Eine musikalische Rarität
Das Bandoneon ist nicht weit verbreitet. Um es zu spielen, nehmen die Musiker einiges auf sich
Neuburg Ein Hauch von Südamerika liegt in der Luft. Wilde Tangorhythmen fegen durch den Raum. Es ist beinahe unmöglich, zu Astor Piazzollas „Libertango“die Füße still zu halten. Geige, Kontrabass und Akkordeon harmonieren perfekt mit den vier Bandoneons. So viele davon in einem Raum sind hierzulande eine Seltenheit – anders als in Argentinien. Auch bei der Sommerakademie wird das Instrument zum ersten Mal angeboten.
Dozent Marcelo Mercadante ist gebürtiger Argentinier. Durch seinen Vater kam der 48-Jährige schon als Kind zum Tango und zum Bandoneon. Sein großes Vorbild sei der Bandoneon-Spieler und Komponist Astor Piazzolla. „Er hat den Tango revolutioniert.“Mittlerweile gilt Mercadante selbst als Meister des Bandoneons und tritt mit Ensembles wie dem Orquesta Nacional de Cámara de Andorra auf.
Das Instrument ist untrennbar mit dem argentinischen Tango verbunden. Trotz der optischen Ähnlichkeit ist es aber nicht zu verwechseln mit dem Akkordeon. Anders als das Akkordeon hat das Bandoneon keine Tasten, sondern nur Knöpfe. Zwar haben beide Instrumente einen Luftbalg, der des Bandoneons ist jedoch viel länger. Das verursacht den kraftvollen Klang. „Die Energie des Tangos mit einem Akkordeon auszudrücken, wäre gar nicht möglich“, sagt Mercadante.
Die Kursteilnehmer sind teilweise von weither zur Sommerakademie angereist: Sie kommen aus Balingen in Baden-Württemberg, aus der Eifel, aus Ingolstadt und München. „Treffen mit anderen Bandoneon-Spielern sind ja leider sehr selten“, sagt ein Musiker aus Leverkusen. Da nehme man die lange Anfahrt gerne auf sich. Auch die Suche nach einem Bandoneon-Lehrer habe sich als schwierig herausgestellt. Seit sechs Jahren lerne er nun schon bei einem Bandoneonisten aus Mailand – per Skype. Zum Instrument kam er über das Tango-Tanzen.
So ging es auch einer anderen Kursteilnehmerin und Bandoneonspielerin. „Das Tanzen ist für viele der Schlüssel zur Tango-Musik“, sagt sie. Auch wenn der Tango Argentina in Deutschland nicht weit verbreitet sei, sei er hier doch beliebter als in anderen europäischen Ländern. „Der argentinische Tango erlebt hierzulande gerade einen richtigen Aufschwung“, sagt sie. Und fügt dann hinzu: „Wenn auch nur einen kleinen.“
Wer sich vom argentinischen Tango anstecken lassen möchte, kann das heute auf der Geburtstagsfeier der Sommerakademie ab 17 Uhr im Garten des Stadtmuseums tun. Gestaltet wird der Abend von Musikern aus aller Welt und den Dozenten – unter anderem von Marcelo Mercadante, der die Gäste mit dem Bandoneon und heißen Tangorhythmen unterhält. Bei Gewitter oder Starkregen wird ab 18 Uhr ein klassisches Konzert im Kongregationssaal angeboten. Der Eintritt ist frei. Es besteht jedoch eine begrenzte Platzanzahl.