Eine Wahl, die das Land gestärkt hat
Nein, Wahlsieger Ivan Duque hat nicht die Panzer aus den Kasernen geholt und den Friedensvertrag in der Luft zerrissen. Stattdessen hat der neue rechtskonservative Präsident Kolumbiens in seiner Siegesrede versöhnliche Töne angeschlagen. Er werde alles versuchen, das Land zu vereinen, sagte er vor seinen jubelnden Anhängern.
Das südamerikanische Land hat am Sonntag allen Unkenrufen zum Trotz bei seinem Versuch, die Narben des bewaffneten Konflikts hinter sich zu lassen, einen Schritt nach vorne gemacht. Es waren die friedlichsten Wahlen seit Jahrzehnten. Timochenko, der Chef der inzwischen entwaffneten Farc-Guerilla, gratulierte den ideologischen Todfeinden von einst zum Wahlsieg. Das wäre früher undenkbar gewesen. Und das starke Ergebnis des Linkskandidaten Gustavo Petro dürfte die Geburt einer neuen, starken rot-grünen Gegenbewegung in Kolumbien sein, die dem Wahlsieger vor allem in Sachen Friedensprozess, Menschenrechte und Umweltschutz Druck machen wird.
Mit einem stabilen Wahlergebnis und einer gleichzeitigen Kontrolle einer starken Opposition wird das südamerikanische Land seinen langsamen, aber stetigen Aufstieg fortsetzen. Für einen Wahlsieg eines linken Kandidaten war es in Kolumbien noch zu früh. Dazu fehlt es Petro noch an inhaltlicher, aber auch organisatorischer Struktur. Und er bezahlt wie viele andere linke Politiker in Lateinamerika den Preis für die blutigen Linksdiktaturen in Venezuela und Nicaragua, die in den Wahlkämpfen von ihren Gegnern stets dankbar als Drohkulisse aufgebaut werden.