Bekannter Jugendbuchautor liest am Descartes Gymnasium
Literatur Dirk Reinhardt hat ein Buch geschrieben, das von Flucht, Angst und Freundschaft erzählt. So reagieren Schüler auf seinen Roman
Neuburg Entlang der Schienen zieht sich eine lange Reihe von Büschen hin, zwischen denen schon eine Menge Leute versteckt sind. Dahinter ist ein Abwassergraben und jenseits davon der Bahndamm mit den Gleisen. „Bald ist es so weit“, sagt Fernando. „Der Zug, der gleich kommt, hält nicht an. Ihr müsst also bei voller Fahrt aufspringen.“
Das sind die ersten Zeilen einer Szene aus Train Kids – ein Roman, der die Erlebnisse von Miguel, Ángel, Jaz, Emilio und Fernando erzählt und sich an Jugendliche ab 13 Jahren richtet. Geschrieben hat ihn Dirk Reinhardt. Vergangene Woche kam der Autor aus Münster in das Descartes-Gymnasium, um den Schülern aus seinem weitestgehend realen Werk über Flucht, Angst und Freundschaft vorzulesen.
Insbesondere dem Thema Flucht schreibt der Autor eine nach wie vor aktuelle politische Bedeutung zu. Als Beispiel nennt er den US-Präsidenten und seine Drohung, „eine Mauer in Richtung Mexiko gegen Flüchtlinge“errichten zu wollen. Hintergrund all dessen sei Armutsmigration. Reinhardt schätzt, dass zwischen 50000 und 100000 Kinder und Jugendliche aus Mittelamerika ständig auf den Güterzügen in Mexiko unterwegs sind. Dabei handle es sich, so berichtet er, vorwiegend um junge Menschen im Alter von 13 bis 17 Jahren, die aus prekären Ländern wie El Salvador, Guatemala und Honduras stammen. „Sie wollen als blinde Passagiere auf den Zügen, also illegal, das Land durchqueren“, erklärt Reinhardt. Ihr Ziel: die USA, wo ihre Angehörigen, die Mütter und Väter leben, um Geld zu verdienen. Wie der Autor betont, gehöre diese Reise zu den gefährlichsten weltweit – zumal diese Kinder vor klimatischen, aber auch menschlichen Herausforderungen stünden. „Banditen lauern überall entlang der Bahnstrecke“, sagt der Autor. Dazu sei die Polizei oft korrupt und gewalttätig. Und auch die Armee versuche, die Jugendlichen einzuschüchtern. Mehrere Szenen des Buches erzählen davon. Indes hören die Gymnasiasten ruhig und gespannt zu. Angesichts der oft brutalen Wirklichkeit, die in Teilen Mittelamerikas vorherrscht, zeigen sich die Achtklässler allgemein interessiert, einige reagieren bestürzt.
Um die Geschichten der Train Kids zu erfahren, machte sich Reinhardt vor einiger Zeit auf den Weg nach Mexiko. Auf dieser Basis hat er später den Roman verfasst, für den er 2016 den Friedrich-GerstäckerPreis erhielt. „Die Figuren sind erfunden, aber das, was sie erlebt haben, ist wirklich passiert“, sagt er. Buch Der Roman Train Kids umfasst 318 Seiten und ist für 14,95 Euro im Buchhandel erhältlich.