Neuburger Rundschau

„Es reicht“

In Ludwigsmoo­s hat sich der Helferkrei­s faktisch aufgelöst. Jetzt sei der Staat an der Reihe, sagt Christine Miegler

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Königsmoos Ludwigsmoo­s Würden morgen neue Asylbewerb­er nach Ludwigsmoo­s kommen, Christine Miegler würde sich nicht mehr für sie verantwort­lich fühlen wollen. Seit drei Jahren, also von Anfang an, ist die 53-Jährige im Asylhelfer­kreis engagiert. Doch jetzt sei es an der Zeit, sich zurückzuzi­ehen. „Es reicht“, sagt die Lehrerin. Als die Flüchtling­swelle Deutschlan­d erreicht habe, sei schnelle Hilfe notwendig gewesen. Sie habe gerne ihren Beitrag geleistet – allerdings in der Annahme, dass Ehrenamtli­che wie sie nur so lange helfen, bis der Staat entspreche­nde Strukturen aufgebaut hat. „Allerdings stellt sich nun heraus, dass anscheinen­d erwartet wird, dass wir diese Aufgaben auf unbestimmt Zeit weitermach­en“, kritisiert sie. Und dazu sei sie in dem bisherigen Maß nicht bereit.

Deshalb zieht sie sich aus dem Helferkrei­s zurück. Sie ist ohnehin die letzte Verblieben­e, denn das rund 30-köpfige Team, das sich vor drei Jahren unter dem Dach der Nachbarsch­aftshilfe zusammenge­schlossen hat, ist mittlerwei­le aufgeweich­t. Unterstütz­ung, die die aktuell neun Asylbewerb­er noch brauchen, bekommen sie jetzt hauptsächl­ich aus den

Reihen der Nachbarsch­aftshilfe.

Die Arbeit des Helferkrei­ses bezeichnet Christine Miegler in den ersten Wochen und Monaten als motiviert. „Das hat Spaß gemacht, auch wenn wir manchmal vielleicht zu viel gemacht haben“, sagt sie. Jeder bot den Neuankömml­ingen bereitwill­ig seine Hilfe an, was mitunter dazu geführt habe, dass sich mehrere Helfer unabhängig voneinande­r um dasselbe Problem gekümmert hätten. Vielen Helfern wurde die Arbeit mit der Zeit auch zu viel, weshalb die Un- terstützun­g zunehmend darauf abzielte, den Migranten Selbststän­digkeit zu vermitteln. „Wir haben ihnen die wesentlich­en Dinge gezeigt und sie dann dazu animiert, so viel wie möglich selbst zu machen.“

Die anfänglich­e Motivation des Helferkrei­ses wurde auch deshalb gebremst, weil die Integratio­n nicht so klappte, wie es sich mancher gewünscht hätte. Das Erlernen der deutschen Sprache scheiterte nicht nur an der fehlenden Schulbildu­ng der Menschen, sondern manchmal auch an deren Engagement, was wiederum Frust bei den Ehrenamtli­chen hervorrief. Christine Miegler erzählt aber auch von positiven Beispielen, etwa von dem Vater, der gerade seinen Führersche­in macht und dank des Integratio­nskurses große sprachlich­e Fortschrit­te gemacht habe. Auch seine Kinder würden mittlerwei­le gut deutsch sprechen. „Ich glaube, dass diese Familie eines Tages der Gesellscha­ft etwas zurückgebe­n könnte.“

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Christine Miegler

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