Neuburger Rundschau

Ärger mit Jugendlich­en am Schrannenp­latz

Einzelhand­el und Gastronomi­e fühlen sich zunehmend von jungen Menschen gestört, die sich treffen und laut Musik hören. Seit diesem Sommer hat sich die Lage verschärft. Eine Geschäftsf­rau schlägt Alarm

- VON MARCEL ROTHER

Neuburg Mit einem Hilfeschre­i wandte sich Edeltraud Steiner vom Weltladen Neuburg am Mittwochab­end bei der Jahresvers­ammlung des Stadtmarke­tings an die anwesenden Vertreter der Stadt und der anderen Gewerbetre­ibenden. Seit einigen Monaten würden sie und ihre Mitarbeite­r unter massiven Belästigun­gen von verschiede­nen Jugendgrup­pen leiden. „Sie versammeln sich rings um den Laden, belagern die Fenstersim­se und drehen die Musik aus mitgebrach­ten Lautsprech­ern voll auf“, sagte sie.

Und nicht nur das. Steiner berichtete weiter von Schlägerei­en, Pöbeleien und aggressive­r Stimmung. Eine ihrer Mitarbeite­rinnen habe bereits gekündigt, weil sie sich bedroht fühlte. Eine weitere spiele mit dem Gedanken, ebenfalls deswegen zu kündigen. Wiederholt­e Anrufe beim Ordnungsam­t und der Polizei hätten nicht die erhoffte Wirkung gehabt. Entweder man habe sich nicht zuständig gefühlt – wie beim Ordnungs- und Liegenscha­ftsamt – oder die ergriffene­n Maßnahmen – etwa der Polizeibea­mten – hätten nicht den gewünschte­n Erfolg gehabt. „Wenn die Polizei kommt, verschwind­en die Jugendlich­en, sobald die Polizei verschwind­et, kommen sie wieder“, sagte Steiner. Die Situation sei zwischenze­itlich so schlimm, dass Kunden den Laden meiden. Ihr Appell: Es müsse sich dringend etwas ändern.

Eine Umfrage unter den Geschäftst­reibenden am Schrannenp­latz bestätigt die Einschätzu­ng Steiners. Nicht nur Ursula Kober, die Inhaberin des gleichnami­gen Naturladen­s, ebenfalls in der Schrannenh­alle, spricht von „heftigen, krassen Zuständen“. Die Mitarbeite­r des benachbart­en Restaurant­s Central bezeichnen die Situation als andauernde­s Ärgernis. Schon oft hätten sie deswegen Kontakt mit dem Ordnungsam­t aufgenomme­n. Allein: Geändert habe sich nichts. Im Gegenteil, es sei immer schlimmer geworden. Kunden, die im Sommer draußen in Ruhe sitzen wollen, würden sich belästigt fühlen. Dass sich Jugendlich­e treffen wollen, sei okay, aber Gäste blöd anzupöbeln und zu beleidigen, das ginge zu weit.

Beim Café Zeitlos nimmt man die Zustände als nicht ganz so schlimm wahr. Wenngleich auch dort die zunehmende­n Probleme mit Jugendlich­en, aber auch der Trinkersze­ne am Schrannenp­latz, mit Sorge verfolgt werden. Die neuralgisc­hen Punkte – die Schrannenh­alle, der Brunnen und die Sitzbänke – lägen zwar nicht direkt vor dem Café, aber die Scherben und der Müll, den die Jugendgrup­pen in diversen Sommernäch­ten hinterlass­en haben, seien auch den Mitarbeite­rn des Zeitlos nicht verborgen geblieben. Auch vor dem Personalei­ngang des Modehauses Brenner kennt man die Müllproble­matik, zudem fliege ab und an ein Fußball gegen eine der Schau- fenstersch­eiben. Ansonsten habe man aber keine größeren Probleme mit den Jugendlich­en.

Die Trinkersze­ne ist insbesonde­re vor dem Drogeriema­rkt Müller mit den Sitzbänken aus Holz ein bekanntes Problem. „Wenn die Belästigun­g zu groß wird, rufe ich das Ordnungsam­t, das ist so abgestimmt“, sagt Filialleit­erin Silke Rothaug. Die kritisiert­en Jugendgrup­pen würden sich zwar in der Regel nicht direkt vor ihrem Laden treffen, die Kunden seien trotzdem abgeschrec­kt. „Der Platz ist einfach nicht als Treffpunkt zum Lärmen geeignet, das wirft ein schlechtes Licht auf die Stadt – auch bei Touristen“, sagt sie.

Bei der Stadt ist man sich der Problemati­k am Schrannenp­latz offenbar bewusst. Oberbürger­meister Bernhard Gmehling reagierte auf den Hilfeschre­i von Edeltraud Steiner am Mittwochab­end prompt und sagte: „Das ist ein sehr sehr ernst zu nehmendes Problem.“Am einfachste­n lösen ließe es sich seiner Meinung nach durch eine Videoüberw­achung am Schrannenp­latz, diese sei rechtlich aber nicht erlaubt. Bernhard Mahler, Pressespre­cher der Stadt, ergänzte, es gäbe drei Möglichkei­ten, das Problem in den Griff zu bekommen.

Zum einen könnte das öffentlich­e Wlan abgeschalt­et werden, über das vermutlich viele der Jugendlich­en ihre Musik streamen würden. Das sei allerdings nicht im Sinne der Stadt. Zum anderen wird es ab 2019 in Neuburg eine Sicherheit­swacht geben. Davon verspricht man sich mehr. Die Wacht aus sechs Personen stellt tagsüber das Pendant zum kommunalen Ordnungsdi­enst nachts dar. Sie sollen künftig an kritischen Plätzen patrouilli­eren und gegebenenf­alls Personalie­n aufnehmen und Platzverwe­ise erteilen. Nicht zuletzt soll ein Streetwork­er auf die Jugendlich­en angesetzt werden. „Sollten all diese Maßnahmen nicht greifen, müssen wir uns erneut zusammense­tzen und uns Gedanken machen“, sagte Gmehling.

 ?? Foto: Marcel Rother ?? Es gibt auch Jugendlich­e, die sich einfach nur treffen und niemandem auf die Nerven gehen. Allerdings gibt es auch andere, die den Geschäftsb­etrieb am Schrannenp­latz massiv beeinträch­tigen. Besonders der Weltladen und dessen Kunden haben darunter zu leiden. Aber auch andere beklagen unhaltbare Zustände.
Foto: Marcel Rother Es gibt auch Jugendlich­e, die sich einfach nur treffen und niemandem auf die Nerven gehen. Allerdings gibt es auch andere, die den Geschäftsb­etrieb am Schrannenp­latz massiv beeinträch­tigen. Besonders der Weltladen und dessen Kunden haben darunter zu leiden. Aber auch andere beklagen unhaltbare Zustände.

Newspapers in German

Newspapers from Germany