Der (Noch-)Landrat steht im Rampenlicht
Landtagswahl Roland Weigert hat den Einzug in den Landtag über die Liste der Freien Wähler so gut wie geschafft. Offiziell ist das aber noch nicht. Wie er, Parteifreunde und sein Stellvertreter den Dienstag erlebten
Neuburg Respekt: Seine 28,7 Prozent an Erststimmen sind prozentual gesehen das beste Ergebnis eines Freien Wählers in Bayern. Bei den Gesamtstimmen landete Roland Weigert innerhalb seiner Gruppierung im Freistaat auf Platz drei. 16 801 Erststimmen konnte der amtierende Landrat auf sich vereinen. Dennoch war es auch am Montagabend noch nicht offiziell, ob er den Einzug in den Landtag über die Oberbayernliste geschafft hat.
„Gegen Mittag werden wir schon abschätzen können, wohin der Weg führt.“Hätte Roland Weigert wohl gerne so gehabt – und viele andere auch. Doch die Auszählung der für die Listenplatzierung mit ausschlaggebenden Zweitstimmen zog sich. Bis gestern Mittag war auf der offiziellen Seite des Landeswahlleiters noch der Stand von 1.50 Uhr einzusehen.
Am Vormittag hatte Roland Weigert den Anruf auf seinem Handy schon nach dem ersten Signalton entgegengenommen. Man merkte seiner Stimme an, dass er ein wenig aufgeregt war. „Wie er denn die Lage einschätzt“, wurde er gefragt. Dann sprudelte es nur so aus ihm heraus. Er erläuterte sein überragendes Abschneiden für die Freien Wähler in Bayern, vergaß aber dabei nicht, noch einmal seinen Kontrahenten von der CSU, Matthias Enghuber, zum Gewinn des Direktmandats zu gratulieren. Dass Enghuber das Rennen so deutlich machen würde, hätte er zwar nicht erwartet. „Aber ich habe auch nicht damit gerechnet, dass ich knapp 29 Prozent und damit prozentual gesehen das beste Ergebnis in Bayern hole“, meinte er. Zuversicht war herauszuhören, dass die 16801 Erststimmen im heimischen Stimmkreis den Einzug in den Landtag ebnen müssten.
Das aber war auch bei der Aktualisierung der Ergebnisse auf der Landeswahlkreisseite um 12.45 Uhr noch nicht abzusehen – und drei Stunden später immer noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt erst neun von insgesamt 31 Stimmbezirken mit ihren Zweitstimmenergebnissen aufgeführt. Dabei waren in den einzelnen Stimmbezirken die Listen noch am Wahlabend ausgezählt worden. So auch im hiesigen Stimmkreis, wie die Sprecherin des Landratsamtes, Sabine Goos, erzählte. „Bis spät in die Nacht“, seien die Wahlhelfer hier im Einsatz gewesen. Offiziell nach München gemeldet war das Zweitstimmenergebnis aus Neuburg-Schrobenhausen aber auch bis 16 Uhr noch nicht. Das lag, wie die Sprecherin erklärte, an einer Gemeinde, wo es noch hakte. Das spielte aber für das Abschneiden von Roland Weigert keine Rolle, weil er im heimischen Wahlkreis als Direktund nicht als Zweitstimmenkandidat Stimmen sammelte.
Im Hause der Familie Brems hockte Hausherr Klaus derweil auf Kohlen – wie andere Parteifreunde auch, die sich im Laufe des Tages immer wieder im Landratsamt meldeten, um nachzufragen, ob denn schon etwas bekannt sei. Der 64-jährige Stadt- und Kreis- und ehemalige Bezirksrat gab zu, dass „die Spannung unheimlich ist“. Auch Roland Weigert, der sich längst auf den Weg in den Partnerlandkreis Saale-Orla gemacht hatte, würde alle halbe Stunde anrufen und sich nach dem Stand der Dinge informieren. Um 15.54 Uhr waren dann auch die Zweistimmenergebnisse aus dem Stimmkreis Pfaffen- hofen eingelaufen. 1545 Stimmen bekam Weigert dort, 1735 waren es in Eichstätt. Auch in Freising, Fürstenfeldbruck, München LandNord, Rosenheim, Altötting und Berchtesgaden und Traunstein sammelte der amtierende Landrat „Punkte“und lag um 16.06 Uhr bei 3893 Zweitstimmen. Bei einer weiteren Aktualisierung um 18:12 Uhr waren es dann 3926. Mit den 16 801 Erststimmen bedeutete das um diese Zeit 20727. Das war zumindest zu dieser Stunde ein Ergebnis, das klar für einen der acht zu verteilenden Listenplätze für die Freien Wähler in Oberbayern gereicht hätte. „Für mich ist Roland Weigert klar drin“, legte sich Klaus Brems schon einmal fest. Zu diesem Zeitpunkt fehlte noch das Ergebnis aus Ingolstadt, das Weigert einige zusätzliche Stimmen bringen sollte.
Noch deutlicher wurde Alois Rauscher, der als stellvertretender Landrat im Fall des Falles „den Laden am Laufen halten“wird, bis Ende Januar, Anfang Februar durch Neuwahlen ein neuer Landrat gewählt würde. „Wenn man weiß, wie das Wahlsystem funktioniert, kann man sich an fünf Fingern abzählen, dass Roland Weigert den Sprung schaffen wird. Nach seinem Erststimmenergebnis war das doch schon Sonntagabend klar“, sagte er. Weil der Landkreis dann künftig zwei Abgeordnete in einer möglichen Regierungskoalition zwischen CSU und Freien Wählern stellen würde, „sollten wir aus dieser Situation dann auch etwas Gutes machen“, blickte Rauscher schon einmal voraus. „Das ist eine echte Chance für uns.“
Dass aus dem hiesigen Stimmkreis neben Roland Weigert noch weitere Kandidaten den Weg über die Liste in den Landtag schaffen könnten, war eher nicht zu vermuten. Trotz des guten Abschneidens der AfD in Bayern glaubte Christina Wilhelm nicht so recht daran. Den ganzen Tag überprüfte sie online immer wieder, wie sich die Stimmen entwickelten. Um kurz vor 18 Uhr hatte die Neuburgerin 2365 Zweitstimmen, außerdem rund 6500 Erststimmen. „Wir fiebern noch alle“, sagte sie. „Wir hoffen, dass zumindest einer aus Oberbayern Nord den Einzug schafft.“Die besten Chancen hatte zu diesem Zeitpunkt der Kandidat aus dem Stimmkreis Eichstätt, Oskar Lipp.
Als weitere Kandidatin für den Einzug in den Landtag wird Karola Schwarz von den Grünen gehandelt. Obwohl ihre Chancen realistisch betrachtet gering seien, sagt der Neuburger Stadt- und Kreisrat Theo Walter: „Mit der Konkurrenz aus anderen Städten in Oberbayern, wie München, Rosenheim und Freising, wird sie es sehr schwer haben. Umso schöner wäre es, sollte es dennoch klappen“, sagte er. Gespannt verfolgte er auch das Fotofinish von Roland Weigert. Als Kreisrat sei er davon unmittelbar betroffen, schon allein deshalb bemühte er sich, tagsüber aus allen nur erdenklichen Quellen vorzeitige Informationen über die Ergebnisse der Auszählungen zu erhalten – vergeblich. „Ich würde es ihm gönnen, dass er Abgeordneter wird.“Sollte es dagegen nicht klappen, fällt ihm nur eines dazu ein: „Dann hat er wohl zu hoch gepokert.“
Endgültig wird man das aber erst heute wissen. Erst dann gibt’s das Ergebnis offiziell.