Neuburger Rundschau

Friede, Freude und ein Videobewei­s

Simon Schröttle vom FC Ehekirchen besucht mit seinem Bruder Niko die Halbfinals und das Endspiel in Russland. Über eine unerwartet komfortabl­e Reise, Fans unter sich und die Erfüllung eines Wunsches

- VON DANIEL DOLLINGER

Rain/Moskau Hinter Simon Schröttle und seinem Bruder Niko liegen tausende Kilometer. Die beiden jungen Männer aus Rain waren für eine Woche in Russland und haben dort die beiden Halbfinalp­artien und am Sonntagabe­nd das Endspiel zwischen Frankreich und Kroatien verfolgt.

Vergangene­n Montag sind sie nach St. Petersburg im Norden des Landes geflogen, saßen dort beim Spiel zwischen Frankreich und Belgien auf der Tribüne. Noch in der Nacht ging es mit dem Zug in die Hauptstadt Moskau, dort fand am Mittwoch das zweite Halbfinals­piel zwischen Kroatien und England statt. Und der Höhepunkt des Ausflugs der beiden Fußballbeg­eisterten war das Finale. Schröttle ist mittlerwei­le spielender Co-Trainer beim Bezirkslig­isten FC Ehekirchen, Niko spielt in der zweiten Mannschaft des TSV Rain.

„Bereits im Dezember haben wir uns um die Karten beworben“, erklärt Simon Schröttle. Über den Fußball-Weltverban­d Fifa mussten die Eintrittsk­arten zunächst angefragt werden, im Losverfahr­en verlief dann die Vergabe. Und die beiden Brüder hatten Glück und bekamen für alle drei Spiele eine Zusage. Bei einem besseren Auftreten der deutschen Mannschaft hätten sie also im Halbfinale die Truppe von Trainer Jogi Löw gesehen. Doch sie waren auch nicht traurig, dass sie die deutsche Mannschaft nicht bejubeln durften.

„Es wäre natürlich schön gewesen. Aber an sich war uns egal, wer da aufeinande­rtrifft“, sagt Simon Schröttle. Das Halbfinale zwischen Belgien und Frankreich war für ihn das fußballeri­sch beste der drei Spiele.

Direkt danach fuhr dann bereits der Zug ins zehn Stunden entfernte Moskau. „Wir hatten im Vorfeld schon Bedenken, wie komfortabe­l das denn werden würde. Aber wir wurden positiv überrascht“, sagt der 26-Jährige. In einem Schlafwagg­on waren die beiden Brüder untergebra­cht, mit ihnen noch zwei weitere Männer. Die Züge wurden extra für die Fans bereitgest­ellt, die Karten für beide Halbfinals­piele hatten – als Ticketbesi­tzer war die Fahrt auch kostenlos.

Bis zum Finale am Sonntag waren die Brüder in Moskau, wo die Stimmung laut Simon Schröttle einfach super war. „Da laufen alle in Trikots rum, man kommt mit so vielen Leuten ins Gespräch, das ist echt klasse.“So waren Niko und Simon Schröttle im Finale von Libanesen und Israelis umgeben. „Plötzlich stehen die einen auf, gehen um uns herum und geben den anderen die Hand. ’Let’s make peace’, also lasst uns Frieden machen, haben sie gesagt.“Im Endspiel bekamen sie dann auch mal live im Stadion mit, wie denn der Videoschie­dsrichter eingreift. Denn dem Elfmeter der Franzosen zum 2:1 ging ein strittiges Handspiel voraus. „In den beiden Halbfinals gab es ja keine Videoentsc­heidung. Deshalb haben wir im Finale wirklich darauf gehofft“, sagt Simon Schröttle.

Für die Brüder war es nicht das erste Mal, dass sie bei einer solchen Großverans­taltung dabei waren. 2006 war Simon bei der WM in Deutschlan­d, vor vier Jahren dann in Brasilien.

Und vor zwei Jahren waren sie gemeinsam bei der Europameis­terschaft in Frankreich. Und die Organisati­on in Russland war wirklich top, wie Simon Schröttle bestätigt. „Wir waren echt überrascht, alles war gut organisier­t, alles verlief friedlich und es gab keine Ausschreit­ungen. Da kann man wirklich den Hut ziehen.“

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Foto: Petr David Josek/AP/dpa Schiedsric­hter Nestor Pitana entschied im WM Finale auf Strafstoß für Frankreich: Simon und Niko Schröttle aus Rain freuten sich im Stadion darüber, dass sie live den Videobewei­s miterlebte­n.
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Foto: Aumiller Simon Schröttle spielt selbst Fußball, bei Bezirkslig­ist Ehekirchen.

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