Gemeinsam in die digitale Zukunft
Das Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Ingolstadt wird eine gemeinsame Keimzelle von Uni, Hochschule, Kommune und Wirtschaft. Es geht um mehr als autonomes Fahren
Ingolstadt KI. Diese beiden Buchstaben bestimmen mehr und mehr unsere Zukunft. Denn die wird digital. Und damit getragen von Künstlicher Intelligenz. Der Name „Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz“ist also Programm. Aber die Forschung an Künstlicher Intelligenz soll nicht nur die Technische Hochschule angehen. Obwohl die TH Ingolstadt den Schwerpunkt bildet, sind die Stadt Ingolstadt, das Klinikum, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, das Fraunhofer Institut und, für die Wirtschaft, die AUDI AG und die MediamarktSaturn-Gruppe mit im Boot, wenn das Forschungszentrum im kommenden Jahr vom Stapel läuft.
„Mit im Boot“heißt in diesem Fall, eine Stiftungsprofessur zu finanzieren. Das lassen sich die Beteiligten pro Professur in den kommenden fünf Jahren je eine Million Euro kosten. Das Klinikum ist mit zwei Professuren dabei. Wieso, das erklärte Geschäftsführerin Monika Röther mit der Steigerung der Effektivität bei Diagnose und Früherkennung. „Wir wissen, dass in der Bevölkerung eine gewisse Skepsis gegenüber KI im Gesundheitswesen herrscht.“Da müsse Aufklärungsarbeit geleistet werden. Die KI solle nicht Ärzte und Pfleger ersetzen, sondern diese unterstützen. Die Professuren sollen ermöglichen, dass die Patienten möglichst schnell von den Vorteilen profitieren, die die Digitalisierung mit sich bringt.
Audi und das Fraunhofer Institut, die je eine Professur finanzieren, sehen vor allem Potenzial in der Entwicklung des autonomen Fahrens. Sicherer und mit weniger Staus soll es laut Audi-Produktionsvorstand Peter Kössler vorangehen, wenn das Auto der Zukunft vernetzt sich selbst durch die Welt lenkt.
Die MediamarktSaturn Gruppe sei schon mitten drin in der digitalen Zukunft, sagt Martin Wild, der oberste Innovator des Unternehmens, oder, wie seine Berufsbezeichnung im Englischen heißt: der „Chief Innovation Officer“. Der Handel soll in der digitalen Zukunft dem Verbraucher noch bessere und individueller abgestimmte Produkte anbieten können.
Die Stadt Ingolstadt, mit einer Professur dabei, steht hinter jeglicher Form von Innovation. Denn Ingolstadt will eine digitale Stadt Symbolfoto: dpa/Sven Hoppe sein. Dazu Oberbürgermeister Christian Lösel: „Durch solche Zusammenarbeiten konnten schon Großprojekte an Land gezogen werden. Und schließlich soll die Digitalisierung den Bewohnern unserer Stadt das Leben erleichtern und verbessern.“
Damit es tatsächlich dem Menschen zugute kommt und nicht zu sehr von der Technik getrieben wird, sitzt die KU mit einem Professurpaket mit im Boot. Digitalisierung ja, Künstliche Intelligenz sowieso. Aber immer im Dienste des Menschen. Daran arbeitet die KU schon mit Nachdruck. Und dieser Blickwinkel sei ein ganz wichtiger im geplanten Forschungszentrum, so KU-Präsidentin Professorin Gabriele Gien: „Die Fragen zur Digitalisierung, und wie sie sich in der Berufswelt und in der Ausbildung auswirkt, sind auch im geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich ein zentrales Thema geworden.“
Neben den sieben Stiftungsprofessuren, zu denen auch immer ein wissenschaftlicher Mitarbeiter zählt, kommt Geld vom Freistaat, mit dem erst einmal fünf Professurenpakete finanziert werden können. Paket heißt, dass die Arbeit eines Professors mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter für fünf Jahre finanziert ist. Los gehen soll es im kommenden Jahr. Heimat wird zuerst die THI sein, später möglicherweise das digitale Gründerzentrum. Im ersten Quartal wird das Forschungszentrum gegründet, anschließend findet die Stellenausschreibung statt. Damit die Arbeit schnell beginnen kann, wird sie mit vorhandenen Ressourcen der Hochschule und der Universität parallel dazu bereits beginnen. Das Forschungszentrum in Ingolstadt ist dann Teil eines Netzwerkes, das die bayerische Staatsregierung und auch der Bund fördern. Denn KI gibt es schon lange. Die zunehmenden Rechnerleistungen lassen heute nur viel mehr zu als früher. „Die Deutschen waren mal ganz vorne dabei. Inzwischen wurden wir allerdings von China und den USA in diesem Bereich überholt“, berichtete THIPräsident Walter Schober. Durch die staatliche Förderung solle verlorenes Terrain zurückerobert werden. Und Ingolstadt ist eine der Forschungszellen, die das bewerkstelligen werden. Um dann Forschungsergebnisse schnell in die Anwendung zu bringen. Das aber ist eine andere Geschichte.