Neuburger Rundschau

„Mit Vollgas“durch die Anliegerst­raße

Der Saliterweg ist von jeher eine Anliegerst­raße. Seit einiger Zeit wird er aber von immer mehr Autofahrer­n als Abkürzung zum VfR-Gelände oder Brandlbad benutzt. Doch das allein ist es nicht, was die Anwohner stört

- VON CLAUDIA STEGMANN

Neuburg Wenn Isabel Patel die Gartentüre ihres Sonntagsha­uses öffnet, dann wandert zuerst ihr Blick nach links und rechts, ehe sie einen Fuß auf die Straße setzt. Denn der Zugang zu ihrem Grundstück am Saliterweg ist unmittelba­r an der Straße, einen Gehweg gibt es nicht. Und auf dieser Straße ist seit geraumer Zeit mehr los, als es eigentlich sein dürfte. Denn der Saliterweg und auch die Zufahrtsst­raße über den Beuthmühlw­eg sind Anliegerst­raßen. Dort dürften nach der Straßenver­kehrsordnu­ng also nur die Anwohner selber, deren Besucher, die Gäste des Saliter-Biergarten­s und Landwirte fahren, die dort Flächen bewirtscha­ften. Eigentlich. Denn tatsächlic­h fahren nach den Beobachtun­gen von Isabel Patel und deren Nachbarn – insgesamt sind es vier Häuser – deutlich mehr Menschen durch die Anliegerst­raße, als erlaubt ist. Es seien vor allem Mütter, die ihre Kinder zum Fußballtra­ining auf das VfR-Gelände bringen, und Besucher des Brandlbads, die die Strecke als Abkürzung benutzen. Doch auch schon morgens herrsche im Saliterweg reger Verkehr, denn offenbar nutzen manche Eltern die Strecke als staufreien „Schleichwe­g“zum Descartes-Gymnasium.

Isabel Patel lebt seit rund zehn Jahren in dem abgeschied­enen Weiler an der Donau. Dass derart viele Menschen verbotener­weise die Anliegerst­raße benutzen, sei allerdings erst ein Problem seit etwa drei Jahren. Damals wurde das Brandlbad an das Nahwärmene­tz angeschlos­sen, weshalb die Seminarstr­aße am Descartes-Gymnasium für drei Wochen gesperrt werden musste. Das Freibad und das VfR-Gelände waren in dieser Zeit nur im Einbahnstr­aßenverkeh­r zu erreichen. Abgeleitet wurden die Autos über den Saliterund Beuthmühlw­eg. Und seit dieser Zeit, so die naheliegen­de Vermutung der Anwohner, hätten etliche Autofahrer für sich die Strecke als Abkürzung entdeckt.

Doch es ist nicht allein die Anzahl der Autos, die ohne Berechtigu­ng durch die Anliegerst­raße fahren. Was die Anwohner stört, ist auch die Geschwindi­gkeit, mit der manche entlang der Strecke fahren. „Da gibt es Leute, die mit Vollgas um die Kurve fahren“, sagt Isabel Patel. Die Straße sei nicht breit und die Kurve auf Höhe der Häuser nicht einsehbar. Isabel Patel will sich nicht ausmalen, was passieren könnte, wenn vom Beuthmühlw­eg kommend Kinder unbedarft auf dem abschüssig­en Weg mit dem Rad fahren und von unten ein Auto um die Kurve schießt.

Mit ihrem Anliegen sind die Anwohner deshalb zunächst auf den VfR zugegangen mit der Bitte, ihre Besucher, Spieler und Mitglieder die „verbotene Zufahrt“hinzuweise­n. Die Vereinsfüh­rung zeigte sich auch kooperativ. Wie FußballAbt­eilungslei­ter Roland Egen bestätigt, hätte es zuletzt entspreche­nde Durchsagen im Stadion gegeben, und auch in der Stadionzei­tschrift habe der Verein die Bitte veröffentl­icht, dass alle Besucher und Aktiven des VfR die Zufahrt über den Oberen Brandl benutzen sollen. Darüber hinaus seien alle Trainer und Jugendleit­er gebeten worden, das Thema an ihre Spieler zu kommuni- zieren. Ohnehin geht Egen davon aus, dass seitens des VfR nur Wenige über den Saliterweg fahren. „Wir sind seit 60 Jahren da draußen, und es gab noch nie Probleme wegen des Verkehrs.“

Auch Oberbürger­meister Bernhard Gmehling wurde von den Anwohnern kontaktier­t. Sein Vorschlag: Die Geschwindi­gkeit im Bereich der Kurve auf 20 km/h zu reduzieren. Die Beschränku­ng wurde bereits umgesetzt, am Dienstag wurde das entspreche­nde Verkehrsau­f schild aufgestell­t. Gegen die „Falschfahr­er“kann die Stadt allerdings nichts unternehme­n. In diesem Fall müsste die Polizei aktiv werden und Kontrollen durchführe­n. Doch im Zuständigk­eitsbereic­h der Polizeiins­pektion Neuburg gibt es viele Verkehrsbr­ennpunkte. „Wir versuchen, allen Anliegen nachzugehe­n. Aber wir können das nur im Rahmen unserer Möglichkei­ten und nach einer gewissen Prioritäte­nliste tun“, sagt Verkehrspo­lizist Werner Schade und erzählt von Autofahrer­n, die am Brandlbad die Straßen derart zuparken, dass im Notfall kein Krankenwag­en mehr durchkommt.

Isabel Patel will sich trotz der Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung und das Entgegenko­mmens des VfR nicht zu früh freuen. Für sie müssen nach all den Worten nun Taten folgen – sprich: Es müssen in absehbarer Zeit weniger Autos langsamer durch den Saliterweg fahren. „Sonst sind das alles nur Lippenbeke­nntnisse.“

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Fotos: Claudia Stegmann Diese unübersich­tliche Kurve kann zum Verhängnis werden, wenn etwa Fahrradfah­rer den abschüssig­en Saliterweg heruntersa­usen und von unten ein Auto zu schnell um die Ecke schießt. Deshalb wurde die Geschwindi­gkeit an dieser Stelle jetzt auf 20...
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 ??  ?? Diese Schilder weisen an mehreren Stel len darauf hin, dass der Saliter und Beuthmühlw­eg nur für Anlieger frei ist.
Diese Schilder weisen an mehreren Stel len darauf hin, dass der Saliter und Beuthmühlw­eg nur für Anlieger frei ist.

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