Das Ende für Francos Mausoleum
Spanien lässt Überreste des Diktators exhumieren
Madrid 155 Meter hoch ragt das steinerne Kreuz über dem Valle de los Caídos. Die monumentale Anlage im Tal der Gefallenen beherbergt das Grab von Diktator Francisco Franco in einer riesigen Basilika, die in einer künstlichen Höhle in den Berg gebaut wurde. Die von Franco zum Friedensort stilisierte Gedenkstätte, in die er auch tausende getötete Gegner umbetten ließ, ist kein Ort der Versöhnung. Das dunkelste Kapitel der neueren spanischen Geschichte spaltet die Gesellschaft auch fast 80 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs. Besonders deutlich wird dies dieser Tage: Spaniens sozialistische Regierung verfügte am Freitag per Dekret die Exhumierung des früheren Diktators.
Das Kabinett unter Ministerpräsident Pedro Sánchez stimmte für die Entfernung der sterblichen Überreste aus der Kirche. Sánchez hatte die Umwidmung der Gedenkstätte vor allem damit begründet, dass Spanien als „gefestigte und europäische Demokratie“sich keine Symbole leisten könne, welche die
Jahrzehntelang Gedenktreffen von Neonazis
Bevölkerung spalteten. Ein Mausoleum für einen Diktator sei etwa „in Deutschland oder Italien undenkbar“. Nun soll dort nach den Plänen der Regierung eine Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus entstehen.
Denn tatsächlich ist das Mausoleum, an dem 20000 politische Gefangene zwischen 1940 bis 1959 mitbauen mussten, eine Pilgerstätte der Rechten. Franco war als Sieger aus dem Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 zwischen seinen rechten Putschisten und den Anhängern der demokratischen Regierung hervorgegangen und herrschte in Spanien bis zu seinem Tod 1975 mit eiserner Faust.
Deklariert als Akt der Versöhnung, ließ er die Überreste von mehr als 30000 Toten des Bürgerkriegs, Nationalisten und Republikaner, ins Valle de los Caídos überführen – ohne die Angehörigen zu informieren. Die Basilika samt monströsem Kreuz – die Türme der Deutschen Bank in Frankfurt sind nur fünf Meter höher – diente jedoch vor allem der Verherrlichung Francos. Bis in die heutige Zeit: Jährlich fanden dort zum Todestag des Diktators am 20. November Gedenktreffen von Altfranquisten und Neonazis statt – bis die sozialistische Regierung 2007 ein Verbot erwirkte.