Neuburger Rundschau

Panther in der Herbstkris­e

Eishockey Der ERC Ingolstadt unterliegt den Eisbären Berlin mit 2:4 und muss damit die vierte Niederlage in den vergangene­n fünf Spielen schlucken. Trainer Doug Shedden kritisiert sein Team mit deutlichen Worten

- VON FABIAN HUBER

Ingolstadt Doug Shedden hat es sich angewöhnt, nach Niederlage­n erst einmal zu schweigen. Also zumindest in der Kabine seiner Mannschaft. „Was immer du sagst, wird nicht gut sein. Die Jungs sollten erst einmal eine Nacht drüber schlafen“, sagte ERC Ingolstadt­s Trainer am gestrigen Abend. Eine 2:4-Heimnieder­lage (2:1, 0:1, 0:2) seines Teams gegen die Eisbären Berlin war da gerade einmal 20 Minuten alt, die vierte Pleite in den vergangene­n fünf Partien.

Shedden hätte „seinen Jungs“so einiges erzählen können: dass sie zu viele unnötige Strafen nahmen; dass das Powerplay bescheiden war; dass die Spritzigke­it fehlte. Stattdesse­n blieb der Kanadier seinem Credo treu und hielt sich mit deutlichen Worten zurück, zumindest bis nach der Pressekonf­erenz. „Wir sind ein Durchschni­ttsteam, das einen ziemlich guten Start hatte. Wir müssen sein wie Fabrikarbe­iter, die Overalls und den Stahlhelm anziehen und jede Nacht hart arbeiten“, platzte es da aus Shedden heraus.

In einer beiderseit­s fehlerhaft geführten Partie mussten die Panther früh einem Rückstand hinterherl­aufen: Florian Kettemer überwand mit einem Pass vier orientieru­ngslose Ingolstädt­er, Abnehmer Brendan Ranford schob zum 1:0 ein (10.) – angesichts eines frühen Pfostentre­ffers von Louis-Marc Aubry (5.) eine nicht unverdient­e Gästeführu­ng, die Tyler Kelleher mit einem trockenen Schuss ins kurze Eck nur zwei Minuten später aber sofort wieder egalisiert­e.

Überrasche­nd war dabei, mit wem der Amerikaner den zwischenze­itlichen Ausgleich bejubelte: Kelleher lief neben Tim Wohlgemuth und Laurin Braun in der vierten Linie auf. Trainer Doug Shedden war nach der 2:7-Pleite in Straubing ordentlich mit dem Rotstift durch seine Aufstellun­g gegangen: Jochen Reimer rückte wieder ins Tor, der zuletzt überzählig­e Vili Sopanen gar in die erste Angriffsre­ihe. Benedikt Kohl feierte nach Knieverlet­zung sein Comeback. Aussetzen mussten dafür Simon Schütz (spielte bei Ko- operations­partner Kaufbeuren), Joachim Ramoser und Darin Olver, der sich derzeit noch mit Rückenprob­lemen plagt.

Shedden sollte mit seinen Wechseln zunächst Recht behalten, denn eine seiner neuen Formatione­n kombiniert­e sich noch vor der ersten Pause zur 2:1-Führung durch die Berliner Defensive. Über Jerry D’Amigo und Ryan Garbutt gelangte die Scheibe zu Pat Cannone, der den NHL-erfahrenen Berliner Goalie Kevin Poulin umkurvte und einschob (18.).

Weil sich beide Teams teils unerklärli­che Strafen leisteten, stand die Partie von nun an klar im Zeichen der zwei statistisc­h besten Überzahlre­ihen der Liga (sowohl Berlin, als auch Ingolstadt treffen im Schnitt in rund jedem fünften Powerplay). Garbutt saß draußen, da hämmerte Eisbären-Stürmer Sean Backmann den Puck zum Ausgleich in die Maschen (22.). Und die Panther? Hatten alleine im zweiten Drittel drei Überzahlge­legenheite­n. Zusammenfa­ssung: kollektive Kreativlos­igkeit, Fehlpässe, Abseitsste­llungen en masse. Zwar streifte ein Schuss von Ville Koistinen die Latte (38.); zwar kratzte Kettemer einen Versuch von Mike Collins von der Linie (26.); und Reimer rettete zwischenze­itlich gegen James Sheppard (27.) – wirklich mitreißend aber war diese Partie selten.

Ein volley genommener Abpraller von Frank Hördler kurz nach Ablauf einer Panther-Strafe brachte die Hauptstädt­er schließlic­h auf die Siegerstra­ße (48.), nachdem der ERCI zuvor schon ein doppeltes Unterzahls­piel überstehen musste. Shedden versuchte es noch mit allem, was das Trainerrep­ertoire so hergibt, wechselte erneut seine Reihen, zog Reimer, musste aber zusehen, wie André Rankel nach Puckverlus­t Kelleher in der letzten Minute zum 2:4 traf. „Die Suppe haben wir uns selbst eingebrock­t. Wir haben Strafen gezogen wie die Schulbuben“, resümierte Kohl. Viel Zeit, wieder die Overalls und Stahlhelme überzustre­ifen, bleibt seinem Team nicht. Bereits morgen gastieren die Iserlohn Roosters in der Saturn Arena (19.30 Uhr).

ERC Ingolstadt Reimer – Friesen, Wagner; Edwards, Koistinen; Jobke, Sullivan; Kohl – Collins, Olson, Sopanen; D’Amigo, Cannone, Garbutt; Greilinger, Taticek, Elsner; Kelleher, Wohlgemuth, Braun – Tore 0:1 Aubry (10.), 1:1 Kelleher (12.), 2:1 Cannone (18.), 2:2 Backman (22./PP), 2:3 Hördler (48./PP), 2:4 Rankel (60./EN) –

Zuschauer 3707.

 ?? Foto: Xaver Habermeier ?? Konnte sich nur selten durchsetze­n: Der ERC Ingolstadt, hier Ryan Garbutt, musste sich den Eisbären Berlin mit 2:4 geschlagen geben.
Foto: Xaver Habermeier Konnte sich nur selten durchsetze­n: Der ERC Ingolstadt, hier Ryan Garbutt, musste sich den Eisbären Berlin mit 2:4 geschlagen geben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany