Entscheidung ist kein Selbstläufer
Die Entscheidung kam nicht überraschend. Bernhard Gmehling hätte seine Parteifreunde nicht so lange schmoren lassen, wäre er entschlossen gewesen, nach der laufenden Legislaturperiode einen Schlussstrich zu ziehen. Jetzt strebt er bei den Kommunalwahlen in zwei Jahren seine vierte Amtszeit als Neuburgs Oberbürgermeister an. Dafür gibt es für den 58-Jährigen gute Gründe.
Denn es wurden zuletzt millionenschwere Projekte für Neuburg auf den Weg gebracht. Läuft alles einigermaßen nach Plan, wird Neuburg sich ab 2020 mit dem Ableger der Technischen Hochschule Ingolstadt Studentenstadt nennen können. Und vielleicht erfüllt sich bei einer Wiederwahl sogar der Wunsch Gmehlings, dass er mit dem Fahrrad von Joshofen aus über eine zweite Donaubrücke fahren kann. Auf alle Fälle müsste dieses Projekt weit gediehen sein. Allein diese beiden, für Neuburg zukunftsweisenden Entwicklungen an verantwortlicher Stelle begleiten zu können, hatten bedeutenden Einfluss auf seine Entscheidung. Aber der Schuss kann natürlich auch nach hinten losgehen.
Zum einen muss sich Gmehling bewusst sein, dass es nach 18 Jahren OB Abnützungserscheinungen geben wird. Nachdem er 2002 mit 53,2 Prozent Hans Günter Huniar nach 18 Jahren Amtszeit vom Thron stieß, triumphierte er sechs Jahre später mit 70,5 Prozentpunkten. Bei der Kommunalwahl 2014 fiel er auf 59 Prozent zurück. Es sind viele kleine Fettnäpfchen, in die man tritt, wenn man an vorderster Stelle den Kopf hinhalten und auch unbequeme Entscheidungen treffen muss. Und jeder setzt so seine Prioritäten. Gmehling geht seine Aufgabe eher konservativ an, sucht pragmatische Lösungen und schaut aufs Geld. Deshalb liegt ihm auch die derzeitige finanzielle Schieflage der Stadtwerke schwer im Magen. Vielleicht stellt sich neben ihm ein Konkurrent zur Wahl, der andere Schwerpunkte setzt – die beim Wähler besser ankommen. Auch dessen muss sich der Amtsinhaber bewusst sein. Seine jetzige Entscheidung ist jedenfalls keineswegs ein Selbstläufer.