Nissan feuert Chef
Carlos Ghosn sitzt in Haft. Nun entlässt ihn der japanische Konzern. Und Renault?
Yokohama/paris Drei Tage nach dem Bekanntwerden eines Finanzskandals hat der japanische Autobauer Nissan seinen langjährigen Chef Carlos Ghosn gefeuert. Man habe entschieden, ihn aus dem Amt zu „entfernen“, teilte das Unternehmen mit. Ermittler hatten den 64-Jährigen Anfang der Woche in Japan verhaftet, weil er gegen Börsenauflagen verstoßen haben soll. Die Führungsspitze besprach am Donnerstag das weitere Vorgehen in der Affäre. Neben Ghosn hatten Fahnder am Montag Nissan-direktor Greg Kelly festgesetzt. Auch er wurde seiner Aufgaben entbunden.
Der Sturz von Ghosn in Japan kommt laut Beobachtern einem Erdbeben in der Branche gleich. Seine Ära bei Nissan endete abrupt: 1999 managte der gebürtige Brasilianer den Einstieg von Renault bei dem japanischen Hersteller. In die bis dato beispiellose Auto-allianz wurde dann auch Mitsubishi eingebunden. Internen Ermittlungen zufolge sollen die Manager Geldbezüge in offiziellen Berichten an die japanische Börse falsch dargestellt und in Ghosns Fall zu niedrig beziffert haben.
Bei Renault in Frankreich ist Ghosn weiter Vorstandschef. Außerdem führt er die gemeinsame Allianz der beiden Autobauer, die über Kreuz aneinander beteiligt sind. Nissan bestimmte zunächst keinen Nachfolger für Ghosn, ein Beratungsgremium soll nun über mögliche Nachfolger diskutieren. Der Hersteller bekannte sich ausdrücklich zum Bündnis mit Renault.
Insbesondere in Frankreich gibt es Sorgen um den Bestand des von Ghosn aufgebauten und kontrollierten Auto-imperiums. In Paris traf Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire den japanischen Wirtschaftsminister Hiroshige Seko. Beide bekräftigten laut Le Maires Ministerium, dass die Regierungen das weltumspannende Autobündnis fortführen wollen. Der französische Staat hat bei Renault immer noch gewichtigen Einfluss, er hält 15 Prozent der Anteile.
Renault hatte bereits am Dienstag Thierry Bolloré vorläufig die Geschäftsführung übertragen. Ghosn war Konzernchef geblieben. Dem Vernehmen nach soll er bei Renault auf Dauer nicht mehr haltbar sein, falls sich die Vorwürfe bewahrheiten sollten. Ein Bezirksgericht in Tokio hatte am Mittwoch entschieden, dass der schillernde Manager zunächst für zehn weitere Tage festgehalten werden soll.