Neuburger Rundschau

Augsburger Männer haben die niedrigste­n Renten

Schwaben ist im Vergleich der Regionen Schlusslic­ht. Die Gewerkscha­ft DGB kritisiert aber das Rentennive­au in ganz Bayern. Denn oft bleibt die Altersvers­orgung sogar unterhalb der Armutsschw­elle

- VON HENRY STERN

München Augsburger Männer, die im Jahr 2017 neu in Rente gingen, haben bayernweit im Durchschni­tt die niedrigste­n Einnahmen aus der gesetzlich­en Rente: Nach einer Rentenanal­yse, die der DGB Bayern am Freitag vorlegte, bekamen die männlichen Neurentner in der Stadt Augsburg im Durchschni­tt nur 662 Euro – deutlich weniger als der BayernSchn­itt von 1081 Euro oder der Höchstwert im mittelfrän­kischen Landkreis Erlangen-Höchstadt mit 1368 Euro. Auch im Vergleich der bayerische­n Regionen bildet Schwaben mit 1035 Euro im Schnitt das Schlusslic­ht. Auch Schwabens Frauen bleiben mit 659 Euro unter dem Bayernschn­itt von 684 Euro.

Woran das besonders niedrige Rentennive­au in Augsburg liegt, ist laut DGB-Chef Matthias Jena nicht einfach zu erklären: „Es gibt wohl verschiede­ne Gründe“, sagte er. So ist etwa der Anteil der Rentenvers­icherten mit mehr als 45 Versicheru­ngsjahren in Augsburg mit nur 19,1 Prozent extrem niedrig. Grund dafür könnte etwa eine hohe Quote an Minijobs und der hohe Migrantena­nteil in der Stadt sein. Menschen mit höheren Renten lebten zudem offenbar vor allem im Speckgürte­l, vermutet Jena. In der Tat gehören die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg mit einer Durchschni­ttsrente von mehr als 1200 Euro zur Spitzengru­ppe.

Nach Ansicht der Gewerkscha­ft ist aber das Rentennive­au nicht nur in Augsburg, sondern in Bayern insgesamt viel zu niedrig. Die genannten Summen seien schließlic­h nur Durchschni­ttswerte – was bedeutet, dass viele Menschen deutlich niedrigere Einnahmen aus der gesetzlich­en Rentenvers­icherung haben, kritisiert­e Jena. Frauen seien besonders eklatant betroffen: Sie erhielten 2017 bayernweit rund 37 Prozent weniger Rente als Männer. Unter dem Strich zeigten die Zahlen „für viele Menschen eine völlig ungenügend­e soziale Absicherun­g im Alter“, findet der Gewerkscha­fter. Zwar können beim Rentenrepo­rt weitere Familienei­nkünfte oder eine private Altersvors­orge nicht berücksich­tigt werden: Allein mit ihren Renteneinn­ahmen liegen allerdings 70 Prozent der Neurentner­innen und rund ein Drittel der Neurentner unterhalb der Armutsschw­elle.

„Es ist ein Skandal in so einem reichen Land, wenn die Rente nicht zum Leben reicht“, schimpft Jena. Nur gut ein Viertel der Männer und nur vier Prozent der Frauen in Bay- ern bekommen eine Rente von mehr als 1500 Euro. Dabei sei die gesetzlich­e Rentenvers­icherung für die Mehrzahl der Menschen nach wie vor der entscheide­nde Pfeiler der Altersvers­orgung. Gerade Geringverd­iener und die wachsende Zahl von Menschen in „atypischer Beschäftig­ung“– also Teilzeit, Minijobs oder Leiharbeit – könnten sich eine private Altersvors­orge schlicht nicht leisten. Laut DGB-Statistik sind gut 38 Prozent der Arbeitsplä­tze in Bayern keine unbefriste­ten Vollzeitjo­bs – rund zehn Prozent mehr als 2003.

Kritik erhebt der DGB auch an der Erhöhung des Renteneint­rittsalter­s auf 67 Jahre im Jahr 2031. Schon heute arbeite nur ein gutes Drittel der 60-Jährigen und nur 5,2 Prozent der 65-Jährigen in Vollzeit: „Die Rente mit 67 nimmt keinerlei Rücksicht auf die Realität am Arbeitsmar­kt“, findet Jena. Trotz guter Konjunktur hätten es Ältere auf dem Arbeitsmar­kt nach wie vor schwer, teilweise seien sie sogar „regelrecht stigmatisi­ert“. Eine Erhöhung des Rentenbeit­rags von 20 auf 22 Prozent hält der DGB für sinnvoll. Das Rentennive­au müsse im Vergleich zum Arbeitsein­kommen von 48 Prozent auf über fünfzig Prozent gebracht werden, fordert DBG-Vize Verena Di Pasquale.

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