Die Grünen blühen auf
Die Partei feiert in Bayern einen historischen Erfolg. Wie die Direktkandidatin Karola Schwarz abschneidet
Neuburg Wahlparty im Gasthaus Lindenkeller, das klingt schwer nach den Grünen. Und tatsächlich: Eingefasst von stattlichen Bäumen, schossen nach dem Hype um den Bundesvorsitzenden Robert Habeck, dem Hickhack um den Hambacher Forst und den historischen Wahlprognosen, die Erwartungen auch in Schrobenhausen in die Höhe. Die Landtagskandidatin im Landkreis Neuburg-schrobenhausen, Karola Schwarz, sagte: „Ich rechne bayernweit mit 15 bis 16 Prozent – oder mehr.“
Auf dem Tresen lagen ungespritzte Äpfel aus dem Garten der Direktkandidatin, es war alles angerichtet für eine Wahlparty ganz nach dem Geschmack der Grünen. Und das, obwohl man anfangs gar nicht feiern wollte. Das änderte sich, als erste Umfrageinstitute die Grünen als mögliche zweitstärkste Kraft handelten. So versammelte sich die grüne Politprominenz der Region inklusive Bezirkstagskandidatin Gertrud Hecht und Kreissprecher Rudolf Wimmer samt ihren Anhängern im Lindenkeller und wartete gespannt auf die Hochrechnungen.
Als um 18 Uhr via Beamer die ersten Zahlen über die Leinwand flimmerten, flammte Jubel auf: 18,5 Prozent, das beste Ergebnis der Partei in Bayern, zum ersten Mal zweitstärkste Kraft. Im Stimmkreis erzielte Karola Schwarz 10,1 Prozent der Erststimmen, fast doppelt so viel wie der Kandidat der Grünen vor fünf Jahren; damit landete sie knapp hinter der Afd auf Platz vier. „Ob es für den Einzug in den Landtag reicht, ist offen“, sagte sie. Aber es sei ein „super Ergebnis“. Darauf will der Kreisverband aufbauen: Noch in diesem Jahr werde ein Ortsverband in Schrobenhausen gegründet, im kommenden Jahr fließe die ganze Kraft in die Landrats- und die Europawahl.
Das Ergebnis der Grünen ist Teil einer rasanten Verschiebung in der Parteienlandschaft. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sagte vor der Wahl in Bayern, er erwarte ein Ergebnis, das „in den Parteien entsprechende Diskussionen und Erschütterungen mit sich bringen“werde. Die Spontanblüte der Grünen dürfte vor allem den etablierten Volksparteien CSU und SPD mit ihren historische Pleiten zu denken geben. Geht die Wahl in zwei Wochen in Hessen ähnlich aus, könnte das Ergebnis der Landtagswahl in Bayern das Fanal für ein vorzeitiges Ende der Regierungskoalition auf Bundesebene sein. „Das ist die Quittung für die Politik der letzten Jahre“, sagt Schwarz.