Der teure Turm von Neuburg
Das Instandsetzen des schiefen Glockenturms auf dem Südtrakt des Neuburger Schlosses kostet deutlich mehr als geplant. Woran das liegt und wie die Sanierung nun ablaufen soll
Neuburg Noch steht er, der schiefe Turm am Neuburger Schloss. Bald aber muss er abgenommen werden. Anders als vermutet, kann der Turm auf dem Südtrakt nicht in luftiger Höhe saniert werden, erklärt Thomas Kürzinger vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt. Ende Juli wird ein Kran den Glockenturm zu Boden befördern. Erst dann kann mit der Instandsetzung begonnen werden. Und das wird teuer.
Seit rund zwei Monaten ist der Turm eingerüstet. Die Holzstreben, auf denen der Turm mit tonnenschweren Glocken im Inneren steht, sind morsch. Über kurz oder lang wäre der Turm wohl eingestürzt. Zusammen mit einem Bauforscher und einem Statiker wollte Kürzinger deshalb herausfinden, was zu tun ist, um den alten Turm wieder geradezurücken. Zunächst hatte er die Hoffnung, dass der Turm eingerüstet und die morschen Holzstreben saniert werden können, ohne den Turm abmontieren zu müssen. Die Untersuchung habe aber ergeben, dass das nicht möglich sei. „Der Turm muss runter“, sagt Kürzinger. Das führe zu erheblichen Mehrkosten. Man hoffe, dass man mit 100000 Euro Sanierungskosten hinkomme. Allein die Kosten für das Abmontieren des alten Glockenturms liegen im fünfstelligen Bereich. Aber: „Es führt einfach kein Weg daran vorbei“, sagt Kürzinger. Zu gefährlich sei es, den Turm in luftiger Höhe zu sanieren. Denn durch die Arbeiten am morschen Holz könne der Turm einstürzen und es drohe Lebensgefahr.
Ursache für die acht morschen Holzständer am Turm ist vermutlich eine fehlende Belüftung. Der Glockenturm besteht aus zwei Teilen. Unten ist der rechteckige Teil, der mit drei goldenen Zifferblättern bedeckt ist, darüber befindet sich die sogenannte Laterne mit zwei großen Glocken im Inneren. Dazwischen befinden sich die Holzstreben. Regnet es, sammelt sich zwischen den Holzständern und dem unteren Teil des Turms wegen der fehlenden Lüftung Wasser – und das Holz wird morsch.
Etwas schief ist der alte Turm schon seit Langem. In den vergangenen Jahren aber ist das Problem immer größer geworden. Zuletzt war der Turm vor elf Jahren einmal eingerüstet. Auch damals habe man festgestellt, dass der Turm sich Richtung Westen neigt, erinnert sich Kürzinger. Doch erst die letzte Routineuntersuchung habe gezeigt, dass dringend Handlungsbedarf besteht.
Ende Juli soll der Glockenturm vom Südtrakt des Schlosses mithilfe eines Krans abmontiert werden. Bis es so weit ist, müssen zwei Gestelle von einem Zimmerer gebaut werden, erklärt Kürzinger. Das eine, ein Tragegestell, soll am Glockenturm montiert werden. Dadurch könne der Kran den Turm leichter zu Boden bringen. Das andere, ein Arbeitsgestell, soll am Boden stehen. Während den Sanierungsarbeiten soll der Glockenturm darauf gestellt werden. Wie lange die Arbeiten zur Sanierung andauern werden, sei noch unklar.
Zuletzt ist man davon ausgegangen, dass die Arbeiten im späten Herbst des Jahres abgeschlossen sein werden. Sicher ist, dass es eine Weile dauern wird. „Wir wollen so viel historisches Material behalten wie möglich“, sagt Thomas Kürzinger. Bis die alten Glocken im Neuburger Turm wieder im gewohnten Viertelstundentakt schlagen, werden also wohl noch einige Monate vergehen.