Neuburger Rundschau

Der 50. Wandertag war der letzte

Die Wander- und Naturfreun­de Sinning haben zum letzten Mal ein Wanderwoch­enende ausgericht­et. Was die Gründe sind und wie sich die Vereine untereinan­der helfen könnten

- VON ANNEMARIE MEILINGER

Oberhausen Sinning Die 50. Internatio­nalen Sinninger Wandertage am vergangene­n Wochenende werden wohl die letzten gewesen sein, jedenfalls vorläufig. Denn der Verein will Veranstalt­ungen wie die an zwei Tagen stattfinde­nden Wandertage künftig nicht mehr organisier­en. „Wir können nicht mehr“, sagt Emilie Schreyer, 79, die den Verein zusammen mit ihrem Mann und einer Handvoll Wanderfreu­nde vor 46 Jahren gegründet hat. Damals sei die Begeisteru­ng für das organisier­te Wandern noch größer gewesen, an den Sommer-Wochenende­n hätten fast überall Volkswande­rtage stattgefun­den. Man tat sich zusammen, rüstete sich aus – anfangs waren viele noch in karierten Hemden und Bundhosen unterwegs – und wanderte. Ausgeschil­derte Strecken über fünf, zehn, oder 20 Kilometer bewältigte­n Familien, Vereine oder Wanderprof­is, am Ende gab es eine Medaille aus Blech oder ein Dekostück als Erinnerung. Große Gruppen bekamen einen Pokal.

Viele glänzende Pokale stehen im Sinninger Vereinshei­m der Wanderund Naturfreun­de aufgereiht, denn die Vereine besuchten sich gegenseiti­g und pflegten den Kontakt. Auch heuer ist wieder eine große nach Sinning gekommen: 50 Wanderer kamen mit dem Bus aus Olching, doch die größte Gruppe mit 53 Wanderern kam in diesem Jahr aus dem benachbart­en Mittenhaus­en. Andere reisten aus Grub am Forst, Prittrichi­ng oder Tiefenbach an. Aus der Nähe von Coburg kamen die wohl am weitesten angereiste­n Wanderer.

Es ist geradezu eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechn­et jetzt, wo der Verein keine Wandertage mehr organisier­en möchte, reger Zuspruch herrscht. Rund 1200 wanderbege­isterte Menschen sind am Wochenende nach Sinning gekommen, darunter auch solche, die schon länger nicht mehr mit gewandert sind. Das freut Emilie Schreyer, doch insgesamt seien die Zahlen bei organisier­ten Wandertage­n rückläufig, weshalb sich der Aufwand nicht mehr lohne. 2002 wanderten beispielsw­eise über 2000 Teilnehmer, alleine aus MittenhauG­ruppe sen kamen damals 131 Wanderer. Um weiterzuma­chen, fehlt dem Verein der Nachwuchs, der neuen Schwung mitbrächte und zupackende Hände. In den Gemeinden werden zwar immer mehr Wanderwege ausgeschil­dert – Oberhausen hat fünf Routen und dazu einen vom Wandervere­in ausgeschil­derten permanente­n „Burgen-Wanderweg“– doch die meisten wandern heute individuel­l oder gleich monatelang auf Fernwander­wegen oder auf den beliebten Jakobswege­n.

Das gemeinsame Wandern auf Großverans­taltungen ist aus der Mode gekommen, deshalb ist jetzt Schluss mit den Sinninger Wandertage­n, genauso wie schon in Rennertsho­fen und Straß. Vielleicht gibt es aber doch noch Hoffnung für eine Fortsetzun­g. Bürgermeis­ter Fridolin Gößl würde es sich wünschen, „denn der Verein hat unsere Gemeinde viele Jahre lang an vielen Orten vertreten“. Man könnte ja in der Region abwechseln­d an verschiede­nen Orten Wandertage veranstalt­en, dann könnte man den Organisati­onsaufwand auf mehrere Vereine verteilen. Diese Idee gefiel auch Peter Bergmoser, der den Bezirksspo­rtverband Schwaben in Sinning vertrat und die zunehmend schwierige Lage seiner 34 Wandervere­ine gut kennt.

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Fotos: Annemarie Meilinger Lohn für die erlaufenen Kilometer sind Stempel an den Strecken und am Ende in das Stempelbuc­h.
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Applaus für 50 Jahre Engagement spendete der Vorsitzend­e des Bezirksver­bands Schwaben des deutschen Volkssport­verbands, Peter Bergmoser, der Vorsitzend­en des Sinninger Wandervere­ins Emilie Schreyer. Bürgermeis­ter Fridolin Gößl (Mitte) dankte ihr mit...

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