Schwere Vorwürfe auch gegen einen Tierarzt
In der Sendung „stern TV“wirft eine Vertreterin einer Tierschutzorganisation einem Tierarzt aus Ingolstadt vor, dass er den Verkauf der Hunde ins Ausland durch gefälschte Impfpässe unterstützen wollte. Die Ermittlungen laufen
Neuburg Hat sich auch ein Tierarzt aus Ingolstadt im Zusammenhang mit dem Tierdrama in Obermaxfeld strafbar gemacht? Dieser Verdacht drängt sich nach der Ausstrahlung des Beitrags über die Hundetragödie am Mittwochabend in der Sendung „stern TV“auf. Dort hat die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“nicht nur den örtlichen Behörden ein grobes Versagen unterstellt. Ohne den Tierarzt, so der Vorwurf einer Vertreterin der Organisation in der Sendung, wäre ein Verkauf der Hunde ins Ausland überhaupt nicht möglich gewesen. Denn ohne die notwendige Tollwutimpfung hätten die Tiere die Grenze in ein europäisches Nachbarland erst gar nicht passieren dürfen.
Der Film war im Grunde eine Bestätigung dessen, was seit Montag deutschlandweit in den Medien zu lesen war. Wie in der
berichtet, hatte eine Anzeige des Hundehalters zum Verkauf von Tieren ins Ausland „Vier Pfoten“auf den Plan gerufen und die Aktion ins Rollen gebracht. Letztlich gelang es bei einem eingefädelten Scheinkauf, sich ein Bild vom heruntergekommenen Zustand des Anwesens und der mitunter nicht minder verwahrlosten Tiere zu machen. Mittlerweile sind über 60 Hunde in Tierheimen in Bayern untergekommen, die meisten in Neuburg.
Dort hat eine Hündin erst am Dienstag neun Junge geworfen. Eine weitere erwartet ebenfalls Nachwuchs. Auf dem Röntgenbild hat der Neuburger Tierarzt Hans Schneemeier, der seit Freitag mit Tierheimleiter Gerhard Schmidt kaum noch Ruhe findet, „mindestens zehn kleine Köpfe“ausgemacht. Damit wächst die Zahl der Hunde, die allein in Neuburg verpflegt werden müssen, auf über 50. Wie viele sich noch auf dem Anwesen in Obermaxfeld befinden, ist da-
Rundschau
Neuburger
nach wie vor nicht eindeutig klar. Schneemeier vermutet, dass dort durchaus noch über 50 Vierbeiner hausen könnten.
In dem Beitrag auf „stern TV“wurde der beschuldigte Tierarzt aus Ingolstadt auch direkt mit den Vorwürfen konfrontiert. Er wies jede Schuld von sich. Vorgeworfen wird ihm, dass er den Eu-impfpass nicht korrekt ausgefüllt haben soll. Das europaweit gültige Dokument muss zum Beispiel die Chipnummer und das Datum, wann die Kennung beim Hund gesetzt wurde, enthalten. Au- muss festgehalten sein, wann – wenn überhaupt – die Tiere gegen Tollwut geimpft wurden. Das muss mindestens drei Wochen vor einem Grenzübertritt erfolgt sein, weil der Körper so lange braucht, um die Antikörper zu produzieren. Im Eu-impfpass, der im Film gezeigt wurde, war ein Datum Mitte Oktober eingetragen. Die Seiten mit der Kennung des Hundes und der Tollwutimpfung müssen vollständig ausgefüllt sein und zum Schutz laminiert werden. Doch die Seiten im Pass, die im Beitrag der Sendung gegegen zeigt wurden, waren weder das eine, noch das andere. Zudem wurde in der Sendung der Eindruck erweckt, dass der Tierarzt die Hunde erst am Tag der geplanten Ausreise geimpft haben soll.
Inwieweit eine strafbare Falschbeurkundung und damit eine Straftat des Tierarztes aus Ingolstadt vorliegt, werde laut Auskunft der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern in Ingolstadt derzeit noch geprüft. Die Rechtslage, so ein Sprecher, sei kompliziert. Doch die Staatsanwaltschaft ermittle jedenßerdem falls nicht nur gegen den Hundehalter, sondern auch gegen den Tierarzt.
Ob überhaupt und wenn ja, auch wann die Hunde geimpft wurden, lässt sich im Übrigen durch eine Blutuntersuchung bei den Tieren ermitteln. Bei der sogenannten Tollwut-titerbestimmung kann festgestellt werden, in welcher Konzentration sich Antikörper im Hundeblut befinden. Diese werden, wie bereits erwähnt, vom Körper erst drei Wochen nach der Impfung produziert.