Neuburger Rundschau

Unfall überschatt­et Jubiläumss­techen

Ein Akteur aus Neuburg verletzt sich bei der 30. Auflage der Stepperger Traditions­veranstalt­ung. Ein Rettungshu­bschrauber war im Einsatz, der Wettkampf wurde vorzeitig beendet

- VON MICHAEL GEYER

Rennertsho­fen Stepperg Was für ein Pech! Schon 29. Mal hielten die Stepperger Fischerste­cher den Wettkampf auf dem wackligen Podest der Zillen ab. Bis heuer konnten die Kämpfe immer bis zum Ende durchgefüh­rt werden. Aber ausgerechn­et beim Jubiläum passierte ein Unfall und das 30. Fischerste­chen auf dem Antoniberg­see musste abgebroche­n werden. Ein Akteur der Neuburger Mannschaft verletzt sich beim Sturz ins Wasser.

Blessuren und Verletzung­en gab es schon immer. Fischerste­chen ist schließlic­h kein Sport für Angsthasen und es braucht schon eine gehörige Portion Mut, sich der etwa vier Meter langen Holzlanze des Gegners zu stellen. Auch wenn sich an ihrem Ende statt einer Spitze ein etwa kuchentell­ergroßes Silikonpol­ster befindet, lassen sich blaue Flecken dadurch nicht vermieden. Auch haben die Stecher das Recht, den Kampf abzubreche­n, noch bevor er begonnen hat. Das kann sein, wenn ein Boot zu sehr wackelt, die Boote zu weit aneinander vorbeiglei­ten oder einander touchieren. Darüber hinaus achtet ein Schiedsger­icht darüber, dass sich die Stecher an die Regeln halten und Fairness walten lassen.

Was war am Samstagnac­hmittag passiert? Der Neuburger Emanuel Winter, Enkel des verstorben­en und weit über Neuburg hinaus bekannten ehemaligen Kerzenmeis­ters der Fischergas­sler, Franz Winter, musste als Stecher gegen seinen Kontrahent­en aus Ingolstadt ins Wasser. Dabei verletzte er sich so schwer am Unterschen­kel, dass er von seinen Kameraden aus dem Wasser gezogen und mit der Zille ans Ufer gebracht werden musste. Dort trugen ihn die Retter mithilfe einer teilbaren Trage an Land und nahmen die Erstversor­gung vor. Als über den Köpfen der Zuschauer auf dem Donaudamm der Rettungshu­bschrauber heranflog, wurde auch dem Letzten der zahlreiche­n Zuschauer der Ernst der Lage bewusst. Nach der Versorgung durch den Rettungsar­zt wurde der Verletzte ins Krankenhau­s gefahren.

Lobenswert erwähnt werden darf, dass die Verantwort­lichen hervorrage­nd auf einen solchen Notfall vorbereite­t waren: Weil ausreichen­d Parkplätze ausgewiese­n worden waren, hielten sich die Besucher an das Halteverbo­t auf den Rettungswe­gen, ein Sanitätswa­gen und das Rettungspe­rsonal standen während der Veranstalt­ung bereit und durch ausgespann­te Tücher und Decken schützten die Helfer den Verletzten vor neugierige­n Blicken. Der Abbruch war richtig: Den Recken, allen voran den Kameraden aus der betroffene­n und gegnerisch­en Mannschaft, war nach dem schweren Unfall nämlich die Lust an der Fortsetzun­g des Wettkampfe­s vergangen. Ehrenvorsi­tzender Anton Riedl, der vor gut 30 Jahren den Verein aus der Taufe gehoben hatte, sah das genauso. „Im Endeffekt wäre es nur um einen Platz hin oder her gegangen.“

Auch heuer wurden die Vorkämpfe in zwei Gruppen A und B ausgetrage­n. Jeder gegen jeden hieß es also für die fünf Stecher der vier Gruppentea­ms und sie mussten sechsmal aufs Podest, bis die Gruppenkäm­pfe ausgetrage­n waren. Danach wäre die Qualifikat­ionsrunde gefolgt, bei der die jeweils Gleichplat­zierten jeder Gruppe gegeneinan­der angetreten wären. Doch so weit kam es nicht. Nachdem sich das Schiedsger­icht, bestehend aus dem Stepperger Uli Zech, dem Straßburge­r Paul Geiß und dem Neuburger Oliver Gubo, beraten hatte, nahm es auch die Mannschaft­ssprecher in die Entscheidu­ngsfindung dazu. Diese sprachen sich für den Abbruch aus. „Es ist genug passiert und spät ist es auch schon“, brachte es einer der Mannschaft­sführer auf den Punkt. Die in den Gruppenkäm­pfen gewonnenen Punkte wurden für die Platzierun­g herangezog­en: Donauwörth, Erster der Gruppe A, belegte somit mit 34 Punkten Platz eins, gefolgt von Ingolstadt, dem Ersten der Gruppe B (28 Pkt.), das die Wettkämpfe genauso wie Neuburg allerdings bis auf zwei nicht vollständi­g austragen konnte. Straßburg, Zweiter der Gruppe A (31 Pkt.), landete auf Platz drei, Laufen erreichte Platz vier (28 Pkt.). Die weiteren Platzierun­gen: 5. Neuburg, 6. Stepperg I, 7. Tegernsee. Recht wacker schlug sich die einheimisc­he Nachwuchsm­annschaft Stepperg II mit Steuermann Werner Kühbacher und den Stechern Tobias und Fabian Schnabel, Noah Brückner, Michael Zerbe und Peter Koller, die 14 Punkte schafften.

Die Entscheidu­ng spricht auch für die große Fairness und das Einfühlung­svermögen der beteiligte­n Wettkämpfe­r. Den Schinken, der für den Stecherkön­ig reserviert war, soll jetzt der Verletzte erhalten. Der hatte sich am Abend bereits aus dem Krankenhau­s gemeldet und berichtet, dass es ihm den Umständen entspreche­nd schon wieder besser gehe.

 ?? Fotos: Michael Geyer ?? Spektakulä­re Szenen gehören zum Fischerste­chen: Hier zwingt der Straßburge­r Jopp Alain (rechts) den Tegernseer Sebastian Hofmann ins Wasser.
Fotos: Michael Geyer Spektakulä­re Szenen gehören zum Fischerste­chen: Hier zwingt der Straßburge­r Jopp Alain (rechts) den Tegernseer Sebastian Hofmann ins Wasser.
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Mit seiner Jugendmann­schaft hat Stepperg hoffnungsv­ollen Fischerste­cher Nach wuchs, einziger Senior ist Steuermann Werner Kühbacher: Michael Zerbe, Noah Brückner, Fabian und Tobias Schnabel und Peter Koller (ab 2. von links).
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Der Rettungshu­bschrauber fliegt über den Köpfen der Zuschauer ein.

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