Zweiten waren und es dennoch auf Rang zwei geschafft haben. In der Ruhe liegt bekanntlich die Kraft – und das hat die Mannschaft wieder einmal bewiesen.
Was hat Ihr Team in dieser Saison ansonsten noch ausgezeichnet? Krzyzanowski: Viele Sachen! Zum einen überragende Einzelspieler. Zum anderen unbändiger Trainingsfleiß sowie der Wille, den Aufstieg unbedingt zu schaffen. Letztlich hat das Gesamtpaket aus individueller Stärke sowie mannschaftlicher Geschlossenheit einfach gepasst. Hinzu kam, dass wir auch im Trainerteam – allen voran mit meinem Assistenten Alexander Egen – hervorragend zusammengearbeitet haben.
Der VfR Neuburg hatte das Glück, in dieser Spielzeit von größeren Verletzungen – mit Ausnahme des Kreuzbandrisses von Alexander Egen – verschont geblieben zu sein. Sprich: Sie konnten überwiegend auf den kompletten Kader zurückgreifen. Wie schwer war es, alle Akteure immer bei Laune zu halten?
Krzyzanowski: Sehr schwierig – wobei es eigentlich noch schwieriger ist, das Umfeld der Spieler bei Ruhe zu halten, das seine Akteure gerne auf dem Platz sehen würde. Kurzum: Es ist nicht einfach, die äußeren Einflüsse einzudämmen.
Und wie funktioniert das? Krzyzanowski: Indem man bei seiner Linie bleibt und sich von niemandem beirren lässt.
In dieser Saison gibt es bekanntlich keine zweite Mannschaft beim VfR Neuburg. Was bedeutet das für einen Bezirks- beziehungsweise künftigen Landesligisten?
Krzyzanowski: Das ist einer der offenen Punkte, den unser engagierter Vorstand derzeit diskutiert. Man ist da auch eifrig dabei, diese Thematik zu bearbeiten. Ich als Trainer würde es natürlich begrüßen, wenn wir künftig wieder eine zweite Mannschaft haben – gerade auch im Hinblick darauf, dass wir in der kommenden Spielzeit mit einem 23-Mann-Kader starten werden.
Seit drei Jahren geht die sportliche Entwicklung der Mannschaft steil bergauf. Hat sich der Verein beziehungsweise dessen Strukturen in diesem Zeitraum entsprechend mitentwickelt beziehungsweise befindet er sich auch schon auf Landesliga-Niveau? Krzyzanowski: Ja, ich denke schon! Unser Vorstand arbeitet mit seinem Team nach wie vor sehr hart an dieser Weiterentwicklung. Aber natürlich gibt es nach wie vor Dinge, die angegangen werden müssen. Der Hauptplatz gehört beispielsweise saniert, die Infrastruktur im Stadion muss verbessert werden, wir brauchen eine zweite Mannschaft sowie neue Sponsoren. Das sind viele Aufgaben, die aber teilweise schon erfolgreich angegangen wurden.
Ist für einen Verein wie den VfR Neuburg die Landesliga das „Non-plusUltra“oder gibt es in Ihren Augen noch Luft nach oben? Krzyzanowski: Ich bin der Meinung, dass in unserer jungen Mannschaft noch sehr viel Entwicklungs-Potenzial steckt. Aber eines ist auch klar: Je höher es geht, desto mehr Geld benötigt man. Das ist kein Geheimnis. Da gehört nicht nur das Sportliche dazu, auch das Umfeld muss entsprechend passen.
Lassen Sie uns abschließend noch auf die Saison 2018/2019 in der Landesliga blicken: In wieweit wird sich das Gesicht der Mannschaft verändern? Krzyzanowski: Neben unseren sechs Neuzugängen Dominik Jozinovic (SC Ried), Florian Ihring (SV Manching), Marco Friedl (TSV Rain), Robert Zisler (FC Ehekirchen), Pascal Schittler und Niklas Golling (beide JFG Neuburg) suchen wir noch einen erfahrenen Innenverteidiger. Bis auf Norbert Redl und Edvin Hasanbegovic, der aus gesundheitlichen Gründen aufhört, hat uns der komplette Kader zugesagt. Ob sich ansonsten noch etwas ergibt, werden die nächsten Wochen zeigen.
Wie groß ist der Leistungsunterschied Ihrer Meinung nach zwischen der Bezirksliga und der Landesliga? Krzyzanowski: Auf alle Fälle größer als zwischen der Kreisliga und Bezirksliga! Das Tempo ist deutlich höher. Man spielt gegen Akteure, die bereits höherklassig aktiv waren und dementsprechend sowohl technisch als auch taktisch besser ausgebildet sind. Es wird für die Jungs also schon ein sehr großer Sprung werden. Aufstiegsfeier Im Anschluss an das letzte Saisonspiel gegen den BC Adelz hausen steht im VfR Vereinsheim die offi zielle Aufstiegsfeier auf dem Pro gramm. Dabei wird es unter anderem eine Ehrung der Stadt Neuburg geben. Alle Mitglieder, Fans und Freunde der Lilawei ßen sind zu dieser „Fete“selbstver ständlich eingeladen.