Unfall überschattet Jubiläumsstechen
Ein Akteur aus Neuburg verletzt sich bei der 30. Auflage der Stepperger Traditionsveranstaltung. Ein Rettungshubschrauber war im Einsatz, der Wettkampf wurde vorzeitig beendet
Rennertshofen Stepperg Was für ein Pech! Schon 29. Mal hielten die Stepperger Fischerstecher den Wettkampf auf dem wackligen Podest der Zillen ab. Bis heuer konnten die Kämpfe immer bis zum Ende durchgeführt werden. Aber ausgerechnet beim Jubiläum passierte ein Unfall und das 30. Fischerstechen auf dem Antonibergsee musste abgebrochen werden. Ein Akteur der Neuburger Mannschaft verletzt sich beim Sturz ins Wasser.
Blessuren und Verletzungen gab es schon immer. Fischerstechen ist schließlich kein Sport für Angsthasen und es braucht schon eine gehörige Portion Mut, sich der etwa vier Meter langen Holzlanze des Gegners zu stellen. Auch wenn sich an ihrem Ende statt einer Spitze ein etwa kuchentellergroßes Silikonpolster befindet, lassen sich blaue Flecken dadurch nicht vermieden. Auch haben die Stecher das Recht, den Kampf abzubrechen, noch bevor er begonnen hat. Das kann sein, wenn ein Boot zu sehr wackelt, die Boote zu weit aneinander vorbeigleiten oder einander touchieren. Darüber hinaus achtet ein Schiedsgericht darüber, dass sich die Stecher an die Regeln halten und Fairness walten lassen.
Was war am Samstagnachmittag passiert? Der Neuburger Emanuel Winter, Enkel des verstorbenen und weit über Neuburg hinaus bekannten ehemaligen Kerzenmeisters der Fischergassler, Franz Winter, musste als Stecher gegen seinen Kontrahenten aus Ingolstadt ins Wasser. Dabei verletzte er sich so schwer am Unterschenkel, dass er von seinen Kameraden aus dem Wasser gezogen und mit der Zille ans Ufer gebracht werden musste. Dort trugen ihn die Retter mithilfe einer teilbaren Trage an Land und nahmen die Erstversorgung vor. Als über den Köpfen der Zuschauer auf dem Donaudamm der Rettungshubschrauber heranflog, wurde auch dem Letzten der zahlreichen Zuschauer der Ernst der Lage bewusst. Nach der Versorgung durch den Rettungsarzt wurde der Verletzte ins Krankenhaus gefahren.
Lobenswert erwähnt werden darf, dass die Verantwortlichen hervorragend auf einen solchen Notfall vorbereitet waren: Weil ausreichend Parkplätze ausgewiesen worden waren, hielten sich die Besucher an das Halteverbot auf den Rettungswegen, ein Sanitätswagen und das Rettungspersonal standen während der Veranstaltung bereit und durch ausgespannte Tücher und Decken schützten die Helfer den Verletzten vor neugierigen Blicken. Der Abbruch war richtig: Den Recken, allen voran den Kameraden aus der betroffenen und gegnerischen Mannschaft, war nach dem schweren Unfall nämlich die Lust an der Fortsetzung des Wettkampfes vergangen. Ehrenvorsitzender Anton Riedl, der vor gut 30 Jahren den Verein aus der Taufe gehoben hatte, sah das genauso. „Im Endeffekt wäre es nur um einen Platz hin oder her gegangen.“
Auch heuer wurden die Vorkämpfe in zwei Gruppen A und B ausgetragen. Jeder gegen jeden hieß es also für die fünf Stecher der vier Gruppenteams und sie mussten sechsmal aufs Podest, bis die Gruppenkämpfe ausgetragen waren. Danach wäre die Qualifikationsrunde gefolgt, bei der die jeweils Gleichplatzierten jeder Gruppe gegeneinander angetreten wären. Doch so weit kam es nicht. Nachdem sich das Schiedsgericht, bestehend aus dem Stepperger Uli Zech, dem Straßburger Paul Geiß und dem Neuburger Oliver Gubo, beraten hatte, nahm es auch die Mannschaftssprecher in die Entscheidungsfindung dazu. Diese sprachen sich für den Abbruch aus. „Es ist genug passiert und spät ist es auch schon“, brachte es einer der Mannschaftsführer auf den Punkt. Die in den Gruppenkämpfen gewonnenen Punkte wurden für die Platzierung herangezogen: Donauwörth, Erster der Gruppe A, belegte somit mit 34 Punkten Platz eins, gefolgt von Ingolstadt, dem Ersten der Gruppe B (28 Pkt.), das die Wettkämpfe genauso wie Neuburg allerdings bis auf zwei nicht vollständig austragen konnte. Straßburg, Zweiter der Gruppe A (31 Pkt.), landete auf Platz drei, Laufen erreichte Platz vier (28 Pkt.). Die weiteren Platzierungen: 5. Neuburg, 6. Stepperg I, 7. Tegernsee. Recht wacker schlug sich die einheimische Nachwuchsmannschaft Stepperg II mit Steuermann Werner Kühbacher und den Stechern Tobias und Fabian Schnabel, Noah Brückner, Michael Zerbe und Peter Koller, die 14 Punkte schafften.
Die Entscheidung spricht auch für die große Fairness und das Einfühlungsvermögen der beteiligten Wettkämpfer. Den Schinken, der für den Stecherkönig reserviert war, soll jetzt der Verletzte erhalten. Der hatte sich am Abend bereits aus dem Krankenhaus gemeldet und berichtet, dass es ihm den Umständen entsprechend schon wieder besser gehe.