Die Kraft der Farben
Kunst Neue Ausstellung im Fürstengang: Porträts und Landschaften – ein spannender Querschnitt der Arbeiten von Marie Therese Bauer von Redwitz
Neuburg Der Titel der aktuellen Ausstellung in der Städtischen Galerie im Fürstengang trifft voll ins Schwarze. „Die Energie des Lebens in Portrait und Landschaft“lautet er. Ganz besonders gut trifft er auf die Porträts zu, die einen Großteil der Werkschau der Künstlerin Marie-Therese Bauer von Redwitz ausmachen. Denn sie sind energiegeladen, dynamisch und stark im Ausdruck, was auch dem Pinsel-, Kohleoder Bleistiftstrich zu verdanken ist, in erster Linie aber der Farbgebung.
„Die Kunst des Porträts wird leider nur noch von wenigen Malern und Malerinnen beherrscht. Therese Bauer beherrscht sie vorzüglich“, meint auch der Ingolstädter Kulturreferent Gabriel Engert, der nach der Begrüßung durch Bürgermeister Johann Habermeyer bei der Vernissage am Sonntagvormittag in die Ausstellung einführte. Er kenne wenige Porträtisten, die es schafften, den inneren Menschen in seinem Wesenskern so sichtbar werden zu lassen, wie dies in ihren Bildern ablesbar sei, ergänzte Engert. Und dabei spielten Farben auch deshalb eine große Rolle, weil Marie-Therese Bauer von Redwitz der Überzeugung ist, dass mit jedem Menschen bestimmte Farben korrespondieren, die mit dem jeweiligen Charakter, der Stimmung und der Ausstrahlung zu tun haben.
Die Einzelausstellung in Neuburg mit rund 50 Arbeiten, darunter auch frühe Skizzen sowie Radierungen, vornehmlich aber Arbeiten in Acryl auf Leinwand, gehört zu den bislang umfangreichsten Expositionen der 1940 in Würzburg geborenen Künstlerin, die schon als Zwölfjährige begann zu malen. Um der Kunstakademie in München aufgenommen zu werden, besucht sie mit 20 Jahren eine Sommerakademie von Oskar Kokoschka in Salzburg, wo sie Aktmalerei in Aquarell studiert. Einige von ihnen bezeichnet der berühmte österreichische Expressionist mit einem „m.b.“für „molto bene“, also „sehr gut“. Der Einfluss Kokoschkas ist übrigens auch bei einem der im Fürstengang ausgestellten Gean mälde („Blick auf Salzburg“) unverkennbar.
1960 wird Marie-Therese von Redwitz an der Münchner Kunstakademie in die Klasse für Malerei von Professor Erich Glette aufgenommen. Es folgt ein Studium des Abstrakten Expressionismus am renommierten Pratt Institute in New York, ermöglicht durch ein Fulbright-Stipendium, für das sie sich an der Kunstakademie qualifiziert hatte. Als zweites Standbein absolviert die junge Frau neben einem amerikanischen Master-Grad die zwei Staatsexamen für das künstlerische Lehramt an Höheren Schulen in Deutschland. Heute wohnt die ehemalige Kunsterzieherin und Künstlerin mit ihrem Mann Ernst Arnold Bauer in Rieshofen im Altmühltal.
In der Ausstellung im Fürstengang werden bis einschließlich 11. November neben mehreren Leihgaben auch Exponate aus dem Besitz der Künstlerin gezeigt. Die Hälfte aller Einnahmen aus dem Verkauf soll dem Fulda-Mosocho-Projekt zugutekommen, das sich intensiv für die Abschaffung der in Afrika althergebrachten Sitte der Genitalverstümmelung von jungen Mädchen und Frauen einsetzt und sich schwerpunktmäßig an Männer richtet. Dieses Projekt zählt laut einer UNICEF-Studie zu den fünf besten Projekten weltweit, die an der Abschaffung dieser Menschenrechtsverletzung arbeiten. Bisher konnten dank der Initiative bereits Zehntausende Mädchen gerettet werden.
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Öffnungszeiten Die Ausstellung im Fürstengang ist bis zum 11. November jeweils donnerstags und freitags von 17 bis 19 Uhr geöffnet sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 19 Uhr, zur Neuburger Kulturnacht bis 23 Uhr. Der Eintritt ist frei.