Dieser Weg wird kein leichter sein
Eigenbetrieb hat den Wandel vom Energieverteiler zum Erzeuger vollzogen. Heuer soll es erstmals aussagekräftige Berichte und Kennzahlen zur weiteren Steuerung des Unternehmens geben. Es gibt schwierige Altlasten
Neuburg Mit der Umstrukturierung der Stadtwerke in den vergangenen fünf Jahren ist dem Unternehmen der Wandel vom Energieverteiler zum Erzeuger gelungen. In dieser Hinsicht blickt Werkleiter Richard Kuttenreich durchaus optimistisch in die Zukunft. Allerdings gibt es wohl auch Altlasten, die schwer wiegen und das Ergebnis belasten, wie gestern Abend im Werkausschuss zu hören war.
Da geht es unter anderem um nicht erhobene Netzentgelte bei Strom und Gas. Wie Kuttenreich erklärte, hätten fehlende Investitionen in das Gas- und Stromnetz zu dieser Fehlentwicklung geführt. Zeitgleich müssten Altlasten, wie nicht getilgte, alte Kredite aus dem Jahr 1996 durch die Gasnetzübernahme, bewältigt werden. Denn die Finanzierung der Netzübernahme beim Erdgas aus dem Jahr 1996 sei nach 20 Jahren noch nicht abgeschlossen. Noch immer stehen 5,5 Millionen „Miese“. Die durchschnittliche Tilgung des Darlehens bis zur Restlaufzeit 2029 beträgt 460000 Euro pro Jahr. Von 1996 bis 2013 seien nur 130000 Euro jährlich getilgt worden. „Damit wurde der Schuldendienst in die Zukunft geschoben“, verdeutlichte Kuttenreich, der 2013 die Geschäftsführung übernahm.
Diese Altlast belaste das Ergebnis des kommunalen Energieversorgers in den kommenden Jahren. Außer- dem seien die Neuburger Stadtwerke im Vergleich mit anderen über Gebühr mit defizitären Sparten, insbesondere Bäder (jährlich zwischen zwei und drei Millionen Minus), Parken und Verkehr, belastet worden. Das stelle ein erhebliches Problem für das Wachstum des Unternehmens dar. Über Jahre hinweg hätten daher rund 1,6 Millionen Euro jährlich für Investitionen gefehlt. Es gehe um die Zukunftsfähigkeit der Stadtwerke, die Geld koste, ebenso wie der weitere Ausbau der Nahwärme, der derzeit gestoppt wurde. Vor allem durch Investitionen in diesen Bereich wuchsen die Schulden der Stadtwerke auf über 65 Millionen Euro an.
Während Kuttenreich die Frage stellte, wie man die Kosten für die defizitären Einrichtungen verteilen wolle („Wir schaffen das nicht alleine.“), versprach Oberbürgermeister Gmehling zum einen Unterstützung. So überweist die Stadt 2018 und 2019 jeweils 2,5 Millionen Euro an den Eigenbetrieb. Zum anderen gab er aber zu verstehen, dass er von den Stadtwerken schon erwarte, sich künftig so aufzustellen, dass durch Gewinne im Energiesektor die defizitären, öffentlichen Bereiche mitgetragen werden können. Schließlich gehe es auch darum, die erhebliche Ersparnis durch den steuerlichen Querverbund (zwischen 300 000 und 700 000 Euro im Jahr) nicht einfach herzuschenken.
Sehr positiv fiel Kuttenreichs Ergebnis zur Umstrukturierung der Stadtwerke aus. Der Wandel vom Energieverteiler zum Erzeuger, so der Werkleiter, sei in den vergangenen fünf Jahren vollzogen worden. Die in allen Blockheizkraftwerken erzeugte Strommenge erhöhte sich von 4,38 Millionen Kilowattstunden im Jahr 2014 auf 15,8 Millionen im vergangenen Jahr. Mit der theoretisch vermarktbaren Strommenge könnten drei Viertel aller privaten Kunden mit von den Aggregaten der Stadtwerke erzeugten Strom versorgt werden. Bei der Wärme standen 2014 rund 32,8 Millionen eingespeiste Kilowattstunden. 2017 waren es 64,7 Millionen.
Im Rahmen des Nahwärmeprojektes stieg der Wärmeabsatz von insgesamt 4,4 Millionen Kilowattstunden pro Jahr auf knapp 60 Millionen. Das bedeutete eine Steigerung des Erlöses von rund 181600 Euro im Jahr 2013 auf 2,8 Millionen im vergangenen Jahr. Abwärme, Nahwärme und die Synergieeffekte aus der Kraftwärmekopplung (KWK) mit Wärme und Strom: 2017, so Kuttenreich, seien durch den Ausbau des Neuburger Nah- wärmenetzes auch 6,7 Millionen Liter Heizöl eingespart worden. Dies entspreche einer CO2 Einsparung von über 15 Millionen Kilogramm pro Jahr.
Ab 2018 beziehungsweise 2019 können auch höhere Netzentgelte bei Gas (bis zu plus 1,2 Millionen Euro, plus 34,3 Prozent) und Strom (plus 0,9 Millionen Euro) erzielt werden. Damit werde ein bislang ungenutztes Potential erschlossen. Dies sei, erklärt der Werkleiter, erst durch den Aufbau der Netzwirtschaft und entsprechender Personaleinstellungen möglich geworden. 2014 gab es 129 Mitarbeiter, Ende Mai dieses Jahres waren es 136 und Plan bis Ende 2018 sind 147.
Nur durch gezielte Einstellungen sei auch eine einzigartige Bündelungen der Kompetenzen in fünf Netztechniken – Gas, Wasser, Strom, Glasfaser, Wärme – möglich geworden. Dadurch seien im näheren Umkreis ausschließlich die Stadtwerke technisch in der Lage, Infrastrukturmaßnahmen – etwa die Erschließung von Baugebieten wie jetzt eines in Oberhausen – gesamtverantwortlich abzuwickeln.
Die Maßnahmen zur Umstrukturierung würden jedenfalls greifen. „2018 liefert erstmals in allen Bereichen belastbare Daten“, betonte Kuttenreich. Mit diesen verlässlichen Kennzahlen sei nun eine ordnungsgemäße Geschäftsführung möglich. Dadurch könne das Unternehmen, wie er sagt, „erstmals geordnet gesteuert werden“.