Schluck aus der „Siegerpulle“
Eishockey Panther-headcoach Doug Shedden würfelt seine Sturmreihen beim Auswärtsspiel in Berlin gehörig durcheinander – und wird dafür mit einem 3:1-Sieg seines Teams belohnt
Berlin/ingolstadt Es ist nicht viel bekannt über die Kellertechnik der Mercedes-benz-arena in Berlin. Doch wer am gestrigen Nachmittag das Duell des ERC Ingolstadt bei den Eisbären verfolgte, hätte glatt auf eine sonderbare Idee kommen können: Irgendjemand muss einen dicken Baumstamm parallel unter die rote Linie gepflanzt und die Eisfläche so zu einer gigantisch-weißen Wippe umfunktioniert haben. So zuverlässig kippte die Partie sekündlich von einer Seite auf die andere. Gegenzug um Gegenzug, hin und her. Erst Ingolstadt, dann wieder Berlin. Am Ende gewannen die Panther einen wahren Eishockeythriller mit 3:1 (1:0, 1:1, 1:0).
Vom Anfangsbully weg präsentierten sich beide Mannschaften gut sortiert in der eigenen Zone und suchten ihr Heil deshalb vor allem im zügigen Umschaltspiel. Während Jochen Reimer, der erneut zwischen den Ingolstädter Pfosten stand, Berlins aussichtsreichste Chance am Anfangsabschnitt, einen Zwei-aufeins-gegenzug über Charlie Janke, entschärfte (3.), markierte David Elsner zur Freude der etwa 100 mitgereisten Schanzer Fans den ersten Treffer dieser Partie (12.)
Ingolstadt war mit einer veränderten Aufstellung und 13 Stürmern angereist. Verteidiger Ville Koistinen pausierte mit einer Rückenverletzung. Dafür rückte der wieder gesundete und sofort spritzig wirkende Laurin Braun in den Kader. Auch sonst blieb trotz zweier Siege im Rücken kaum ein Stein auf dem anderen: Doug Shedden wirbelte die Reihen vor der Partie gehörig durcheinander. „Ich wollte einfach etwas Neues ausprobieren“, sagte der Trainer im Anschluss. Der Struktur im Panther-spiel tat das keinen Abbruch.
Auch im zweiten konnte sich kein Team länger im Gegnerdrittel festsetzen. Da halfen auch keine Über- zahl-gelegenheiten. Bezeichnend: Berlins Daniel Fischbuch hatte nach einem Patzer von Sean Sullivan noch die größte Gelegenheit während eines Erci-powerplays (25.). Auf der Gegenseite rettete der starke Eisbä- ren-torwart Kevin Poulin bei einem Unterzahl-konter von Jerry D’amigo per Halbspagat (27.).
Überzahlspiel in die „richtige Richtung“gab es beiderseits dann doch noch: Maury Edwards passte famos an die gegnerische blaue Linie zu Brett Olson, der allein vor Poulin die Nerven behielt und die Gästeführung ausbaute (36.). „Man sagt ja immer: Tore kommen in Bündeln. Ich kann nicht klagen, momentan läuft es bei mir“, so Olson.
Doch auch Berlin kam kurz darauf zum Powerplay-treffer: Von der Strafbank aus musste Ercistürmer Jerry D’amigo ansehen, wie die Kollegen vor dem Tor von ihren Gegenspieler weggeblockt wurden und Danny Richmond aus dem Rückraum Maß nahm (38.). Der 1:2-Anschluss verlieh den Hausherren Schwung. Während Ingolstadt weiterhin auf Konter lauerte (Patrick Cannone 47./Elsner 51.), erhöhten die Eisbären die Schlagzahl. Reimer musste sich gegen Jamie Macqueen (45.) und Micky Dupont (46.) gehörig strecken.
Die Intensität stieg noch einmal. Berlin zog zwei Minuten vor Schluss Poulin – vergebens! Sekunden vor Schluss besiegelte D’amigo mit einem Schuss ins leere Tor die erst zweite Berliner Heimniederlage der Saison und sorgte dafür, dass die Panther ihre neue Trainingswoche weiterhin auf der Sonnenseite der Tabelle beginnen können.
„Natürlich sieht es gut aus, wenn du in der Tabelle oben stehst. Aber die Punkte sind wichtiger. Wir mussten am Ende der vergangenen Saison um jeden Zähler kämpfen. Je mehr du am Anfang punktest, desto weniger Druck hast du später“, sagte ein zufriedener Olson und fügte hinzu: „Es war eine gute Partie beider Mannschaften. Am Ende konnten wir die wenigen Chancen, die wir hatten, nutzen. Es hätte auch anders ausgehen können.“
Reimer – Kohl, Sullivan; Friesen, Wagner; Edwards, Jobke – Collins, Olson, D’amigo; Elsner, Olver, Sopanen; Kelleher, Cannone, Ramoser; Greilinger, Taticek, Wohlgemuth; Braun. – Tore: 0:1 Elsner (12.), 0:2 Olson (36./PP), 1:2 Richmond (38./PP), 1:3 D’amigo (60./EN). – Zuschauer: 13 216.