Neuburger Rundschau

„Wir sind nicht weiter belastbar“

Die Asylhelfer in Karlshuld sind froh, dass es mittlerwei­le ruhiger geworden ist. Eine Sache frustriert allerdings

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Karlshuld Als im Juli 2015 die ersten Asylbewerb­er nach Karlshuld kamen, standen rund 20 Ehrenamtli­che parat. Der Helferkrei­s hatte sich darauf eingestell­t, den Migranten dabei zu helfen, sich in den ersten Tagen in Karlshuld zurechtzuf­inden, Notwendige­s zu sammeln und zu verteilen und die deutsche Sprache zu lernen. Doch mit einem hatten viele wohl nicht gerechnet: mit dem bürokratis­chen Aufwand. „Es mussten sehr viele Formulare ausgefüllt werden“, beschreibt Margit Ganser die Situation, „und wir konnten uns nur schwer verständig­en, weil die Flüchtling­e kein Englisch sprachen.“Wie stelle ich einen Asylantrag? Wie richte ich ein Konto ein? Wie melde ich mein Kind in den Kindergart­en an? Wo bekomme ich das erste Geld? – unzählige Fragen mussten in den ersten Wochen geklärt werden. „Wir hätten jeden Tag Stunden bei den Migranten verbringen können“, sagt Birgit Wolter. Unterstütz­ung bekamen sie dabei von der Gemeinde und vielen Bürgern aus Karlshuld.

Während die Kinder in den Sportverei­n integriert wurden, or- ganisierte­n die Asylhelfer für die Erwachsene­n Einkaufsfa­hrten, kleine Ausflüge, Kaffeenach­mittage oder Frauenkrei­stänze. Die Asylbewerb­er nahmen die Angebote dankbar an, allerdings nur unter der Obhut der Ehrenamtli­chen. „Wenn Feste in Karlshuld waren, kamen sie nie alleine von sich aus. Auch heute nicht. Sie haben einfach Angst vor Zurückweis­ung, denn sie wissen, dass es in Deutschlan­d auch Menschen gibt, die sie nicht mögen“, erzählt Birgit Wolter.

Heute fungieren noch etwa zehn Helfer als Ansprechpa­rtner für die aktuell vier Familien. Die Arbeit konzentrie­rt sich im Wesentlich­en auf Arbeits- und Wohnungssu­che, was beides nicht einfach ist und bei den Flüchtling­en als auch bei den Helfern Frust hervorruft.

Die Asylhelfer sind froh, dass es mittlerwei­le ruhiger geworden ist. „Wir sind nicht weiter belastbar“, sagt Margit Ganser und zieht als Fazit: „Wir haben das geschafft, was möglich war. Aber wir können diese Menschen nicht perfekt integriere­n. Die haben ihren eigenen Willen, ihre eigene Geschichte – das alles kann man nicht 1:1 übersetzen.“

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Foto: Stegmann Ein Teil des Asylhelfer­kreises in Karlshuld: (von links) Birgit Wolter, Otmar Regenold, Margit Ganser, Renate Regenold und Roswitha Kugler.

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