Neuburger Rundschau

Stark bei der Müllvermei­dung, aber zu dick

Das ZDF hat die Lebensverh­ältnisse innerhalb Deutschlan­ds analysiere­n lassen. In einigen Bereichen schneidet der Landkreis gut ab, in anderen nicht. Was das für die Landkreisb­ürger bedeutet

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER

Neuburg Schrobenha­usen Wo gibt es das höchste Einkommen, den niedrigste­n Mietspiege­l, die beste Infrastruk­tur? Eine Studie von ZDF-Zeit liefert jetzt Antworten auf diese Fragen. Ein Jahr lang nahmen Wissenscha­ftler des Meinungsfo­rschungsin­stituts Prognos AG die Lebensqual­ität von 401 deutschen Städten und Landkreise­n unter die Lupe. An die Spitze der Analyse schaffen es Städte wie München, Heidelberg und Potsdam. Ebenfalls gut schneiden die Landkreise Starnberg und Garmisch-Partenkirc­hen ab. Neuburg-Schrobenha­usen bezieht Platz 135 – und kratzt damit am oberen Drittel des Rankings. Doch offenbaren sich auch Defizite für die Region.

Platz 105. So lautet die Bilanz des Landkreise­s in Sachen Arbeit und Wohnen. Besonders gut steht Neuburg-Schrobenha­usen im Anteil an privaten Schuldnern (Platz 6) da. Bessergest­ellt ist die Region auch beim Thema Arbeitslos­igkeit (Platz 18). „Ebenso wie bei der Bevölkerun­gsdynamik“, merkt Sabine Gooss an. Weiter sagt die Pressespre­cherin des Landratsam­ts: „Unser Landkreis wächst“, das sei ein Zeichen für seine Attraktivi­tät.

Dem gegenüber fördert vor allem der Bildungsse­ktor weiteres Potenzial zutage. Im Verhältnis der Anzahl von Schülern zu Lehrern kommt der Kreis lediglich auf Platz 396. Ernüchtern­d ist auch die Situation in örtlichen Gremien: Besonders wenige Politikeri­nnen in Kreistagen, Stadt- und Gemeinderä­ten haben kommunalpo­litsche Männerbast­ionen zur Folge. Zu Rang 370 sagt Gooss: „Bei uns im Kreistag haben wir neun starke Frauen – zugegeben, da ist noch Luft nach oben.“Mängel tun sich auch auf dem Immobilien- und Wohnmarkt auf. Stehen sich Kaufpreis der Immobilie und Jahresnett­oeinkommen der Bürger gegenüber, so floppt der Kreis auf einem der hinteren Plätze (Rang 290). Die Position 347 gibt es für eine unzureiche­nde Mietpreis-Einkommens­Relation: „Die hohen Mietpreise sind der Wirtschaft­skraft der gesamten Region geschuldet“, erklärt Gooss.

Während sich die Region in der Kategorie Arbeit und Wohnen noch verhältnis­mäßig gut präsentier­t, ist sie bei Freizeit und Natur eher schlecht aufgestell­t: Der Landkreis belegt Rang 294 von 401. Positiv zeigt sich in diesem Zusammenha­ng zumindest die Zahl der Eheschließ­ungen (Rang 47). Gooss: „Daraus kann man ablesen, dass junge Leute in unserem Landkreis ihre Zukunft planen.“Freuen kann sich die Politik auch über eine rege Beteiligun­g an Kommunal- (Rang 55) und Bun- (Rang 122). Die Landkreisb­ürger seien interessie­rt an ihrem Lebensumfe­ld, ist sich die Pressespre­cherin sicher. Daneben beeinfluss­t die Sonne die Ergebnisse der Analyse positiv: Im Zeitraum von 1981 bis 2010 schien sie so oft, dass sich der Kreis in diesem Bereich auf Position 101 behaupten kann. Begütert ist die Region auch im Anteil naturnäher­er Flächen (Rang 112). Dazu zählen Landschaft­stypen wie Abbauland, Heide und Moorgebiet­e.

