Sonnenstrom vom Balkon
Mit Mini-PV-Anlagen können auch Mieter Energie selbst produzieren und nutzen
Solarstrom selbst zu produzieren und zu nutzen, spart mittelund langfristig Geld und ist gut für die Umwelt. Aber was tun, wenn man in einem Mietshaus wohnt oder auf dem Dach des Eigenheims keine passende Fläche für eine Photovoltaikanlage vorhanden ist? Einen Ausweg bieten Mini-Solar-Anlagen. Diese Module eignen sich für den Einsatz auf Balkonen, Terrassen oder Garagendächern. Die Vorteile: Die Anlagen lassen sich bei einem Umzug einfach abmontieren, können ohne großen Aufwand angeschlossen werden und sind vergleichsweise günstig.
Eine Anlage mit 300 Watt Peak (Wp), die in unseren Breiten rund 330 Kilowattstunden Strom im Jahr liefert, kostet rund 600 Euro. Damit lassen sich die jährlichen Stromkosten um knapp 100 Euro senken. Die Investition hat sich in circa sechs Jahren amortisiert. Bedenkt man, dass die Mini-Solaranlage eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren besitzt und die Strompreise wohl steigen werden, ergibt sich über die gesamte Nutzungszeit gesehen ein Gewinn von über 2000 Euro.
Eine typische Anlage besteht aus einem bis zwei Modulen mit einem Wechselrichter. Die kleinsten Vertreter haben eine Leistung von cir- ca 150 Wp, die größten von 600 Wp, mit der sich bis zu 660 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen lassen. Dies entspricht 20 Prozent des Stromverbrauchs eines deutschen Durchschnittshaushalts.
Die Module unterscheiden sich nicht wesentlich von den üblichen Photovoltaikanlagen auf dem Dach. Im Solarmodul wird die Sonnenenergie in Gleichstrom umgewandelt. Dieser wird im integrierten Wechselrichter zu Wechselstrom, der in das Wohnungs- oder Hausnetz eingespeist wird. Infolgedessen laufen die Stromzähler des Verbrauchers langsamer, da weniger Strom aus dem öffentlichen Netz dazugekauft werden muss. Haushaltsgeräte benutzen immer zuerst den Strom des Solar-Gerätes und ergänzen dann mit Netzstrom.
Obwohl im Herbst 2017 die für Mini-Solaranlagen relevante DINNorm angepasst und damit erst der Weg für deren legalen Betrieb in Deutschland frei wurde, gibt es immer noch Unklarheiten. Allein schon die Frage, ob solche Kleinstanlagen beim Netzbetreiber angemeldet werden müssen, ist umstritten. Die Netzbetreiber sagen Ja, die Hersteller der Anlagen verneinen das hingegen.
Auch was den Anschluss ans Stromnetz angeht, gibt es unterschiedliche Auffassungen. Die meisten Mini-Anlagen werden mit einem haushaltsüblichen Schuko-Stecker geliefert, der mit der Steckdose verbunden werden kann. Viele Experten halten das für sicher. Netzbetreiber und der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke raten dagegen dringend dazu, sich vom Elektriker einen Festanschluss einbauen zu lassen.
Eine Brandgefahr oder das Risiko von Überspannungsschäden besteht nach Ansicht vieler Experten nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie und Greenpeace Energy, aber auch renommierte Forschungsinstitute wie das Fraunhofer ISE hatten die Sicherheit moderner Mini-Solaranlagen wiederholt durch Gutachten belegt.
Unklarheiten gibt es auch noch beim Thema Stromzähler. In der Regel produzieren Mini-PV-Anlagen nur eine geringe Menge Strom, die von Standby-Geräten im Haushalt oder dem Kühlschrank sofort verbraucht werden. Bei viel Sonne kommt es vor, dass die Anlage mehr Strom produziert, als benötigt wird. Das kann bei älteren Stromzählern dazu führen, dass sich der Zähler rückwärts dreht und Strom ins Netz des Versorgers abgegeben wird – was eigentlich nicht sein darf. Kunden der Lechwerke erhalten in unserer Region daher einen sogenannten Zweirichtungszähler, wenn sie ihre Mini-Solaranlage anmelden – kostenlos.
Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!