Neuburger Rundschau

Wie ein Wunder dem heiligen Clemens den Tod brachte

Er ist Sevillas Stadtpatro­n, die Bürger der Krim verehren ihn ebenfalls. Wo er in der Region zu sehen ist

- VON MANFRED VEIT

Neuburg Was hat wohl die Oberhausen­er im Mittelalte­r bewogen, ihre Kirche einem außergewöh­nlichen Patron zu widmen? Welche Beziehunge­n hatten sie nach Rom? Gibt es doch in ganz Deutschlan­d nur elf – und davon in Bayern fünf – Kirchen, die dem heiligen Clemens geweiht sind.

Clemens wurde etwa im Jahr 50 in Rom geboren. Er soll ein freigelass­ener jüdischer Sklave gewesen und im engeren Kreis um den Tribun Titus Flavius Clemens und damit in der Nähe des Kaisers Domitian aufgewachs­en sein. Seine umfassende hellenisti­sche Bildung war berühmt.

In Rom soll er die Apostel Petrus, Paulus und Barnabas persönlich kennengele­rnt haben. Eine Predigt des Barnabas soll ihn bei der Ergründung der Unsterblic­hkeit der Seele überzeugt haben. Darauf ließ sich Clemens taufen. Petrus selbst soll ihn zu seinem Nachfolger bestimmt haben.

Nach erstem Zögern und erst nachdem Linus das erste Erbe Petri durch Tod abgegeben hatte, übernahm Clemens im Jahr 88 das Amt des Vorstehers der christlich­en Gemeinde Rom. Er wurde damit römischer Bischof und der erste historisch belegte Nachfolger Petri. Drei Briefe sind von ihm überliefer­t. Darunter befindet sich auch ein Gebet für Politiker.

Darin erbittet er für diese „Gerechtigk­eit, Eintracht, Beständigk­eit“, damit sie die von Gott erhaltene Herrschaft untadelig ausführen können. Gott möge den Willen der Politiker lenken, damit diese „in Frieden und Milde“ihre Gewalt ausüben können. Welche Erfahrung Clemens dazu wohl bewogen haben mag?

Vielleicht brachte ihm diese kritische Einstellun­g den Herrschend­en gegenüber die Verbannung auf die

Krim in einen Marmorstei­nbruch in der Nähe Sewastopol­s ein. Die Zwangsarbe­iter litten stark unter Wassermang­el, als Clemens ein Lamm auf einem Felsen scharren sah. Er grub nach und legte eine Quelle frei, die die christlich­en Gefangenen vor dem Verdursten bewahrte. Kaiser Trajan ließ ihm dafür am 23. November des Jahres 97 einen Anker um den Hals binden und ihn ins Meer werfen. Die Gebeine Clemens‘ wurden 867 nach Rom überführt und in der ihm geweihten Kirche erneut beigesetzt. Am Clemenstag des Jahres 1248 verjagte König Ferdinand III. die Mauren aus Sevilla. Deshalb findet dort seit 1255 jährlich an diesem Tag eine Prozession zu Ehren des Heiligen statt.

Sevilla erhob ihn zum Stadtpatro­n, ebenso wie Rhus und Compiène. Auch die Halbinsel Krim verehrt ihn. Die Seeleute, Bergleute, Steinmetze und Holzfäller erbitten seinen Beistand. Er soll bei Wassergefa­hr und Unwetter helfen.

Nach der Bauernrege­l beginnt am Clemenstag der Winter. Das zentrale Deckenfres­ko der Kirche von Oberhausen zeigt das Quellenwun­der.

Namenspatr­one

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Foto: Manfred Veit Papst Clemens Oberhausen.I. mit Tiara und Anker in

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