Blitzendes Chrom und schnurrende Motoren
Im Rahmen der Donau Classic waren am Samstag zahlreiche Oldtimer in Neuburg zu sehen
Neuburg Mit der letzten Etappe am Samstag haben bei der Donau Classic noch einmal 200 historische Fahrzeuge Neuburg besucht. Auf welch großes Interesse diese Autos mit Geschichte stoßen, zeigte die Zuschauermenge am Donaukai, der am Nachmittag extra für diese Veranstaltung gesperrt war.
Sonderprüfungen bedeuten bei der Donau Classic vor allem für den Beifahrer volle Konzentration. Exaktes Timing ist wichtig. Und drei Stoppuhren gleichzeitig zu bedienen, das bedarf auch einiger Übung. Denn am Schluss geht es um hundertstel Sekunden. Zumindest für die Teams, die gewinnen wollen. Dann gibt es aber auch diejenigen, die bei der Donau Classic vor allem Spaß haben wollen mit ihren „Schnauferln“. Sie genießen es, mit Gleichgesinnten eine Fahrt zu unternehmen, die sie in die schönsten Gegenden der Region führt. Und selbst die Einheimischen unter ihnen stellen fest, dass sie ihre Heimat gar nicht so gut kennen, wie sie dachten. Die Donau Classic erschließt Wege, die man noch nie befahren hat.
Am Samstag ging es von Ingolstadt aus zuerst einmal in Richtung Westen. Das Roadbook, die Wegbeschreibung, umfasste für die drei Etappen über 160 Seiten. Wollten die Teilnehmer keine Durchfahrtskontrolle verpassen, mussten sie durch Bergheim, Bergen, Eichstätt, Kaisheim, Rain am Lech, Hohenwart und Brautlach fahren. Dazwischen lagen immer wieder die bereits genannten Wertungsprüfungen. Die präsentierten sich als Rundkurs, wie zum Beispiel in Wellheim: Vier Streckenabschnitte mussten in vorgegebenen Zeiten durchfahren werden. Wobei das Ziel der ersten Strecke zugleich der Start des zweiten Streckenabschnittes ist und so weiter. Deshalb die Klaviatur auf den vielen Stoppuhren. Die Profis unter den Fahrerteams messen die Zeiten bis auf die zweite Stelle hinter dem Komma.
In Neuburg gab es am Samstag gleich zwei Wertungsprüfungen zu absolvieren. Die erste fand auf dem Fliegerhorst des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 statt. Die zweite am Donaukai, wo zwei Streckenabschnitte bewältigt werden mussten. Der erste, etwa 200 Meter lang, in 30 Sekunden. Der zweite Streckenabschnitt, rund 30 Meter, in zehn Sekunden. Da geht es nicht um Endgeschwindigkeit, sondern wie genau die Zeitvorgabe getrof- wird. Manchmal bedeutet das auch Schrittgeschwindigkeit. Und dies alles in Fahrzeugen, in denen das Wort Kraftfahrer erfunden wurde. Denn Kraft braucht man jede Menge, wenn man einen sechs Meter langen Horch ohne Bremskraftverstärker oder Lenkunterstützung, aber mit dem Wendekreis eines 38-Tonners durch die Gassen von Pörnbach, Eichstätt oder Mörnsheim chauffiert. Thomas Frank, Leiter Audi Tradition, saß hinter dem Steuer eines Horch 853A, Baujahr 1938. Der ganz frisch restaurierte Wagen wurde nach aufwendigen Arbeiten erstmals wieder der Öffentlichkeit gezeigt. Audi erinnerte bei der Donau Classic mit einer kleinen HorchFlotte an den 150. Geburtstag von August Horch.
Aber auch der Audi 100 feierte an dem Wochenende Geburtstag. Der hatte zwar ebenfalls keine Servolenkung, war aber als Einstieg Audis in die Oberklasse gemütlich zu fahren. Mit seinen 85 PS beschleunigt er seine gut 1000 Kilogramm plus das Gewicht seiner Fahrgäste mühelos auf Rally-Reisegeschwindigkeit. Und als LSfen Modell, L für Luxus und S für Sport, ließ der Wagen keine Wünsche offen. Eine gemütliche Reiselimousine eben. Vorgestellt worden ist diese Modellreihe 1968 und feiert heuer 50. Geburtstag. Gebaut wurde das Erfolgsmodell bis 1976 knapp 800 000 Mal.
Ganz so gemütlich wie in der viertürigen Limousine von Audi hatten es Michael Scheidt und Karsten Schleef nicht. Die beiden hatten noch nicht mal eine richtige Windschutzscheibe vor sich. Sie bewegten das älteste Fahrzeug im Teilnehmerfeld, einen Alvis Silver Eagle, Baujahr 1931. Das Auto war aus Mecklenburg-Vorpommern angereist, um an der Donau Classic teilzunehmen. Eines von vielen Exoten, die die zahlreichen Zuschauer, die die Strecke bevölkerten, interessierte. Bewegt haben die Zuschauer aber oft auch die Wagen, die sie aus ihrer Kindheit kennen und selbst Geschichten damit verbinden. Wie der Audi 100. Den haben nicht nur viele in ihrer Kindheit erlebt. „Den habe ich selbst noch gebaut“, meinte ein Zuschauer in Neuburg mit glänzenden Augen.