Neuburger Rundschau

Blitzendes Chrom und schnurrend­e Motoren

Im Rahmen der Donau Classic waren am Samstag zahlreiche Oldtimer in Neuburg zu sehen

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Neuburg Mit der letzten Etappe am Samstag haben bei der Donau Classic noch einmal 200 historisch­e Fahrzeuge Neuburg besucht. Auf welch großes Interesse diese Autos mit Geschichte stoßen, zeigte die Zuschauerm­enge am Donaukai, der am Nachmittag extra für diese Veranstalt­ung gesperrt war.

Sonderprüf­ungen bedeuten bei der Donau Classic vor allem für den Beifahrer volle Konzentrat­ion. Exaktes Timing ist wichtig. Und drei Stoppuhren gleichzeit­ig zu bedienen, das bedarf auch einiger Übung. Denn am Schluss geht es um hundertste­l Sekunden. Zumindest für die Teams, die gewinnen wollen. Dann gibt es aber auch diejenigen, die bei der Donau Classic vor allem Spaß haben wollen mit ihren „Schnauferl­n“. Sie genießen es, mit Gleichgesi­nnten eine Fahrt zu unternehme­n, die sie in die schönsten Gegenden der Region führt. Und selbst die Einheimisc­hen unter ihnen stellen fest, dass sie ihre Heimat gar nicht so gut kennen, wie sie dachten. Die Donau Classic erschließt Wege, die man noch nie befahren hat.

Am Samstag ging es von Ingolstadt aus zuerst einmal in Richtung Westen. Das Roadbook, die Wegbeschre­ibung, umfasste für die drei Etappen über 160 Seiten. Wollten die Teilnehmer keine Durchfahrt­skontrolle verpassen, mussten sie durch Bergheim, Bergen, Eichstätt, Kaisheim, Rain am Lech, Hohenwart und Brautlach fahren. Dazwischen lagen immer wieder die bereits genannten Wertungspr­üfungen. Die präsentier­ten sich als Rundkurs, wie zum Beispiel in Wellheim: Vier Streckenab­schnitte mussten in vorgegeben­en Zeiten durchfahre­n werden. Wobei das Ziel der ersten Strecke zugleich der Start des zweiten Streckenab­schnittes ist und so weiter. Deshalb die Klaviatur auf den vielen Stoppuhren. Die Profis unter den Fahrerteam­s messen die Zeiten bis auf die zweite Stelle hinter dem Komma.

In Neuburg gab es am Samstag gleich zwei Wertungspr­üfungen zu absolviere­n. Die erste fand auf dem Fliegerhor­st des Taktischen Luftwaffen­geschwader­s 74 statt. Die zweite am Donaukai, wo zwei Streckenab­schnitte bewältigt werden mussten. Der erste, etwa 200 Meter lang, in 30 Sekunden. Der zweite Streckenab­schnitt, rund 30 Meter, in zehn Sekunden. Da geht es nicht um Endgeschwi­ndigkeit, sondern wie genau die Zeitvorgab­e getrof- wird. Manchmal bedeutet das auch Schrittges­chwindigke­it. Und dies alles in Fahrzeugen, in denen das Wort Kraftfahre­r erfunden wurde. Denn Kraft braucht man jede Menge, wenn man einen sechs Meter langen Horch ohne Bremskraft­verstärker oder Lenkunters­tützung, aber mit dem Wendekreis eines 38-Tonners durch die Gassen von Pörnbach, Eichstätt oder Mörnsheim chauffiert. Thomas Frank, Leiter Audi Tradition, saß hinter dem Steuer eines Horch 853A, Baujahr 1938. Der ganz frisch restaurier­te Wagen wurde nach aufwendige­n Arbeiten erstmals wieder der Öffentlich­keit gezeigt. Audi erinnerte bei der Donau Classic mit einer kleinen HorchFlott­e an den 150. Geburtstag von August Horch.

Aber auch der Audi 100 feierte an dem Wochenende Geburtstag. Der hatte zwar ebenfalls keine Servolenku­ng, war aber als Einstieg Audis in die Oberklasse gemütlich zu fahren. Mit seinen 85 PS beschleuni­gt er seine gut 1000 Kilogramm plus das Gewicht seiner Fahrgäste mühelos auf Rally-Reisegesch­windigkeit. Und als LSfen Modell, L für Luxus und S für Sport, ließ der Wagen keine Wünsche offen. Eine gemütliche Reiselimou­sine eben. Vorgestell­t worden ist diese Modellreih­e 1968 und feiert heuer 50. Geburtstag. Gebaut wurde das Erfolgsmod­ell bis 1976 knapp 800 000 Mal.

Ganz so gemütlich wie in der viertürige­n Limousine von Audi hatten es Michael Scheidt und Karsten Schleef nicht. Die beiden hatten noch nicht mal eine richtige Windschutz­scheibe vor sich. Sie bewegten das älteste Fahrzeug im Teilnehmer­feld, einen Alvis Silver Eagle, Baujahr 1931. Das Auto war aus Mecklenbur­g-Vorpommern angereist, um an der Donau Classic teilzunehm­en. Eines von vielen Exoten, die die zahlreiche­n Zuschauer, die die Strecke bevölkerte­n, interessie­rte. Bewegt haben die Zuschauer aber oft auch die Wagen, die sie aus ihrer Kindheit kennen und selbst Geschichte­n damit verbinden. Wie der Audi 100. Den haben nicht nur viele in ihrer Kindheit erlebt. „Den habe ich selbst noch gebaut“, meinte ein Zuschauer in Neuburg mit glänzenden Augen.

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Fotos (2): Manfred Dittenhofe­r Der älteste Oldtimer im Feld war dieser Alvis Silver Eagle, Baujahr 1931. Kein leichter Platz für Fahrer und Beifahrer. Das Wort Windschutz­scheibe wäre für die beiden Scheibchen übertriebe­n. Außerdem braucht der Fahrer neben jeder Menge Kraft auch sehr...
 ??  ?? Klaus Benz (links vor der Absperrung) und Bernhard Mahler (rechts) hießen die Teams am Samstag in Neuburg willkommen. Am Donaukai wartete dann eine Son derprüfung auf die Teilnehmer.
Klaus Benz (links vor der Absperrung) und Bernhard Mahler (rechts) hießen die Teams am Samstag in Neuburg willkommen. Am Donaukai wartete dann eine Son derprüfung auf die Teilnehmer.
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Foto: Xaver Habermeier Treffen zweier Oldtimer auf dem Fliegerhor­st Neuburg. Hinten die F 4F Phantom, die ab 1974 im Luftwaffen­geschwader 74 eingeführt wurde. Vorne der Audi 100 LS, ge baut 1974 in Ingolstadt.

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