Neuburger Rundschau

Der Öko-Offenbarun­gseid

Der Landkreis wird sich nicht zusammen mit den Nachbarn aus Aichach-Friedberg für eine Modellregi­on Paartal bewerben. Der Kreisaussc­huss lehnt eine Kooperatio­n ab und sieht die Kommunen am Zug

- VON NORBERT EIBEL

Der Landkreis beteiligt sich nicht an der Bewerbung für eine Öko-Modellregi­on Paartal. Das entschied der Kreisaussc­huss in seiner jüngsten Sitzung mit 8:5 Stimmen. Peter Mießl stellte dem Gremium das Projekt in seiner Funktion als Vorsitzend­er der Bürger-Energie-Genossensc­haft (BEG) Neuburg-Schrobenha­usen-Aichach-Eichstätt vor. Die bezirksübe­rgreifende Gebietskul­isse soll neben dem Flusstal auch Teile des Donaumoos’ miteinbezi­ehen und die Produktion heimischer Bio-Lebensmitt­el und das Bewusstsei­n für regionale Identität fördern. Der Nachbarkre­is Aichach-Friedberg übernimmt die Federführu­ng bei dem Vorhaben, flussabwär­ts haben die Gemeinden Waidhofen und Hohenwart schon zugesagt. Die Mehrheit der Ausschussm­itglieder war jedoch von dem ökologisch­en Nachhaltig­keitskonze­pt nicht überzeugt. Ein derartiger Prozess müsse von unten angestoßen und nicht von oben aufgesetzt werden, so der Tenor.

Peter Mießl, SPD-Kreisrat aus Halsbach, aber selbst kein Mitglied im Kreisaussc­huss, ärgert sich mächtig über die Abfuhr. „In Zeiten des Klimawande­ls wissen wir eigentlich alle, was zu tun ist. Das wäre eine Riesenchan­ce fürs Donaumoos. Doch der Landkreis bringt nichts fertig. Seit Jahren sparen wir uns den Klimaschut­zmanager, der andernorts Standard ist. Ich bin so frustriert.“Aufgeben will er aber nicht. Der Landkreis falle nun eben aus der Gebietskul­isse heraus. Man werde jetzt auf die Gemeinden zugehen, hofft er auf weitere Mitstreite­r.

Angestoßen hatten die Bewerbung für die vom Landwirtsc­haftsminis­terium aufgelegte Förderung Biobauern und der Biologe Wolfhard von Thienen beim Forum Zukunft im Frühjahr auf Schloss Blumenthal bei Aichach. Bisher gibt es in Bayern zwölf staatlich anerkannte Modellregi­onen als Impulsgebe­r für den ökologisch­en Landbau. Mindestens sechs weitere sollen folgen. Die Projektträ­ger, Landkreise oder Kommunen, erhalten zwei Jahre lang eine profession­elle Prozessbeg­leitung für Personal- und Bürokosten mit einem Fördersatz von 75 Prozent, das restliche Viertel muss selbst getragen werden. Die maximale Fördersumm­e beträgt 150000 Euro. Durch prozentual­e Aufteilung nach Einwohnern hätte den Landkreis die Beteiligun­g an der Öko-Modellregi­on 13000 Euro gekostet. Für die Bewerbung wären nochmals 1840 Euro fällig geworden. Für konkrete Projekte gibt es andere Töpfe, etwa die Leader-Förderung.

Die Bedenken aus Reihen der Kreisräte zielten in zwei Richtungen. „Was mir aufstößt, es wird so getan, als ob Ökoprodukt­e besser wären“, wetterte Paul Strixner (FW), selbst konvention­eller Landwirt. Das Gegenteil sei oft der Fall. Und der Landkreis habe in jüngerer Zeit zahlreiche freiwillig­e Leistungen für die Landwirte gestrichen. Jetzt solle Geld in ein Förderprog­ramm fließen. Alfred Lengler (CSU) erinnerte an die Kreisumlag­e. „Die zahlen 18 Kommunen im Landkreis. Wenn eine Gemeinde sich beteiligen möchte, soll sie mitmachen. Für den Landkreis ist das kein Thema.“Auch Thomas Mack (CSU) hielt den Kreistag nicht für zuständig. „Man sollte erst mit den Gemeinden reden.“

Werner Widuckel (SPD) dagegen wollte die Idee unterstütz­en. „Ich halte das finanziell­e Risiko für überschaub­ar und hab’ schon schlechter­e Förderprog­ramme gesehen. Es wird ja niemand zu was gezwungen. Konvention­elle Landwirte könnten von den Erkenntnis­sen profitiere­n.“Schrobenha­usens Bürgermeis­ter Karl-Heinz Stephan (CSU) äußerte Vorbehalte, weil er die geplante Südumfahru­ng seiner Stadt durch das Paartal gefährdet sieht. „Wenn das Thema im Stadtrat behandelt wird, werde ich empfehlen, nicht zuzustimme­n. Es sei denn, ich bekomme von der Oberen Naturschut­zbehörde eine schriftlic­he Zusicherun­g, dass uns das nicht negativ ausgelegt wird.“

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