Die Folgen der Tropennächte
Eine Forscherin der Uni Eichstätt untersucht, was der Klimawandel für die Region bedeutet
Eichstätt Seit Ende Juli hat die Hitze Deutschland fest im Griff. An einigen Tagen war die 40-Grad-Marke in greifbarer Nähe. Müssen wir uns auf solche extremen Sommer auch in den kommenden Jahren vorbereiten? Klima-Expertin Prof. Susanne Jochner-Oette, die an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) die Professur für Physische Geographie/Landschaftsökologie und nachhaltige Ökosystementwicklung innehat, sagt: „Eine aktuelle Untersuchung zeigt: Der Klimawandel hat die Hitzewelle der vergangenen Wochen fünfmal wahrscheinlicher gemacht. Auch ältere Studien aus dem Jahr 2004 wiesen bereits darauf hin, dass jeder zweite Sommer gegen Ende dieses Jahrhunderts genauso warm und trocken bzw. noch wärmer und trockener sein könnte als der Rekordsommer 2003“. Jochner-Oette betreut gemeinsam mit Studierenden eine professionelle Wetterstation auf dem Eichstätter Campus der KU. Diese registrierte für den dortigen Standort vom 1. auf den 2. August die erste Tropennacht des Jahres, bei der die Temperatur nicht unter 20 Grad sank. Im vergangenen Jahr gab es hingegen keine einzige Tropennacht. Die bisherige Rekordtemperatur an der Station betrug heuer 37,84 Grad Celsius am 31. Juli; die Höchsttemperatur des vergangenen Jahres von 36,69 Grad wurde so noch einmal übertroffen.
Für die Landwirtschaft rechnet Jochner-Oette damit, dass wärmeliebende Arten wie Mais, Sonnenblumen oder Sojabohnen in der Landwirtschaft künftig häufiger vertreten sein werden. „Während der Landwirt schnell mit dem Anbau von geeigneteren Sorten auf den Klimawandel reagieren kann, muss der Forstwirt vorausschauender pflanzen und heute schon Bäume wählen, die auch Ende des 21. Jahrhunderts in einem wärmeren Klima gut gedeihen“, erklärt die Wissenschaftlerin weiter. Sie untersucht auch die Phänologie, also die Pflanzenentwicklung im Jahresverlauf. „Die Phänologie gilt als ausgezeichneter Bioindikator für den Klimawandel, da sich Veränderungen der Temperatur stark in der Vegetationsentwicklung bemerkbar machen. Neben einem deutlich früheren Start der Vegetationsperiode im Frühjahr zeigen unsere phänologischen Untersuchungen, dass die Fruchtreife des schwarzen Holunders, die eigentlich den Beginn des Frühherbstes symbolisiert, im Eichstätter Kapuzinergarten fast erreicht ist. Die Blattverfärbung und der Blattfall, die aufgrund der Trockenheit schon partiell eingesetzt haben, werden zudem zu einem früheren Ende der Vegetationsperiode führen“.
» Ein ausführliches Interview mit Prof. Dr. Susanne Jochner Oette zur derzeitigen Hit ze findet sich auf der Homepage Uni Eich stätt Ingolstadt unter www.ku.de.