Wähler und Paradiesvorhöfe
Bekanntlich finden in unserem wunderschönen Freistaat ja bald wieder Wahlen statt. Andererseits, so schön können das Land und seine Verhältnisse gar nicht sein, wenn man den aktuellen Wählerwillen als Maßstab zugrunde legt. Demzufolge scheint das Bayernland nicht, wie Horst Seehofer (eine Art gefallener Erzengel) mal sagte, „die Vorstufe zum Paradies“zu sein, sondern für viele eher ein gefühltes Fegefeuer oder so etwas Ähnliches, für manche vielleicht sogar die Hölle. Zumindest drängt sich dieser Eindruck dem auf, der an Wahlumfragen glaubt, von denen gefühlt inzwischen jeden Tag drei bis vier veröffentlicht werden.
Der Regierungspartei, die langjährige Paradies-Vorhofverwalterin, scheinen diesen Umfragen zufolge die Wähler scharenweise davonzulaufen. Interessanterweise tun sie das auch den Sozialdemokraten, obwohl sie am bayerischen Vorgarten Eden ja gar nicht mitgestalten, sondern nur in Berlin, wo kein Mensch jemals ein Paradies vermutet hat. Dass die Sozis fast alles anders machen würden als die CSU, das zieht beim Wähler nicht mehr.
Aber woran orientiert sich dieser Wähler? Von wem erhofft er sich paradiesische Zustände? Gibt es gar neue Heilsbringer? Eine Antwort könnte die Bibel liefern. Denn wie heißt es so schön im MatthäusEvangelium: „So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.“Und tatsächlich: Grüne, AfD, Linke, FDP und sogar die Freien Wähler segeln im Umfrage-Aufwind über den Paradiesvorhof Bayern. Die bisher Kleinen lösen also die Großen ab. In der Bibel kündigte diese Umkehrung der Verhältnisse den „Jüngsten Tag“an. Was nach dem Wahlsonntag passiert? Da kann man nur beten.