„Mit Vollgas“durch die Anliegerstraße
Der Saliterweg ist von jeher eine Anliegerstraße. Seit einiger Zeit wird er aber von immer mehr Autofahrern als Abkürzung zum VfR-Gelände oder Brandlbad benutzt. Doch das allein ist es nicht, was die Anwohner stört
Neuburg Wenn Isabel Patel die Gartentüre ihres Sonntagshauses öffnet, dann wandert zuerst ihr Blick nach links und rechts, ehe sie einen Fuß auf die Straße setzt. Denn der Zugang zu ihrem Grundstück am Saliterweg ist unmittelbar an der Straße, einen Gehweg gibt es nicht. Und auf dieser Straße ist seit geraumer Zeit mehr los, als es eigentlich sein dürfte. Denn der Saliterweg und auch die Zufahrtsstraße über den Beuthmühlweg sind Anliegerstraßen. Dort dürften nach der Straßenverkehrsordnung also nur die Anwohner selber, deren Besucher, die Gäste des Saliter-Biergartens und Landwirte fahren, die dort Flächen bewirtschaften. Eigentlich. Denn tatsächlich fahren nach den Beobachtungen von Isabel Patel und deren Nachbarn – insgesamt sind es vier Häuser – deutlich mehr Menschen durch die Anliegerstraße, als erlaubt ist. Es seien vor allem Mütter, die ihre Kinder zum Fußballtraining auf das VfR-Gelände bringen, und Besucher des Brandlbads, die die Strecke als Abkürzung benutzen. Doch auch schon morgens herrsche im Saliterweg reger Verkehr, denn offenbar nutzen manche Eltern die Strecke als staufreien „Schleichweg“zum Descartes-Gymnasium.
Isabel Patel lebt seit rund zehn Jahren in dem abgeschiedenen Weiler an der Donau. Dass derart viele Menschen verbotenerweise die Anliegerstraße benutzen, sei allerdings erst ein Problem seit etwa drei Jahren. Damals wurde das Brandlbad an das Nahwärmenetz angeschlossen, weshalb die Seminarstraße am Descartes-Gymnasium für drei Wochen gesperrt werden musste. Das Freibad und das VfR-Gelände waren in dieser Zeit nur im Einbahnstraßenverkehr zu erreichen. Abgeleitet wurden die Autos über den Saliterund Beuthmühlweg. Und seit dieser Zeit, so die naheliegende Vermutung der Anwohner, hätten etliche Autofahrer für sich die Strecke als Abkürzung entdeckt.
Doch es ist nicht allein die Anzahl der Autos, die ohne Berechtigung durch die Anliegerstraße fahren. Was die Anwohner stört, ist auch die Geschwindigkeit, mit der manche entlang der Strecke fahren. „Da gibt es Leute, die mit Vollgas um die Kurve fahren“, sagt Isabel Patel. Die Straße sei nicht breit und die Kurve auf Höhe der Häuser nicht einsehbar. Isabel Patel will sich nicht ausmalen, was passieren könnte, wenn vom Beuthmühlweg kommend Kinder unbedarft auf dem abschüssigen Weg mit dem Rad fahren und von unten ein Auto um die Kurve schießt.
Mit ihrem Anliegen sind die Anwohner deshalb zunächst auf den VfR zugegangen mit der Bitte, ihre Besucher, Spieler und Mitglieder die „verbotene Zufahrt“hinzuweisen. Die Vereinsführung zeigte sich auch kooperativ. Wie FußballAbteilungsleiter Roland Egen bestätigt, hätte es zuletzt entsprechende Durchsagen im Stadion gegeben, und auch in der Stadionzeitschrift habe der Verein die Bitte veröffentlicht, dass alle Besucher und Aktiven des VfR die Zufahrt über den Oberen Brandl benutzen sollen. Darüber hinaus seien alle Trainer und Jugendleiter gebeten worden, das Thema an ihre Spieler zu kommuni- zieren. Ohnehin geht Egen davon aus, dass seitens des VfR nur Wenige über den Saliterweg fahren. „Wir sind seit 60 Jahren da draußen, und es gab noch nie Probleme wegen des Verkehrs.“
Auch Oberbürgermeister Bernhard Gmehling wurde von den Anwohnern kontaktiert. Sein Vorschlag: Die Geschwindigkeit im Bereich der Kurve auf 20 km/h zu reduzieren. Die Beschränkung wurde bereits umgesetzt, am Dienstag wurde das entsprechende Verkehrsauf schild aufgestellt. Gegen die „Falschfahrer“kann die Stadt allerdings nichts unternehmen. In diesem Fall müsste die Polizei aktiv werden und Kontrollen durchführen. Doch im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Neuburg gibt es viele Verkehrsbrennpunkte. „Wir versuchen, allen Anliegen nachzugehen. Aber wir können das nur im Rahmen unserer Möglichkeiten und nach einer gewissen Prioritätenliste tun“, sagt Verkehrspolizist Werner Schade und erzählt von Autofahrern, die am Brandlbad die Straßen derart zuparken, dass im Notfall kein Krankenwagen mehr durchkommt.
Isabel Patel will sich trotz der Geschwindigkeitsbeschränkung und das Entgegenkommens des VfR nicht zu früh freuen. Für sie müssen nach all den Worten nun Taten folgen – sprich: Es müssen in absehbarer Zeit weniger Autos langsamer durch den Saliterweg fahren. „Sonst sind das alles nur Lippenbekenntnisse.“