Bürger entscheiden über die Zukunft ihrer Stadt
Was Frank Dorn von „Wir aus Rain“über Leerstände, Internet und die Situation der Geschäfte zu sagen hat
Rain Die Stadt Rain hat verschiedene Programme zur Stadtentwicklung am Laufen. ISEK (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept) und GEK (Gemeindeentwicklungskonzept) sollen Kernstadt und Umland vital und zukunftsfähig halten. Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch die Wirtschaft. Handel, Gewerbe, Gastronomie und Dienstleistungen bedeuten ein gutes Stück Lebensqualität für die Bevölkerung. Wir sprachen mit Frank Dorn – seit 26 Jahren Mitinhaber des Schuhhauses Lachnitt und seit 15 Jahren Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Wir aus Rain“– über die jetzige Situation in der Tillystadt, über realistische Chancen und Bedenken.
Herr Dorn, in Rain verhält es sich so wie auch in anderen Innenstädten – beispielsweise Donauwörth oder Neuburg –, dass eher immer mehr Leerstände herrschen, als sich attraktive Geschäfte ansiedeln. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation, wenn Sie die Hauptstraße anschauen?
Frank Dorn: Im Vergleich zu Donauwörth oder Neuburg haben wir in Rain eine pulsierende Altstadt. Unsere Vorteile sind die kostenlosen Parkplätze direkt vor den Geschäften, der ReweMarkt als Nahversorger und das Ärztehaus. Weiterhin wird die Hauptstraße durch die Besucher der Romantischen Straße und des Dehner Blumenparks frequentiert. Die gute Geschäftssituation zeigt sich auch in den nur wenigen Leerständen.
Wie viele sind es denn momentan? Frank Dorn: Es stehen lediglich drei Läden ungewollt leer.
Stehen aktuell weitere Geschäftsaufgaben bevor?
Frank Dorn: Dazu kann ich derzeit nichts sagen.
Es ist ja gar nicht so einfach, etwas gegen Leerstände zu tun. Gibt es denn aus Ihrer Sicht ein Rezept dagegen? Frank Dorn: Das Schlagwort heißt Leerstandsmanagement. Wenn Läden schließen, dann – so finde ich – muss die Stadt mit dem Hauseigentümer zusammenarbeiten und prüfen, welche Branchen vor Ort fehlen. Und dann müssen sie Verbände, Innungen oder ganz konkrete Geschäftsleute anschreiben und für Ersatz sorgen. Es gibt durchaus junge Unternehmer, die bereit wären, eventuell Filialen zu eröffnen. Nur wissen sie oft gar nicht, dass in der Umgebung ein attraktiver Laden zu haben ist.
Das Gebäude Ihres Schuhhauses steht Internet zum Verkauf. Bedeutet das, dass Sie aufhören und demnächst ein weiterer Leerstand hinzukommt? Frank Dorn: Generell stellt sich tatsächlich auch beim Schuhhaus Lachnitt die Nachfolgefrage, auch wenn wir aktuell noch nicht ans Aufhören denken. Gerade aber weil wir nicht wollen, dass ein weiterer Leerstand in Rain hinzukommt, haben meine Frau und ich frühzeitig unser Haus zum Verkauf angeboten. Die IHK empfiehlt Geschäftsinhabern, möglichst zwei bis drei Jahre vor dem geplanten Ruhestand die Marktlage zu sondieren – auch im Hinblick auf einen Nachfolger. Wie sieht Ihrer Einschätzung nach Rains Zukunft im Hinblick auf die Vitalität der Geschäftswelt in der Innenstadt aus?
Frank Dorn: Das Internet ist eine ernst zu nehmende Konkurrenz. Die Bürger einer Stadt müssen sich bewusst machen, in welch großem Maß sie das Schicksal ihrer Stadt mitgestalten. Wenn sie die Läden vor Ort nicht unterstützen, dann gibt es bald keine City mehr. Die Leute entscheiden über die Zukunft ihrer Stadt.
Im Internet liegt natürlich auch der Reiz, dass man zu jeder Zeit unabhänim gig von den Öffnungszeiten der Geschäfte in allen denkbaren Branchen einkaufen kann.
Frank Dorn: Natürlich kann man die Internet-Entwicklung nicht aufhalten. Und die Leute sollen ja auch mitunter die Vorteile des Internets nutzen – aber eben nicht nur. Sie sollen ihrer eigenen Stadt den Vorrang geben und die Chance, dass diese sich entwickelt, indem sie dort regelmäßig einkaufen. Die Bürger entscheiden über die Zukunft ihrer Stadt.
Und was können die Geschäftsleute selbst dazu beitragen, um zukunftsfähig zu bleiben?
Frank Dorn: Sie müssen die Umsätze, die ihnen durch das Internet verloren gehen, wieder übers Internet generieren und die dortigen Vertriebskanäle nutzen. Aber selbstverständlich nur, wenn es sich wirtschaftlich rechnet. Ich habe diesen Markt vor etwa sechs Jahren für mich entdeckt und verkaufe mein Sortiment nicht nur über das Geschäft in der Hauptstraße, sondern auch im Internet. Das war für mich der richtige Weg, wie sich gezeigt hat.
Welche Möglichkeiten hat die Werbegemeinschaft „Wir aus Rain“, um die Innenstadt lebendig zu halten? Welche Unterstützung braucht sie? Welche Visionen gibt es?
Frank Dorn: Zunächst muss ich sagen, dass sich in den vergangenen zehn Jahren vonseiten der Stadt in vielerlei Hinsicht einiges getan hat, sei es durch den Stadtpark, das Zentrum am Bayertor, die Schlossstraße, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Jetzt ist ja geplant, den Wochenmarkt zu vergrößern und in die Schlossstraße zu verlegen, dann kommt heuer zum ersten Mal das Sommerkino in der Leutnantschanze. Auf diesem Weg muss es weitergehen. Unsere Vision ist es, als Werbegemeinschaft noch intensiver mit der Stadt und der Firma Dehner zusammenzuarbeiten. Es muss beispielsweise der Rundweg (DehnerStadtgraben – Schloss – Altstadt) besser ausgeschildert werden, die Infrastruktur muss stetig weiterentwickelt werden. Aber da wird sicher auch ISEK einiges bringen.