Kritik an Bierhoff und Grindel wird schärfer
Grünen-Politiker Özdemir und der Zentralrat der Muslime legen Rücktritt nahe. Am 24. August will Löw seine WM-Analyse präsentieren. DFB-Präsident erhöht Druck auf Bundestrainer
Berlin Die Kritik an DFB-Präsident Reinhard Grindel und Teammanager Oliver Bierhoff wird lauter – und schärfer. Grünen-Politiker Cem Özdemir brachte die Ablösung der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes ins Gespräch. „Wir brauchen dringend einen sportpolitischen Neustart beim DFB, gerne mit neuen Gesichtern“, schrieb er in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung
Zuvor hatte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, gefordert: „Bierhoff und Grindel müssen zurücktreten, wenn sie in ihrer langen Karriere nichts anderes gelernt haben als: ,Man verliert als Özil‘ anstatt ,Man verliert als Mannschaft‘.“
Nach dem WM-Aus hatten Bierhoff und Grindel in Interviews Distanz zu Nationalspieler Mesut Özil erkennen lassen. Özdemir warf ihnen nun „verbandsinterne Feigheit“vor. „Dieser Verband irrlichtert in der Causa Özil von Anfang an“, schrieb der Politiker: „Über Wochen wird Özil schon zu einem Sündenbock gemacht.
Gegen diese Anwürfe muss man ihn genauso verteidigen wie gegen Angriffe von rechts.“Seit Mitte Mai, als sich Özil und sein Mitspieler Ilkay Gündogan mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan fotografieren ließen, läuft die Debatte darum. Neben die sportliche Krise der Nationalelf ist eine gesellschaftliche getreten. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) wundert sich im Interview der über die Kommunikation: „Irgendjemand beim DFB, in dem lauter kluge und hoch bezahlte Leute sind, hätte dafür sorgen müssen, dass das nicht so eskaliert.“
Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff sollen die mit Spannung erwartete WM-Analyse am Tag des Bundesliga-Starts vorlegen.
berichtet, dass der 24. August der Termin für diesen Neuanfang sein soll. Laut dem Bericht erwartet das Präsidium dann Erklärungen für den erstmaligen Vorrunden-K.-o. einer deutschen Nationalmannschaft bei einer FußballWM und die Schlüsse daraus. Der Termin sei auf Wunsch von Löw und Bierhoff zweimal nach hinten verlegt worden, weil die Aufarbeitung des Vorrunden-Scheiterns „zu umfangreich“sei, hieß es in dem Bericht. DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte zuletzt dem Fachmagazin gesagt, dass er mit konkreten Resultaten der WM-Analyse bis Ende August rechne und „gravierende Veränderungen“erwartet. Unmittelbar nach der Rückkehr des gestürzten Weltmeisters nach Deutschland hatte Grindel sogar eine „erste Analyse“für Anfang Juli terminiert. Bierhoff hatte nach Löws Entscheidung, den Neuanfang zu gestalten, vor einer Woche Gespräche mit Spielern und Mitarbeitern angekündigt.
Voraussichtlich am 31. August wird Löw seinen Kader für die Länderspiele am 6. September in München gegen WM-Finalist Frankreich und drei Tage später gegen Peru benennen. Die Partie gegen die Franzosen wird die erste in der neuen Nations League sein. Dort warten die Niederlande als weiterer Gegner. Nach Ansicht von Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm ist ein Neuanfang mit der bisherigen Führung Löw und Bierhoff möglich. „Die Frage ist, wie jeder mit der Situation umgeht. Bei den Spielern geht es los. Jeder Spieler muss sich fragen: Bin ich noch der Richtige? Das geht weiter bis zu allen, die beteiligt waren“, sagte der 34-Jährige im Interview der Wochenzeitung