Was für eine Sportwoche!
Kein neuer Weltrekord, kein erster Milliarden-Transfer – und Jogi ist noch im Amt. Stattdessen diese Woche: Kristina Vogel. Die Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Bahnradfahren war vor einigen Wochen schwer gestürzt. Am Mittwoch saß sie vor einer Hundertschaft Journalisten in einem Rollstuhl – vom siebten Brustwirbel abwärts gelähmt. Der ergreifende Auftritt einer jungen Frau, der daran erinnert, wie beiläufig der Leistungssport an die Grenze zum Tod führt. Es gibt viele solcher Schicksale. Meist müssen diese Menschen ohne jenen öffentlichen Zuspruch und die finanzielle Hilfe, die eine Olympiasiegerin erhält, zurechtkommen. Wenn der Eindruck, den Kristina Vogel hinterlassen hat, allerdings nicht täuscht, helfen ihr ausgerechnet die Erfahrungen aus dem Leistungssport, neue Perspektiven für sich zu eröffnen. „Endlich frei“, lautet eine von ihr formulierte. Im Rollstuhl zwar, aber befreit von den Zwängen des Leistungssports.
Tags zuvor war der ehemalige Zehnkampf-Olympiasieger Christian Schenk bei Stern TV. Eine Heldenfigur des DDR-Sports. Zunächst Profiteur des Staatsdopings, später möglicherweise eines seiner Opfer. Jahre nach seiner Karriere erkrankte Schenk an einer bipolaren Störung. Manische Phasen, schwere Depressionen und Psychosen brachten ihn mehrmals in die Psychiatrie. Warum ich, der Olympiasieger, hat Schenk sich verzweifelt gefragt. Weil es psychischen Erkrankungen egal ist, in welchem Körper sie sich einnisten und weil es einen Zusammenhang zwischen jahrelanger Einnahme anaboler Steroide und psychischer Erkrankungen gibt. Schenk hat mit vielem reinen Tisch gemacht. Vor allem hat er mit der Lüge, nie gedopt zu haben, aufgeräumt. Das hilft ihm und dem Sport.
Bis in die Mitte der Woche schwappte die Erregungswelle über Sexismus im Tennis. Ausgelöst durch Serena Williams, die den Schiedsrichter Dieb und Lügner schimpfte, weil ihr der Kerl für Regelverstöße wie das Zertrümmern des Schlägers einen Punkt abzog. Kern der Williams-Klage: Männer dürften sich auf dem Court noch ganz andere Dinge erlauben, ohne dafür belangt zu werden. Belegen lässt sich das nicht. So wahrscheinlich es auch im Tennis Sexismus gibt, so eindeutig hat Williams den falschen Anlass gewählt, darauf hinzuweisen.
Keine Frage von falsch und richtig war, was sich Unvorstellbares beim Motorradrennen in Misano ereignet hat. Der Italiener Romano Fenatis griff seinem Rivalen Stefano Manzi bei 200 km/h in die Bremse. Dummheit, Skrupellosigkeit, Erfolgsgier? In jedem Fall versuchte schwere Körperverletzung, die auch in den Rollstuhl hätte führen können. Was für eine Woche im Sport!