Blümchen, Becker, Agassi
Berufswahl Kürzlich habe ich Ihnen, liebe Leserinnen, liebe Leser, an dieser Stelle erzählt, wie Benjamin Blümchen meinen Berufswunsch prägte. In den Hörspiel-Abenteuern des Elefanten war immer eine gewisse Karla Kolumna vorgekommen, eine rasende Reporterin. Nun ist es nicht so, dass sie mich zum Journalismus brachte. Aber von klein auf wusste ich, dass es diesen Beruf gibt. Dass er spannend sein muss. Mein Interesse war geweckt.
Auch ZDF-Moderatorin Dunja Hayali hat vor Kurzem erzählt, warum sie Journalistin geworden ist. Wegen ihres einstigen Idols: Boris Becker. Das Schicksal findet manchmal die sonderbarsten Wege. Ich zum Beispiel hätte ja auch Tierpfleger oder Elefantenhaus-Architekt werden können, Dunja Hayali Wimbledonsiegerin. US-Open-Sieger hätte mir ebenfalls gefallen. Denn ich war neben Blümchenbzw. Kolumna- auch Tennisfan. Mein Idol, um Ihnen das auch noch zu verraten: Andre Agassi.
Während ich jedoch eher dilettierte, spielte Hayali als Jugendliche leistungsmäßig Tennis, wie sie der
Neuen Osnabrücker Zeitung sagte. Sie sei ein „großer Boris-Becker-Fan mit Herz und Leidenschaft“gewesen. Schließlich habe sie sich gefragt: Wie lernst du den kennen? „Ich hatte zwar keine Vorstellung davon, was es bedeutet, Journalist zu sein, aber ich habe natürlich mitbekommen, dass die immer mitgereist sind, um über ihn zu berichten“, sagte sie. „Und hab mir gedacht: Wenn du nicht Tennisprofi wirst, dann eben Journalistin.“Hach, Becker und Agassi (unser Foto von 1998)! Welch Zeiten! Ein bisschen beneide ich Hayali ja. Immerhin kann sie Becker treffen; Karla Kolumna werde ich nie sehen. Agassi wohl auch nicht. Ein treuer Leser schrieb mir eine ausführliche Mail zu meiner Medienkolumne, schrieb über seine Berufswünsche und Berufe. Er hat einiges erlebt. Sei unter anderem Bäcker und Elektro-Ingenieur gewesen, habe eigentlich Pilot werden wollen – „als Vorstufe zum Astronaut“. Jeder Beruf prägte und bereicherte ihn. Und sei es nur um neue Erfahrungen. Warum man wurde, was man ist – oder nicht werden konnte, was man sein wollte: Darüber nachzudenken, ist eine lohnende Beschäftigung. Der Leser hatte viele Berufe, ich habe den einen, der vieles in sich vereint.
Oder wie es Klaus Harpprecht formulierte: „Das Schreiben versprach ein gesteigertes Leben. Das Glück, viele Leben zu leben.“Harpprecht tat das. Er war ZDFKorrespondent in Washington und
Zeit-Korrespondent in Paris, Leiter des S. Fischer Verlags, Redenschreiber Willy Brandts. Er habe sich bemüht, ein guter Journalist zu werden, schrieb er vor ein paar Jahren im Rückblick auf sein Leben.