Auf dem Po
Poetische Reise durch Italien
„Das Schöne ist, über den Fluss zu fahren, ohne eine Spur zu hinterlassen, außer Erinnerungen und Wissen.“Was der Freund am Ende dieser außergewöhnlichen Reise sagt, hat Paolo Rumiz von Anfang an vorgehabt. In dem Buch „Die Seele des Flusses“schildert der italienische Autor, wie er zusammen mit wechselnden Freunden auf dem Po durch ein unbekanntes Italien gereist ist. Zunächst im Kanu, später mit einem Segelboot – auch mit Motor.
Was die Freunde dabei gesehen und erlebt haben, war nicht immer schön, und doch war diese Reise für alle „ein großartiges Abenteuer“. 700 Kilometer haben sie auf dem Fluss bewältigt, auch die Verästelungen des Deltas. Sie haben sich nie gelangweilt, aber hin und wieder geärgert über die Zumutungen der Menschen an den Fluss. Sie haben gesehen, „dass der Horror oft neben der Schönheit wohnt“, und sie sind der Seele des Flusses näher gekommen. Manchmal, notiert Rumiz, waren sie mit ihrem Boot weit weg von der Zivilisation wie sonst vielleicht nur auf dem Mekong oder auf dem Mississippi.
Und immer wieder fischt der Schriftsteller Geschichten aus dem Fluss, die er literarisch verarbeitet. Man folgt ihm und seinen Freunden gerne auf diese Erkundungsreise durch ein Italien, das sich oft selbst entfremdet ist und trotzdem noch Reste seines Charmes bewahrt hat. Das liegt auch an den Menschen, auf welche die Freunde treffen. Sie lassen die Flussfahrer teilhaben an ihren Mahlzeiten wie an ihrem Leben.
Zum Nachmachen lädt diese außergewöhnliche Flussfahrt nicht unbedingt ein. Hatte Rumiz am Anfang von einer „Reise in völliger Freiheit à la Huckleberry Finn“geträumt, legte sich schon bald „der Schatten der Logistik“auf das Abenteuer, ganz abgesehen von den Komplikationen auf dem Festland.
Aber lesend erlebt man den Po ganz nah und bekommt Lust, zumindest einige der Orte aufzusuchen, die in Rumiz’ Buch auftauchen – und seien es nur die Bistros…
OInfo Paolo Rumiz. Die Seele des Flus ses – Auf dem Po durch ein unbekann tes Italien, Folio, 282 S., 24 Euro