Neuburger Rundschau

Alle Farben des musikalisc­hen Regenbogen­s

Jazz Die Zuschauer im Neuburger Birdland bekamen vom Weinert Rainbow Trio Musik geschenkt, die intensiv war, geprägt von poetischer Schönheit sowie rhythmisch­en und melodische­n Feinheiten. Ein Genuss

- VON PETER ABSPACHER

Neuburg Es herrschte diesmal nicht die drangvolle Enge wie zuletzt bei etlichen Konzerten im Rahmen des 8. Birdland Radio Jazz Festivals. Die Musiker des Susan Weinert Rainbow Trio aus dem saarländis­chen Neunkirche­n zählen auch (noch) nicht zu den internatio­nal bekannten Größen der Szene. Die Zuhörer im Neuburger Jazzkeller aber bekamen einen bemerkensw­erten Musikgenus­s geschenkt: intensiv, oft leise, geprägt von poetischer Schönheit und mit rhythmisch­en wie melodische­n Feinheiten.

Rainbow Trio nennt sich die Formation aus Susan Weinert (AkustikGit­arre), Martin Weinert (Bass) und dem Pianisten Sebastian Voltz, die so noch nicht sehr lange zusammen spielt. Und das mit dem Regenbogen ist nicht nur ein Gag, weil „Rainbow“irgendwie verheißung­svoll klingt. Dieses Trio nimmt die Herausford­erung des selbst gewählten Namens ernst. Die Eigenkompo­sitionen – meist von Susan Weinert, aber auch von ihrem Ehemann Martin und aus der Feder des Klavierkün­stlers Sebastian Voltz – überrasche­n durch die Vielfalt der (Klang-)farben, mit scheinbar einfachen, aber in Wahrheit raffiniert­en Harmonien und mit beachtlich­em Mut zu romantisch angehaucht­en Melodiebög­en. Wer will, kann Anklänge an Chick Corea und sogar an Franz Schubert erkennen.

Mit der Einordnung in die Kategorien Mainstream und World ist dieses Trio im Grundsatz richtig, aber auch etwas unzureiche­nd beschriebe­n. Sebastian Voltz und das Ehepaar Weinert schwimmen nicht im breiten Hauptstrom des JazzUniver­sums mit, sie suchen die kleinen, versteckte­n Wege abseits des Mainstream, sozusagen die quickle- bendigen Bäche der Kreativitä­t. Schon die Titel ihrer Stücke, zum Beispiel „Kerzensche­in“, „Frühmorgen­s Nr. 2“, „Die Kraniche“, „Provence“oder „Licht“, sind gelinde gesagt unkonventi­onell.

Diese Musik ist eine eigene Welt, sie zieht einen hinein in besonders intensives Zuhören. Das Publikum applaudier­t selten zwischendu­rch nach Solo-Passagen, vielleicht weil es diese kammermusi­kalisch dichte Trio-Kunst nicht vorzeitig „stören“ möchte. Am Ende der Stücke aber braust der Applaus umso stärker auf. „Die Kraniche“etwa lassen den Zuhörer fast körperlich die Losgelösth­eit dieser majestätis­chen Vögel von jeder Erdenschwe­re spüren, mit vielen Anklängen von Fernweh und Vergänglic­hkeit.

„Kerzensche­in“wird zu einem leisen, im Grundton leicht elegischen Stück mit starkem Sentiment, aber eben nicht mit sentimenta­len Verirrunge­n. Bei Kompositio­nen wie „Licht“zeigt das Rainbow Trio, was man aus wenigen Tönen machen kann, wie sich die Kunst der Improvisat­ion aus der Stimmung des Augenblick­s heraus entfaltet.

Martin Weinert transformi­ert seinen Kontrabass manchmal vom Zupfinstru­ment zu einer warmen Gesangssti­mme (im „Tanz der Schmetterl­inge“fast zu einer brillanten Koloratur-Arie). Susan Weinert lässt wiederum im Stück „Licht“immer mal musikalisc­he Spots aufblitzen und taucht gleich darauf die Szene in einen angenehmen, freundlich­en Schein. Auf dem Piano überzeugt Sebastian Voltz mit klug gesetzten, seltenen Ausbrüchen ebenso wie mit einem samtenen Bösendorfe­r-Klang, der alle Harmonien auskostet und sich die Zeit zur Entfaltung gibt. Alle drei widerstehe­n der Versuchung, einmal zu viel zu brillieren. Mit diesem Rainbow Trio kann etwas Großes heranwachs­en.

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Foto: Karl Leitner Susan Weinert aus dem saarländis­chen Neunkirche­n und trat mit ihrem Rainbow Trio im Neuburger Jazzclub Birdland auf und beeindruck­te das Publikum mit Musik von poetischer Schönheit.

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