Griezmann macht Theater
Der Offensivstar sagt Barcelona mit kurioser PR-Aktion ab
Moskau „Drama Queen“, „Zirkus“, „schlimmer als Kardashian“– mit einer Mischung aus Fremdschämen und Spott fielen die Reaktionen auf die 30-minütige Selbstinszenierung von Frankreichs Fußballstar Antoine Griezmann, 27, in einer TV-Sendung aus, in der er am Ende lediglich seinen Verbleib bei Atlético Madrid bekannt gab. Der Shitstorm in den sozialen Medien wie Twitter war ihm gewiss. „Griezmann ist ein Typ, der sich auch auf einen Kaktus setzen würde, um Aufmerksamkeit zu erzeugen“, war zu lesen.
Der EM-Torschützenkönig hatte vor dem Turnier extra einen 30-minütigen Clip („La Decisión“) drehen lassen, der schließlich am Donnerstag, zwei Tage vor dem WMAuftakt der Franzosen gegen Australien (12 Uhr) in Kasan, ausgestrahlt wurde. Zu sehen ist, wie Griezmann ein Tattoo bekommt, wie er vor dem Computer Fortnite spielt, wie er Popcorn isst oder wie er in seinem Haus eine Minute nachdenkt. „Was für eine sinnlose Zeitverschwendung“, postete ein Fan.
Eine Anlehnung an die gleichnamige TV-Inszenierung von Basketball-Star LeBron James, der 2010 seinen Wechsel von den Cleveland Cavaliers zu Miami Heat auf ähnliche Weise verkündet hatte, sollte es sein. Am Ende war es vielmehr ein PR-Desaster. Laut dem britischen TV-Sender
waren sogar zwei Versionen für das Ende gedreht worden. „Schande Griezmann“, bewertete die in Barcelona erscheinende Zeitung die Aktion. An der Produktionsfirma Kosmos ist pikanterweise Barcelonas Verteidiger Gerard Piqué beteiligt. Die Katalanen hatten Griezmann eine Super-Offerte unterbreitet und waren bereit, die festgeschriebene Ablösesumme von 100 Millionen Euro zu bezahlen.
Es sind diese Ablenkungen, die Nationaltrainer Didier Deschamps gar nicht gefallen. Ob er davon gewusst habe? „Nein, ich habe genug zu tun, worum ich mich kümmern muss“, sagte der Coach am Freitag und scherzte: „Ich war derjenige, der gefilmt hat.“Deschamps kommt aus einer anderen Zeit als die Social-Media-Generation. In einer Umfrage sind 82 Prozent der Franzosen der Meinung, dass die Spieler aus der Ära Zidane und Deschamps eine bessere Einstellung zu ihrem Beruf hatten.
Foto: afp