Nach dem Überfall ging’s direkt in den Italienurlaub
Ein Quartett überfällt einen Bekannten im Klenzepark. Sie rauben ihm Geld, sein Handy und sein Auto. Danach gehen sie heim, packen die Koffer und fahren in den Urlaub. In Italien verüben sie gleich den nächsten Überfall
Ingolstadt Die beiden, er 23 und sie 22, saßen in dieser Julinacht im vergangenen Jahr im Klenzepark und redeten und rauchten. Seit Jahren waren sie befreundet, waren auch mal kurz ein Paar gewesen. Jetzt hatten sie sich schon länger nicht mehr gesehen. Doch was die Frau wusste und der Mann nicht: Das sollte kein gemütlicher Plausch zu später Stunde werden, sondern war die Vorstufe eines Überfalls. Die Ex-Freundin hatte den Mann aus dem Kreis Pfaffenhofen nur angelockt, kurze Zeit später tauchten ihre drei vermummten Kumpanen auf. Ein Mädchen, damals erst 15 Jahre alt, forderte Geld und verpasste dem 23-Jährigen gleich ein paar Ohrfeigen. Ein anderer, damals 19 Jahre alt, trat ihm zweimal in den Bauch und hielt ihm ein Messer an die Kehle. Ein Dritter aus dem Kreis Günzburg stand wohl nur daneben, rauchte ein bisschen und spielte auf dem Handy herum. Kurz nach der Tat fuhr das Quartett in den Urlaub nach Italien. Dort wurden sie geschnappt.
Vor dem Landgericht Ingolstadt müssen sich aktuell die 23-Jährige, die den Lockvogel spielte und zuletzt in Ingolstadt lebte, und der Mann aus dem Kreis Günzburg verantworten. Ihnen wird besonders schwere räuberische Erpressung vorgeworfen.
Während die beiden Frauen ziemlich schnell vom Tatort verschwunden waren und gleich das Konto des Überfallenen plünderten (er musste ihnen zuvor auch seine PIN herausgeben), blieben die beiden vermummten Männer noch länger im Klenzepark. Um die Lage etwas zu beruhigen, berichtete der Überfallene am Montag vor Gericht, habe er mit dem Haupttäter ein bisschen geredet, die meiste Zeit über Fußball. Am Ende soll der gesagt haben: Wenn Du uns Deinen Autoschlüssel gibst, dann legen wir all die gestohlenen Sachen – den Geldbeutel und das Handy – zurück ins Fahrzeug. Und der heute 24-Jährige hat das dann tatsächlich – „dumm wie ich war“– getan. Kaum hatten die Täter den Schlüssel in der Hand, sind sie fortgerannt Richtung Parkplatz, „als wären die Hunde hinter ihnen her“. Sie setzen sich ins Auto, fuhren in die Wohnung der Angeklagten, packten kurz ihre Sachen ein und starteten dann noch in der gleichen Nacht in den Urlaub nach Italien. Im Gepäck hatten sie auch die gut 1000 Euro, die sie von ihrem Opfer erbeutet hatten. Das war derweil ebenfalls zum nahen Parkplatz an der Saturn-Arena gerannt und hatte dort entdeckt, dass sein Auto mit einem Wert von gut 12 000 Euro weg war. Passanten hatten schließlich die Polizei alarmiert.
Die Fahrt des Quartetts ging derweil kreuz und quer durch Italien, hat der Angeklagte vor Gericht berichtet. Bis nach Sizilien waren sie mit dem gestohlenen Auto gefahren. Doch es blieb kein harmloser Trip in den Süden. Denn dort haben sie einen Pizzaboten überfallen. Der mutmaßliche Haupttäter vom Klenzepark sitzt noch immer in Italien in Haft, das damals 15-jährige Mädchen ist bereits in Ulm vor Gericht gestanden.