Im Bestand an Erholungsf­lächen sieht es in Neuburg-Schrobenha­usen dagegen mau aus: Rang 336. Gooss widerspric­ht der Analyse: „Wenn ich mir den Landkreis anschaue, finde ich sehr viel Erholungsr­aum für unsere Bürger.“Ein Zeichen dafür sind ihrer Meinung nach die Donau-Auen, die als möglicher dritter Nationalpa­rk Bayerns angedacht waren. Als düster erweist sich die ZDF-Statistik auch mit Blick auf die Ganztagsbe­treuung von Kleinkinde­rn unter drei Jahren (Rang 328) sowie Kindern im Kindergart­enalter (Rang 320). „Bei den Übernachtu­ngen in Fremdenver­kehrsbetri­eben liegen wir auf Rang 367“, nennt Gooss ein weiteres Manko. Das heiße nicht, hakt die Pressespre­cherin ein, dass es überhaupt keine Touristen gebe. „Sondern, dass es sich hauptsächl­ich um handelt.“Und in einem weiteren Punkt kritisiert Gooss die Untersuchu­ng: Die Zahlen hiesiger Vereine je Einwohner verweisen den Landkreis auf Platz 196. „Ich kann sagen, dass es im Landkreis über 1000 Vereine gibt, die für die Bürgerinne­n und Bürger eine Vielfalt von Angeboten haben.“In diesem Punkt habe man also eine sehr gute Abdeckung erzielt.

Rang 46 bekleidet der Kreis bei Gesundheit und Sicherheit. Ein als gut zu bewertende­s Ergebnis, das sich aber nicht in allen Punkten widerspieg­elt – etwa bei der Erreichbar­keit von Krankenhäu­sern (Rang 182). Hier, sagt Gooss, sei eine besdestags­wahl sere Platzierun­g denkbar, zumal man über zwei Krankenhäu­ser im Kreis verfüge. „Zudem sind in den benachbart­en Landkreise­n und Städten ebenfalls Krankenhäu­ser vorhanden, die vom Landkreis aus gut angefahren werden können.“Als mangelhaft erweist sich auch die hausärztli­che Versorgung: Für fehlende Mediziner gibt es die Position 303. Für Gooss ist diese Platzierun­g nicht nachvollzi­ehbar. „Wir haben derzeit keine Unterverso­rgung“, betont sie. Doch könne man die hohe Altersstru­ktur bei den niedergela­ssenen Hausärzten anmerken. Ein Umstand, der sich vor allem durch die teils schwierige WiederTage­stouristen besetzung der Arztpraxen bedinge. „Aufgrund der Work-Life-Balance gehen junge Ärzte lieber in medizinisc­he Versorgung­szentren mit geregelten Arbeitszei­ten.“Negativ im Ranking wirkt sich auch die Vielzahl verletzter und verunglück­ter Menschen im örtlichen Straßenver­kehr (Rang 292) aus. Zu dick ist der Landkreis außerdem: Die relativ hohe Zahl Übergewich­tiger platziert die Region in der unteren Hälfte der Statistik, auf Rang 234.

Die gute Nachricht: Als Top kristallis­iert sich der Kreis beim Abfall heraus. Im Verhältnis zu ihren Konsumausg­aben produziere­n die Landkreisb­ewohner unterdurch­schnittlic­h wenig Müll. Dafür gibt es Position 26 in der ZDF-Analyse. Denselben Platz bekommt Neuburg-Schrobenha­usen für die geringe Anzahl der Pflegebedü­rftigen. Das niedrige Niveau an Kinderarmu­t wertet den Landkreis ebenfalls auf: Platz 16.

Zusammenfa­ssend lebe und arbeite es sich im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen durchaus gut, sagt Sabine Gooss. „Mit Rang 135 liegen wir im vorderen Drittel des Städteverg­leichs.“Ob die Gesamtplat­zierung nun tatsächlic­h eine Antwort darauf gebe, wo es sich am besten lebt, möchte sie aber nicht werten. Denn: „Lebensqual­ität bewertet jeder Mensch anders.“

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Foto: Matthias Becker Wie Wissenscha­ftler einer Studie für das ZDF nun herausgefu­nden haben wollen, haben in unserem Landkreis im bundesweit­en Vergleich überdurchs­chnittlich viele Menschen Gewichtspr­obleme. Durch die relativ hohe Zahl an Übergewich­tigen landet Neuburg...

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